Unter dem Titel "Obskurantismus an deutschen VHS – Staatlich geförderte Volksverdummung: Stichprobe in Sachsen" prangert der "humanistische pressedienst" das Angebot von Reiki und anderen Formen alternativer Heilmethoden an Volkshochschulen an. Garniert ist der Artikel zur passenden Einstimmung seiner geneigten Leser mit dem Foto einer Voodoo-Puppe – somit ist gleich klar, in welchen Kontext der Autor Homöopathie, Feng Shui oder Reiki einordnet. Letzteres gar unter die "absurdesten Angebote von allen".
Dabei wurden die Volkshochschulen in Sachsen mit Fragen konfrontiert darüber, welche wissenschaftlichen Grundlagen den Lehrangeboten zugrunde liegen, welche medizinische Wirksamkeitsnachweise erbracht wurden oder ob die VHS-Lehrangebote eine Qualitätskontrolle durchlaufen. Durchaus Fragen, die aus meiner Sicht im Sinne von Qualitätssicherung angebracht sein können.
Problematisch an diesem Artikel ist allerdings die eingegrenzte Sichtweise des Autors Andreas Dietz aus Meißen, die im Grunde schon die Antwort auf alle Fragen gleich mitliefert:
Dabei sollte jedem auch nur halbwegs gebildeten Menschen klar sein, dass Lehrangebote wie Handauflegen oder Heilung durch Steine eher zur Volksverdummung, denn zur Volksbildung beitragen.
Eine kurze Suche nach dem Namen des Autors im Kontext von Meißen brachte sowohl Hinweise auf einen Gymnasiallehrer (Ethik) als auch einen HNO-Arzt. Ergiebiger war die Recherche bezüglich des humanistischen pressedienstes: Dahinter steht die Humanistische Arbeitsgemeinschaft (HUMAG GbR), deren Gesellschafter die Giordano Bruno Stiftung (GBS) und der
Humanistische Verband Deutschlands (HVD) darstellen. Hier geht es also um eine dezidiert religionskritische Ausrichtung und ein Engagement für eine "Leitkultur Humanismus und Aufklärung" (vgl. Wikipedia).
Der erste Eindruck, dass sich hinter dem hpd eine kirchliche Organisation verbergen könnte, die auf diesem Weg wieder einmal gegen die "Sekten-Gefahr" herzieht, trügt also. Es ist der "Freigeist", der sich stattdessen dem Diktat der Wissenschaftsmedizin (umgangssprachlich "Schulmedizin") unterwirft. So wird denn eher die Konkurrenz der alternativen Heiler angegangen, die von immer mehr Menschen aufgesucht werden: "Viele Heilpraktiker leben davon, dass sie ihre pseudowissenschaftlichen Lehren gegen Bezahlung auf
dem Markt darbieten."
Wirklich schade für unsere Skeptiker, dass die Menschen der VHS Bestnoten gaben, also mit dem bunten Treiben "der Hand-, Geist-, Stein- und Verdünnungsheiler, der Entschlackungskünstler und Möbelrücker" scheinbar zufrieden sind.
Hier geht es zum Artikel beim hpd.
Lieber Frank 🙂
den im Titel verwendeten Begriff "Obskurantismus" finde ich in dem Kontext besonders drollig, leitet er sich doch ab von lat. obscurare, »verdunkeln« … und das ist ja wohl eher der Job von Schergen wie jenen des "hpd" … in Reiki konnte ich bislang noch nicht allzuviel Verdunklung bemerken … da wird es meist hell, oder? Die direkte Herkunft des Begriffs "Obskurantismus" (Anti-Aufklärertum) liegt im philosophischen Konzept der Aufklärung begründet, die ja eine Herrschaft der Vernunft "als Ausweg des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" (Kant) erzeugen wollte, um die Menschen vom Glauben an mittelalterliche kirchliche Dogmen zu befreien. Hier geht es also darum, die Versuche der Kirche zu brandmarken, die Menschen wieder in "obskuren" (also verdunkelten) Aberglauben zurück zu ziehen und die erhellenden Flammen der Aufklärung wieder zu ersticken. Das ist allerdings über 200 Jahre her und inzwischen sind die einst so wertvollen Gedanken der Aufklärung tatsächlich zu toten kalten Werkzeugen in den Händen profitgeiler Organisationen im Dienste der Pharmakonzerne und Ärztelobbys verkommen. Der für seine Überzeugungen auf den Scheiterhaufen gegangene Giordano Bruno würde vermutlich im Grab rotieren, wenn er wüsste, was "seine" Stiftung so treibt …
Früher, als ich noch in Oberbayern gewohnt habe, war es damals allerdings dort die Kirche, die Reikikurse in den lokalen VHS verhindert hat … so sind halt die lokalen Unterschiede … im weitgehend kirchenfreien Osten sind es dann eben die "Humanisten" … aber egal wie: es sind im Hintergrund immer die gleichen Strippenzieher, die diese Hampelmänner – ob weltlich oder kirchlich – in Bewegung halten …
Interessant finde ich allerdings an der heutigen Zeit, dass immer mehr Menschen lieber ihrer eigenen Intuition vertrauen und sich das holen, was sie vom Herzen, vom Lebendigen her anzieht … in meiner Online Reikischule stelle ich das ja auch fest, dass immer wieder Menschen kommen, die mir sagen, dass sie so froh sind, dass sie sich das gegönnt haben, obwohl ihnen einige Leute vorher gesagt haben, das sei doch Quatsch und könne nicht funktionieren … In diesem Sinne: "Und sie bewegt sich doch" (Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen)
Alles Liebe,
Alexander Gottwald
Liebe Leute,
das ist ja nett, mit welcher Akribie versucht wird, die Identität des Autors aufzudecken (es ist keiner Ihrer Vorschläge) sowie vermeintliche "Strippenzieher" und "Hampelmänner" sehen zu wollen. Natürlich steckt auch gleich eine Verschwörung "profitgeiler Organisationen" hinter meinem Artikel. Einfach köstlich auch, in einem von religionskritischen Verbänden getragenen Nachrichtendienst eine "kirchliche Organisation" zu vermuten.
