Ein kritischer Blick ist grundsätzlich nichts verkehrtes. Was die Süddeutsche in Teil 23 ihrer Gesundheitsserie zum Thema "Geist- und Wunderheilung/Reiki – Heilsame Hände" am 28.08.2007 online publiziert hat, dürfte allerdings eher im Bereich tendenziöser Berichterstattung einzuordnen sein. Verfasst wurde der Artikel von dem klinischen Psychologen Colin Goldner, der "sich seit etlichen Jahren kritisch mit alternativen Heilverfahren auseinander" setzt.
Die Serie selbst läuft unter dem Titel: "Jenseits der Schulmedizin. Ganzheitlich oder unheimlich? Alternative Heilverfahren". Da sich viele Menschen alternativen Heilmethoden zuwenden, weil sie unzufrieden sind mit der Schulmedizin, möchte die Süddeutsche zeigen, "was hinter einigen der prominentesten Verfahren wirklich steckt". Diesmal waren also alle dran, die mit dem Auflegen von Händen arbeiten.
Was Wunderheiler sind, ist nach einem kurzen Ausflug zu Franz Anton Mesmer schnell geklärt: Sie legen gläubiger Kundschaft die Hände auf und drehen ihnen energetisch aufgeladenen Kram an. Das einzige, was Hellseher, Magier, Schamanen oder Reiki-Therapeuten voneinander unterscheide, sei das Auftreten. Bereits an dieser Stelle wird klar, dass Colin Goldner sich auf einem Feldzug befindet, ähnlich wie manche Geistheiler, die die gesamte Schulmedizin in Bausch und Bogen verdammen. Differenzierung findet nicht statt.
So schraubt er sich weiter zu Aussagen, dass Geistheilung Betrug sei, erwähnt, dass Geist- und Wunderheiler in einer "Vielzahl an Verfahren" in nachweislich betrügerischer Absicht rechtskräftig verurteilt worden seien, und mokiert dennoch, "dass die behördliche Ahndung von Wunderheilerei sehr zu wünschen übrig lässt". Es sei schon unglaublich, dass "Zahllose Geistheiler, Astrologen, Kartenleger und Wahrsager" in
"einschlägigen Publikationen, über TV und Internet, gänzlich ungehindert
ihre zweifelhaften Dienste andienen" können.
Man könnte jetzt – als Kontrapunkt zur modernen Hexenjagd des Colin Goldner – fragen, wie viele nicht wirklich kompetente Psychologen und Mediziner, aber auch Anwälte und andere Akademiker, völlig legal und gleichzeitig inkompetent ihrem Handwerk nachgehen. Wie vielen Menschen steht die Schulmedizin tatsächlich ratlos gegenüber und entlässt sie als austherapiert? Wie vielen Menschen begegnen in Krankenhäusern "Kunstfehler" durch ausgebildete Ärzte?
In einer Hinsicht muss ich dem Autor recht geben: All die von ihm geschilderten Auswüchse existieren. Man denke nur an nächtliche Astrologenshows in Privatsendern, die sich durch ganz massive Abzocke eines gutgläubigen Publikums finanzieren. Das Problem ist, dass Colin Goldner nur diese eine Seite sieht. Er geht sogar soweit, den sogenannten Placebo-Effekt, der Alternativen Heilmethoden oft als einziges unterstellt wird, als irrelevant zu bezeichnen. Denn es sei wesentlich schlimmer, wenn Nutzer alternativer Verfahren auch dort nicht geholfen werden könnte, wodurch sich ihre Beschwerden verschlimmern könnten, wenn auch die letzte Hoffnung Geistheilung versagt hätte. Also besser gar nicht helfen und aufgeben als jede Chance nutzen?
Er schreibt zu Reiki: "Einen Wirkbeleg gibt es ebensowenig wie eine
seriöse Dokumentation der angeblichen Heilerfolge. Die möglicherweise
wohltuende Wirkung des Reiki beruht ausschließlich auf der gläubigen
Erwartungshaltung der Klienten: Außer einem eventuell auftretenden
Placebo-Effekt hat Reiki keinerlei therapeutischen Nutzen."
