Windpferd Verlag, Aitrang 2004, 608 S., 24,90 Euro
Veröffentlicht im Reiki-Magazin Nr. 3/2005
Walter Lübeck gilt als einer der meistpubliziertesten Reiki-Autoren weltweit. Mark Hosak wurde nicht nur von ihm zum Reiki-Meister ausgebildet, sondern ist zudem Doktorant im Bereich Ostasiatische Kunstgeschichte, Kampfkunstlehrer und Kalligraph. Gemeinsam haben sie das vorliegende Buch über die spirituelle Tradition der Symbole und Mantras des Usui-Systems verfasst, ein Gedanke, mit dem Walter sich seit Mitte der 90er Jahre getragen hat.
Das Ergebnis sprengt mit seinen über 600 Seiten alle bisherigen Reiki-Publikationen. Der erste Teil mit drei von insgesamt 22 Kapiteln stellt Symbole und Mantras als Werkzeuge spiritueller Energiearbeit vor, gefolgt von Hinweisen auf Fehler oder effektive Anwendungen bei der Symbolarbeit und einem Kapitel über Reiki-Einweihungen. Dabei werden bereits einige Punkte differenziert thematisiert, die in der Reiki-Gemeinschaft öfter diskutiert werden, wie zum Beispiel verschiedene Arten von Einweihungen wie Selbst- oder Fußeinweihungen.
Der zweite Teil des Buches umfasst den ostasiatischen spirituellen Hintergrund des traditionellen Usui-Systems der natürlichen Heilung. Der esoterische Buddhismus, Taoismus, Shamanismus, Shinto sowie die japanische Magie des Shugendô werden inhaltlich, in ihren Wurzeln, wechselseitigen Verbindungen sowie den Geschichten einiger ihrer herausragenden Vertreter vorgestellt.
Wer sich durch diese 170 Seiten liest, erfährt vieles über den Kontext, aus dem heraus Mikao Usui sein System entwickelt hat, begegnet der Darstellung zahlreicher Lichtwesen, dem Medizinbuddha, Mudras, der Schutzmeditation Kuji Kiri und Geschichten über den Kurama-Berg, auf dem Usui meditiert und Reiki empfangen hat.
Bis zu dieser Stelle werden den interessierten Lesern bereits zahlreiche Übungen an die Hand gegeben, um die Informationen auch praktisch nutzen zu können. Um den Überblick nicht zu verlieren, gibt es am Anfang des Buches ein Übungsverzeichnis – ein weiterer Pluspunkt dieses Werkes.
Mittlerweile ist klar, dass sich dieses Buch von allen anderen unterscheidet, in denen Symbole oder Mantren des zweiten und dritten Grades publiziert wurden. Anstatt sich auf esoterisch-schwammige Formulierungen zurückzuziehen, also auf Aussagen wie z. B. "Im Zeitalter des Wassermanns darf es keine Geheimnisse geben", zeigen Mark Hosak und Walter Lübeck vielmehr, dass es ihnen um fundierte Informationen mit größtmöglicher Tiefe und zum besten Nutzen aller Reiki-Praktizierenden geht. Zudem wurde auf jegliche Effekthascherei verzichtet und das Cover mit eher neutralen Symbolen gestaltet.
Da selbst in einigen Reiki-Büchern (vgl. z. B. "Reiki-Essenz" von Diane Stein, siehe Rezension, Ausgabe 2/05) die Symbole bereits stark verfälscht oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt dargestellt sind, kann ein Werk wie das vorliegende von großem Nutzen sein. Zumal die Autoren immer wieder auf die Bedeutung der korrekten Ausführung der Symbole und Mantren hinweisen: "Wie jeder weiß, kann ein Schlüssel ein Schloss nicht aufschließen, zu dem er nicht passt." (S. 29) Oder "dass durch die beabsichtigte oder auch unbeabsichtigte Veränderung der Reiki-Symbole in einer nicht den spirituellen Regeln der Tradition entsprechenden Form die Wirkung geschwächt wird oder gar verloren gehen kann." (S. 259)
Um dies zu verhindern, wendet sich der dritte Buchteil somit auf 130 Seiten dem zu, was alle Leser erwarten: den fünf Symbolen des Usui-Systems, gefolgt von einem langen Exkurs zum Thema Kalligraphie. Jedes der fünf Symbole – die drei des zweiten Grades, das Meister- sowie das Reiki-Symbol selbst – werden differenziert erklärt: die zugrunde liegenden Schriften und ihre Herkunft, Aussprache und Bedeutung, Funktion und Wirkung sowie zahlreiche Zusammenhänge. Für Reiki-Meister, die bislang keine Symbole-Workshops besuchen konnten, wie sie beispielsweise Fokke Brink oder Don Alexander seit Jahren anbieten, sind diese Ausführungen ein absolutes Muss! Sehr faszinierend sind auch die Ausführungen zum Thema Meistersymbol und Einweihungen. Gerade Reiki-Menschen, die gern mit Lichtwesen arbeiten, finden hier endlich die Zusammenhänge, die bislang mit Symbolgestalten der christlich-esoterischen Richtung wie Engeln und Aufgestiegenen Meistern nur notdürftig, aber nicht wirklich schlüssig überdeckt wurden. Das Lichtwesen Dainichi Nyorai wird nunmehr zum zentralen, wenn auch nicht einzigen Bezugspunkt.
Der letzte Teil des Buches – vor dem Anhang mit Bibliographie, Literatur- und Quellenverzeichnis – ist mit "Spirituelle Kosmologie und Esoterisches Hintergrundwissen" betitelt. Hier geht es um zahlreiche Themen wie Magie, Aura, Chakras oder Erleuchtung. Vieles davon betrifft eher Anfänger auf diesem Weg, das letzte Kapitel über die Integration spirtueller Erfahrungen ist allerdings für alle von großer Bedeutung.
Nichtsdestotrotz weist gerade dieser nicht wirklich mit dem Thema zusammenhängende Teil auf das einzig wirkliche Manko dieses Werkes hin: es kann seine Leser schlichtweg erschlagen und relevante Informationen und Übungen in seiner schieren Masse untergehen lassen. Für mich sind es drei Bücher in einem: eines über die ostasiatischen sprituellen Hintergründe, das darauf aufbauende eigentliche Buch über die Symbole sowie der für alle Esoteriker interessante Teil der spirituellen Kosmologie. Reiki-Praktizierende des zweiten oder dritten Grades, die sich davon nicht abschrecken lassen und der Bearbeitung dieses Buches viel Zeit schenken, werden sicher reich belohnt werden.
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Vor einiger Zeit kaufte ich dieses Buch, da ich die Symbole in geschriebener Version haben wollte. Einige zusätzliche Infos sollten nicht schaden, dachte ich. Die Rezension kann ich vollständig unterstützen. Es sind sehr viele Infos, die einen aber auch erschlagen können. Deswegen lese ich in kleinen Abschnitten und werde die Übungen gesondert davon vornehmen. Manchmal springe ich auch einfach zu den Kapiteln, die mich gerade interessieren. Also meines Erachtens nach auch als Nachschlagewerk zu empfehlen.