Scheuen-Verlag, Küchenshagen 2003, 355 S., 9,90 Euro
Veröffentlicht im Reiki-Magazin Nr. 2/2005
Karin Hinse ist eine Zweiflerin. 1991 ist die Verwaltungsangestellte von Münster via Bonn nach Schwerin gekommen. Mit neuer Liebe, getrennt nach 14 Jahren Ehe, gibt es manche Schwierigkeiten in ihrem Leben: Da ist die fehlende Akzeptanz der Aufbauhelferin bei ihren "Kollegen Ost", die gesundheitlichen Probleme einer sich selbst überfordernden Frau Ende 30, die Trennungsschmerzen der liebenden Mutter von ihrer pubertierenden Tochter.
In dieser Zeit öffnet sich die rational veranlagte Frau alternativen Methoden. Nach guten Erfahrungen mit der Fußreflexzonenmassage begegnet ihr Reiki. Auf der Suche nach einem Kurs ist ein Meister nicht auffindbar, eine andere Meisterin entpuppt sich als esoterischer Scharlatan, bis die Autorin schließlich fündig wird und ihren Reiki-Weg beschreitet.
All dies beschreibt Karin Hinse in ihrem Erstlingswerk in romanhaft-biografischer Form. Manchmal mit Witz, zuweilen mit stilistischen Schwächen, die ein guter Lektor hätte ausbügeln können. Aber immer als greifbarer Mensch mit seinen Stärken und Schwächen. Streitgespräche zwischen "Mr. Verstand" und "Innerer Stimme" geben den Passagen der Selbstreflexion die richtige Würze.
Den Ablauf ihres ersten Reikikurses beschreibt die Autorin aus Schülersicht angenehm nachvollziehbar – unklar bleibt lediglich, dass sie an jedem der beiden Kurstage zwei Einweihungen bekommen haben will, aber nur jeweils eine stattzufinden scheint. Nicht jeder Reiki-Meister mag sich in allen Äußerungen der Lehrerin Karin wiederfinden; so kann ich beispielsweise nicht die Ansicht teilen, dass ein Schüler erst nach Abschluss des Kurses Reiki geben kann – für mich fließt die Energie bereits nach der ersten Einweihung. Doch sind die meisten Erläuterungen sehr klar und bodenständig, wodurch dieses Buch wie nebenbei eine wundervolle Alternative zum klassischen Lehr- und Einführungswerk wird.
Die Prozesse der Autorin bleiben stets nachvollziehbar: von der Entrümpelung und Einrichtung ihres eigenen Zimmerchens, den gemeinsamen Experimenten mit einer guten Freundin und den Veränderungen im Arbeitsumfeld sowie schließlich der langsamen Annäherung an ihre Tochter. Die liebevolle Unterstützung auf ihrem Weg durch den Lebensgefährten, der als Kriminalkommissar die Entwicklung mit kritischen Augen begleitet, ist dabei eines der größten Geschenke und kann als Beispiel für eine Beziehung dienen, die Raum für Wachstum lässt.
Karin Hinse hat mit "Die Zweiflerin" das mittlerweile dritte Buch auf dem deutschsprachigen Markt vorgelegt, das ich in die Rubrik "Reiki-Roman" einordnen würde. Für mich ist es trotz kleiner Abstriche das bislang Gelungenste – dazu eines, das sich wunderbar als Geschenk für Freunde eignet, die sich für Reiki interessieren, aber den Zugang weniger durch ein trockenes Lehrbuch als vielmehr durch eine berührende Lebensgeschichte finden können. Da das Buch mit der Entscheidung der Autorin endet, den zweiten Grad zu lernen, sollte es mich nicht wundern, wenn eines Tages die Fortsetzung erscheint. Schließlich wurde aus der Zweiflerin mittlerweile eine Reiki-Lehrerin.
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