Bohmeier Verlag, 175 Seiten, 19,95 €
Ein Buch über Hexerei im Reiki Magazin? Was hat denn das mit Reiki zu tun? Die Autorin Nerthus von Norderney verbindet in diesem Buch Hexenmagie, Reiki und schamanische Techniken. Ein Thema, das ich interessant finde – weshalb ich gespannt war, wie das Buch den Spagat schafft zwischen diesen unterschiedlichen Richtungen.
Leider erfahre ich von der Reiki-Ausbildung der Autorin recht wenig. Sie ist freie Usui Reiki Lehrerin, und zudem in einen Stil namens Ma’heo’o Reiki eingeweiht, den ich persönlich nicht kenne. Das scheint eine Mischung aus Reiki und schamanischen Techniken, Ritualen und Hintergründen zu sein. Wie sehr der Schamanismus dabei eine Rolle spielt, kann ich nicht beurteilen. Da ich selbst schamanisch arbeite weiß ich aber, dass bei einer solchen Kombination viel Hintergrundwissen und Selbsterfahrung dazu gehört.
Mit der Hexenmagie kam ich ganz am Anfang meiner spirituellen Suche in Kontakt. Das Thema scheint gerade auch auf junge Menschen eine große Anziehungskraft zu haben und ist für viele der erste Kontakt zur spirituellen Welt. Wer sich zunächst mit Magie, Hexentum oder Wicca beschäftigt und dann auf Reiki stößt, ist oft verwirrt von der Einfachheit von Reiki. Der Autorin ging es ebenso. Das soll nun einfach so nach einem Wochenende funktionieren? Um Hexenrituale zu machen, braucht man häufig mehrere Gegenstände wie Stab, Kelch, Athame usw., und man ruft Helferwesen und Götter an. Die Autorin beschreibt nachvollziehbar, wie sie mit diesen Reflexionen umging, und stellt die Vorteile von Reiki heraus. Die Beschäftigung mit Magie ist kein Teufelszeug. Es ist schön zu sehen, wie bodenständig die Autorin das Thema rüberbringt. Selbst wenn man noch nie Berührung mit dem Thema hatte, erhält man einen guten, leicht verständlichen Überblick dazu.
Was ich von der Autorin weiß, ist, dass dies nicht ihr erstes Buch ist. Sie ist eine fleißige Schreiberin und hat schon rd. fünf Bücher herausgebracht. Diese beschäftigen sich aber hauptsächlich mit Hexerei und Schamanismus.
Beim Lesen merkt man, dass die Autorin sich stark mit ihrem Selbstverständnis als Heilerin beschäftigt hat. Ich kann es nachvollziehen und halte es für die richtige Einstellung, wenn sie sagt, dass sie alles erst einmal an sich selbst ausprobiert, bevor sie damit an anderen arbeitet. Schließlich ist der Weg der Heilerin bzw. der Heilarbeit in erster Linie auch ein Selbsterfahrungsprozess.
Selten habe ich es erlebt, dass auf so wenigen Seiten soviel Inhalt versteckt ist. Die Autorin schafft es, einen kurzen Überblick über das Hexentum, Schamanismus und Reiki zu zeichnen. Gleichzeitig strickt sie jeweils noch Übungen, Rituale und Gebete mit ein. Das, was sie schreibt, ist einfach und kurzweilig zu lesen. Die eigenen Erfahrungen der Autorin werden klar deutlich und bilden die Grundlage des Buches – keine schnöde Theorie. Was mir besonders positiv aufgefallen ist, sind die vielen Fußnoten. Diese sind sehr gründlich ausgewiesen – so weiß man immer, welcher Quelle eine Information entspringt. Vorbildlich.
Was eindeutig zu kurz kommt, ist der Reiki-Bereich des Buches. Nur kurz wird Reiki erklärt, und auch die einzelnen Grade sind Thema. Die Symbole werden kurz angesprochen und sind auch bildlich dargestellt, was meiner Meinung nach nicht hätte sein müssen. Als Meister-Symbol benutzt die Autorin nicht nur das gängige Symbol, sondern auch die spiralförmige, sogenannte US-Variante. Diese ist mir zum ersten Mal bei der Autorin Diane Stein begegnet. Eine ähnliche Form findet sich auch bei Karuna Reiki® nach William Rand – dort wird es allerdings dann „Tibetisches DK“ genannt.
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Sehr umsichtig sind die letzten Seiten des Buches gestaltet. Hier geht die Autorin auf die Gesetzeslage in Deutschland ein, auf das, was man als energetisch arbeitende Person darf und was nicht. Ein Informationsblatt für Klienten, die unterschreiben sollen, dass man keine Diagnosen stellt usw. gibt es sogar auch. Das kann man dann einfach rauskopieren und für sich verwenden.
Alles in allem ist dieses Buch ein gelungenes Werk über die Grundlagen schamanischer Techniken und des Hexentums, mit vielen Übungen und praktischen Anwendungen. Reiki kommt definitiv zu kurz dabei – und allein deswegen ist es als „Reiki-Buch“ schon disqualifiziert. Dennoch: Mir gefällt der Schreibstil der Autorin, ihr Selbstverständnis als Heilerin, ihr Umgang mit Energie und den Klienten. Mir würde es allerdings etwas Bauchschmerzen bereiten, wenn jemand, der sich noch nie mit diesen Thematiken beschäftigt hat, einfach die im Buch angebotenen Übungen und Rituale zur Heilung nachmacht. Es ist doch sinnvoll, manches zunächst in einem geschützten Rahmen unter fachkundiger Leitung auszuprobieren.
Einschätzung der Redaktion: Ein interessanter Ansatz!