93 Seiten, 10,95 €
In der „Australian School of Traditional Reiki“ von Marianne Rink veröffentlichte der Autor Trevor Gollagher sein Buch „Reiki – A Gift from the Universe“. Simone Kleemann inspirierte dieses Buch zu einer deutschen Adaption, und sie überarbeitete die Textfassung immer wieder gemeinsam mit Marianne Rink. Das Ergebnis halte ich nun in meinen Händen.
Es ist ein weiteres Reiki-Grundlagen-Buch mit den üblichen Inhalten. Als Reiki-Praktizierender oder gar -Meister, der sich als Autor versteht, liest man doch sicher auch Reiki-Bücher anderer Autoren – und könnte so eine Haltung dazu entwickeln, ob das, was man zu sagen hat, wirklich so verschieden oder innovativ ist, verglichen mit dem, was es bereits auf dem Markt gibt … und sich dann die Frage stellen, ob es sich so gesehen wirklich lohnt, ein weiteres Reiki-Buch herauszubringen. Ich finde, dass man heutzutage eine solche Selbstüberprüfung erwarten könnte, angesichts der Tatsache, dass immer weitere Grundlagenbücher zu Reiki herauskommen – mal besser, meist aber eher schlechter, zumindest überwiegend unnötig, da die Inhalte schon hundert Mal an anderen Stellen veröffentlicht wurden. Ich wünsche mir für die Zukunft mehr Kreativität in Reiki-Büchern, mehr persönliche Erfahrungen und Geschichten oder auch tiefere, spirituell-philosophische Auseinandersetzungen mit dem Thema Reiki.
Beide Autorinnen sind nach den Standards des Reiki Network ausgebildet. Sie sind wahrscheinlich hervorragende, kompetente Reiki-Lehrerinnen – was aber nicht bedeutet, dass sie deshalb auch gute Autorinnen sind. Mittels eines Buches Menschen zu inspirieren, anstatt darin lediglich Wissen weiterzugeben, ist eine besondere Kunst, die hier leider nicht kultiviert wurde.
Nur damit ich richtig verstanden werde: „Reiki – Ein Geschenk des Universums“ ist inhaltlich betrachtet insgesamt okay. Es reiht sich aber ein in den Stapel wenig bedeutsamer Reiki-Bücher, von denen mittlerweile viele mein Regal füllen. Von der Reiki-Legende über Bilder zur Reiki-Behandlung, Chakren und ein Kapitel über die Reiki-Grade, wie sie in der „Australian School of Traditional Reiki“ gelehrt werden – alles ist dabei.
Auch wenn das Buch prinzipiell inhaltlich in Ordnung ist, gibt es vor allem eine Textstelle, die mich als Sozialpädagogin aufschrecken lässt. Im Kapitel zu den Reiki-Graden, wo es um die Wirkung der Symbole des zweiten Grades geht, ist Folgendes zu lesen: „Es [das zweite Symbol, Anm. d. Rezensentin] schützt, indem es Disharmonien zerstreut. Ich habe einige Frauen in häuslichen Gewaltsituationen, die in mein II. Grad Seminar kommen, nur um das 2. Symbol zu lernen. Sie haben dieses Muster von Energie benutzt, auf dem Weg wie sie es gelernt haben und fanden, die disharmonische Absicht von dem Gewaltanwender wurde zerstreut, die Gewaltsituation entschärft.“ (S. 82)
Es ist eine gute Sache, wenn Gewaltsituationen mit Hilfe eines Reiki-Symbols entschärft werden können, doch sind grundlegend andere Dinge in der Beziehung schon längst im Argen, wenn es überhaupt zu gewalttätigem Verhalten kommt. Frauen in einer solchen Situation fällt es meist schwer, sich von ihrem Peiniger zu befreien und nicht weiterhin der Vorstellung zu erliegen, dass sie es ja „verdient“ hätten, geschlagen zu werden. Ob Reiki bzw. das zweite Symbol hier langfristig und dauerhaft vor Gewalt schützen kann, bezweifle ich. Meiner Erfahrung nach brauchen diese Frauen oft konkrete Unterstützung und Hilfe, um sich von ihrem Peiniger zu befreien und ihr Selbstbewusstsein wieder zu stärken. Das „Licht-und-Liebe-Mäntelchen“ über eine solche Situation zu legen, halte ich nicht für sinnvoll.
Zusammenfassend ein Buch, das man nicht unbedingt braucht und das, wie viele andere, ähnliche Bücher, wenig bedeutsam ist.
Einschätzung der Reiki Magazin Redaktion: Kaum inspirierend!