Um zu zeigen, wie schlecht recherchiert und faktisch falsch der Artikel ist, zitiere ich als Beispiel einen Kollegen Herr Goldners, den Psychologen Moritz Harder: "Betrachtet man alle 16 ausfindig gemachten publizierten Reiki-Studien, so weisen 69 Prozent von ihnen signifikant positive Resultate aus. […] Von den sechs ausfindig gemachten publizierten Fernreiki-Studien weisen fünf (83 Prozent) signifikante Ergebnisse auf. Betrachtet man nur die vier qualitativ akzeptablen bzw. die zwei besten Fernreiki-Studien, so sind es in beiden Fällen sogar 100 Prozent." Moritz Harder kommt zum Schluss: "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der bisherige Forschungsstand ernst zu nehmende Hinweise auf eine Wirksamkeit von Reiki sowohl in der Direkt- wie auch in der Fernbehandlung liefert." (Moritz Harder in Klatt/Lindner, Reiki in der Schulmedizin, Aitrang 2006, S. 118f).
Statt also wissenschaftlich vorzugehen und sich auf Datenmaterial und Quellen zu stützen, diffamiert Colin Goldner in völlig unwissenschaftlicher Weise das Objekt seiner Untersuchungen und diskreditiert sich damit selbst. Dazu kommen weitere Falschaussagen. So schreibt der Autor: "Reiki kann angeblich weder gelehrt noch gelernt, sondern nur von einem Meister an einen Schüler weitergegeben werden." Nur: Was ist die Weitergabe von einem Meister/Lehrer an seinen Schüler anders als "Lehre"? Ja, das Usui-System wird gelehrt, dies ist ein zentraler Punkt, genauso wie bei jedem Handwerk in Deutschland.
Somit wirkt der Artikel, als würde es der Süddeutschen nicht um Information gehen, sondern um Abwertung alternativer Heilmethoden. Dass es Auswüchse gibt, wird niemand bestreiten. Doch diese rechtfertigen nicht einen solch tendenziösen Artikel, der jeglicher fundierter Recherche zu entbehren scheint.
Link:
Zum Artikel Teil 1 (Geistheilung allgemein) und Teil 2 (Reiki) auf der Website der Süddeutschen. Man beachte auch die Kommentare, in denen bereits fleißig gestritten und diskutiert wird.
Es ist noch nicht allzu lang her, dass durch westliche klinische Forschung verifiziert worden ist, wie sich das endokrine und lymphatische System durch Gefühlsregungen auf die Körperfunktionen auswirkt (Dr. Hans Selye). Genau diese Systeme werden durch Reiki und Geistheilung sowie unzählige andere therapeutische Maßnahmen angesprochen. Das heißt, die körperlichen Systemfunktionen reagieren auf vorgenannte Anwendungen.
In der erfahrenen alten und jetzt noch als esoterisch bezeichneten, asiatischen Medizin gibt es dafür eine Verfeinerung in der Be-Hand-lung: das System der Chakren, Funktionskreise, Energieleitbahnen, sogenannte Meridiane. Dieses System der Bereinigung der energetischen Funktionen ist der westlichen Medizin seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Akkreditiert wird es erst heute mit der Akupunktur, 400 Jahre später. Bevor die westliche Wissenschaft offen für eine ehrliche, verantwortungsbewusste Aufarbeitung des alten Wissens sein wird, gibt es sicher aus Mangel an Kenntnis und einer „modernen Scharlatanerie“ Opfer auf beiden Seiten der Anwendungspaletten.
