LIT Verlag, 611 Seiten, 59,90 Euro
Es gibt eine neue Art von Büchern und Texten über Reiki. Dabei handelt es sich um Werke, die nach wissenschaftlichen Maßgaben verfasst wurden. Soll man das nun gut finden oder nicht? Ich finde es gut: ein neuer, gesellschaftlich wichtiger Bereich, in den Reiki vordringt!
„Wissenschaftlich“ muss ja nicht gleich „langweilig“ bedeuten – sondern kann, vor allem, wenn Texte auf den Punkt gebracht und nicht zu geschwätzig oder zu intellektuell sind, viele Vorteile haben. Einer davon ist, dass nicht einfach irgendwelche Behauptungen aufgestellt werden, sondern dass alle berichteten Fakten und Zusammenhänge ausreichend geprüft wurden. Und dass Interpretationen (also Sichtweisen) und Thesen (also „Angenommenes“) auch als solche dargestellt werden, und nicht einfach als „Wahrheit“ präsentiert werden.
Auf dem Usui-Symposium 2015 in Berlin hielt der Reiki-Praktizierende und Doktorand Justin Stein (Universität Toronto) einen viel beachteten Vortrag über Mikao Usui, den das Reiki Magazin ab der kommenden Ausgabe veröffentlicht. Reiki-Meister und Bibliothekswissenschaftler Robert Fueston hat kürzlich ein Werk über die Geschichte von Reiki veröffentlicht (das Reiki Magazin berichtet in der kommenden Ausgabe). Und die Anthropologin Dori-Michelle Beeler schrieb ihre Doktor-Arbeit an der Durham-Universität, England, mit dem Titel „An Ethnography of Reiki Practice in Britain“ (dtsch.: Ein völkerkundlicher Überblick über die Reiki-Praxis in Großbritannien).
Bei dem Buch, um das es nun in dieser Rezension geht, handelt es sich um die weltweit erste in englischer Sprache erschienene Doktorarbeit über Reiki, mit dem Titel „Reiki – The Transmigration of a Japanese Spiritual Healing Practice“ (dtsch.: Reiki – Die Wanderung einer japanischen, spirituellen Heilmethode). Das Buch erschien im Frühjahr 2016, der Autor ist Reiki-Meister Dr. Jojan Jonker aus Holland, von der Radboud-Universität Nijmegen. Es ist das erste wissenschaftliche Werk, in dem Reiki nicht einfach als Beispiel für einen anderweitig diskutierten Aspekt angeführt wird, sondern in dem Reiki selbst Hauptthema des gesamten Werkes ist. Dies ermöglicht es, so Jojan Jonker, von nun an auch akademische Diskussionen über Reiki zu führen.
In dem mehr als 600 Seiten starken Buch beschreibt der Autor die Reiki-Methode zunächst als eine im Japan der 1920er Jahren angesiedelte, spirituelle Heilmethode – und verortet sie innerhalb des dazugehörigen sozio-kulturellen Zusammenhangs. Er beschreibt dann die Entwicklung der Reiki-Methode im Laufe der „Wanderung“ in die USA (in den 1930 Jahren) bis schließlich nach Europa (in den 1980 Jahren).
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Eine Grundthese des Buches ist, dass zahlreiche Aspekte gelebter Spiritualität mit den Gewohnheiten und dem Umfeld des Praktizierenden zu tun haben – und also, wie im Falle der Reiki-Methode, nicht in vollem Umfang mit der dazugehörigen Praxis „mitwandern“, sondern sich vielmehr in neuen sozio-kulturellen Umfeldern, an neuen Orten, mit neuen Praktizierenden, in vielen Aspekten auch neu formieren. Was Reiki betrifft, so scheint dies, wie wir weltweit sehen können, tatsächlich so geschehen zu sein – und weiterhin so zu geschehen. Erhältlich ist das lesenswerte, auf Englisch verfasste Buch direkt über den LIT Verlag (www.lit-verlag.de) oder alternativ über Amazon. Oliver Klatt
Einschätzung der Redaktion: Anspruchsvoll & sehr komplex!
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