Gegenvorschlag: Wenn Sie sich die Kritik schon annehmen wollen (angesprochen fühlen sollten sich die Volkshochschulen), dann argumentieren Sie doch in der Sache. Bitte weisen Sie die Wirkung ihrer Heilpraxis nach. Führen Sie Belege an, wissenschaftliche Studien, aus denen hervorgeht, dass Handauflegen wirksam ist.
Sehr richtig sind Ihre Ausführungen zum Begriff Obskurantismus:
Zitat: "Hier geht es also darum, die Versuche der Kirche zu brandmarken, die Menschen wieder in "obskuren" (also verdunkelten) Aberglauben zurück zu ziehen und die erhellenden Flammen der Aufklärung wieder zu ersticken."
Ich habe den Titel des Artikels sehr bewusst gewählt. Auch bei den von mir kritisierten Heilmethoden handelt es sich m.E. um Tendenzen, die Menschen wieder in einen irrationalen Glauben zurückzuziehen. Ob es sich bei irrationalen und unwissenschaftlichen Lehrgebäuden um religiösen, parapsychologischen oder sonstwie esoterischen Glauben handelt, spielt für einen Aufklärer keine Rolle.
Ich unterstelle Ihnen selbst – persönlich – keine Profitgier, auch wenn ich weiß, dass viele alternative Heiler von ihrer Praxis leben. Ich gestehe Ihnen auch eine Wahrhaftigkeit zu, d.h. ich unterstelle Ihnen nicht, die Menschen bewusst verdummen zu wollen. Vermutlich sind Sie redlicherweise bemüht, mit den Mitteln, an deren Wirksamkeit Sie glauben, Menschen zu helfen.
Allerdings sollte Ihnen bewusst sein, dass die tatsächliche Existenz und Wirkung einer "universellen Energie" objektiv nicht nachgewiesen ist. Und solange Ihnen das nicht gelingt, ist jede Kritik von skeptischen Aufklärern berechtigt und notwendig.
In diesem Sinne – herzliche Grüße
Andreas Dietz
Hallo zusammen,
wenn der Referent diese These als Provokation bzw. zur anschließenden Widerlegung aufstellt, dann kann man zwar sich über diese Art der Veröffentlichung streiten, aber eine gewisse Berechtigung hätte sie in dem Fall dann vielleicht schon.
Allerdings finde ich das Verhalten und das Ergebnis leider sehr fragwürdig. Wahrscheinlich hat der Referent selber schlechte persönliche Erfahrungen mit alternativen Heilmethoden gemacht oder leidet darunter, das er selber nicht sensitiv genug für diese Methoden ist.
Was der rationel denkende Mensch nicht wissenschaftlich versteht, lehnt er ab, weil er es als eine Beleidigung seiner Intelligenz sieht. Ich vergleiche dies sehr häufig mit Fremdsprachen: Chinesisch oder Kisuahelisch ist ebenfalls existent auch wenn ich die Sprache nicht verstehe. Und selbst Goehte wußte schon, das es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir verstehen und erkennen.
Widerstand und die Versuche alternative Methoden schlecht zu machen oder abzuwerten, gab es immer und wird es immer geben. Akzeptieren wir diese Meinungen und schenken ihnen nicht all zu viel Aufmerksamkeit sondern widmen wir uns lieber uns selbst.
Herzliche Grüße
Frank
Wenn Reiki so beurteilt wird, neige ich dazu, zu vermuten, dass hier Reiki nicht erfahren sondern nur erschnuppert wurde. Deshalb biete ich dem Autoren – egal ob nun Lehrer oder HNO-Arzt – eine Woche intensive Reiki-Anwendung bei mir bzw. durch mich an. MEin Arzt ist damit einverstanden…
(Das Angebot ist ernst gemeint!)