Möglicherweise könnte ein einfach angelegter klinischer Versuch Klarheit bringen. Stickstoff, Kalium und Phosphat (Ausscheidungswerte) sind u. a. bei Krankheit erhöht. Ein entsprechender Labortest kann das in einer Blut- und/oder Urinprobe feststellen. Ist die Untersuchung gesichert, so kann man den Patient/Probanden einer Anwendung bei einem Reiki-Praktiker oder Geistheiler o. ä. unterziehen. Danach werden die Werte ein weiteres Mal klinisch im Labor getestet. Voraussetzung ist natürlich eine intakte und gewissenhafte Untersuchung in beiden Fällen. Es dürfte bekannt sein, dass sich Werte durch übermäßiges Schütteln erhöhen. Man weiß inzwischen, dass sich Werte bei Krebskranken nach einer der alternativen Anwendungen sich verbesserten.
Persönlich und aus Erfahrung denke ich, dass ein Missbrauch bestimmter, nicht klar erwiesener therapeutischer Methoden so lange gegeben ist, wie sich die Wissenschaft weigert, Wissen in diesen Bereichen offen und unabhängig zu erarbeiten und vorhandene wissenschaftliche Ergebnisse nicht abwertend ignoriert, aus welchen Gründen auch immer. Nicht (nur) das Gesetz ist gefordert, sondern eine humanorientierte, ganzheitliche Forschung.
Man kann nicht auf einer Seite von der Übernahme der Eigenverantwortung reden und reformieren, wenn auf der anderen Seite der Patient bevormundet wird, wofür er seine finanziellen Mittel in Eigenentscheidung einsetzen darf.
Bekannt ist bereits seit langem, das der schnellfertig sorglose Einsatz von chemischen Medikamenten zu unerwartet schrecklichen Folgen führt, wie jeder Rechtsmediziner unproblematisch nachweisen kann, desgleichen wie fach-unkundig gereichte Naturmedizin. Dem interessierten Laien oder auch Fachkräften empfehle ich das Buch „Die Heilkraft des seelischen Gleichgewichts“, Biederstein Verlag, von dem Arzt Jon A. Schindler. Geschrieben und recherchiert aus der Sicht eines langjährig praktizierenden Arztes führt es klar und deutlich zu dem Resultat, wie Heilung glaubhaft passiert.
Der obige Artikel wiederum suggeriert, es gäbe Belege, die die Wirksamkeit von Reiki stützen. Dazu wird Herr Harder bemüht. Dessen Diplomarbeit konnte allerdings ebenfalls unter kontrolliert klinischen Experimentalbedingungen keinerlei signifikante Effekte erbringen! Dass Herr Harder in diesem Zusammenhang als Psychologe die Wirksamkeit von Studien zitiert stellt kein nachvollziehbares Kriterium da, weil die Auswah lder Studien nicht zwingend repräsentativ sein kannund auch keine Metaanalyse (zur Herstellung basaler Vergleichbarkeit der Effektstärken)in seiner Arbeit berechnet wurde. Die Aussage der Arbeit ist ergo: Kein Effekt nachweisbar für Fernreiki (nicht einmal subjektiv!). Alles Weitere über die Studien wurde nicht wissenschaftlich empirisch untersucht und ist daher kein Beleg, den man unkommentiert aus der Arbeit ableiten kann. Eine Dissertation zu dem Thema hatte Herr Harder wohl geplant, ist meines Wissens jedoch nicht bisher veröffentlicht worden – kann daher ergo auch nicht als Beleg herhalten.
Fazit: Die Studie von Herrn Harder war die meines Erachtens ERSTE sauber konzipierte und durchgeführte (para)psychologische Studie zu dem Thema. Alle anderen Studien müssen daher mit großer Vorsicht betrachtet werden, da sie mit großer Wahrscheinlichkeit die Mindestanforderungen wissenschaftlich empirischer Forschung nicht erbringen können. Die Ergebnisse aus der Harder- Diplomarbeit hingegen lieferten KEINERLEI signifikante Hinweise für die Wirksamkeit von Reiki! Das sind die schlichten Fakten.