So, ich schreibe jetzt mal als Mann hier rein. Und achtung : Es wird sehr provozierend.
Deine Haltung, Principessa (richtig geschrieben ?) erinnert mich an meine frühere Haltung - gegenüber Frauen, gegenüber Mitmenschen.
Ich bin nicht körperlich "begrapscht" worden, aber sehr wohl verbal - Mobbing nennt man so etwas. Und nein, nicht in sexueller Hinsicht, sondern darin, daß einige Typen der Meinung waren, mich als ihr Opfer hinstellen zu müssen, und jemanden zu haben, den sie niedermachen konnten - demgegenüber sie sich als "die Herren der Schöpfung" anzusehen.
Du siehst - Gewalt - verbal oder nicht - gibt es nicht nur gegenüber Frauen.
Mehr noch : In meiner Position als Außenseiter hatte ich keine Chancen bei Frauen Welche Frau will sich denn mit einem Volltrottel zusammentun, der von einer Clique fertiggemacht wird ? Welche Frau will sich der Gefahr aussetzen, mit in diesen "Kleinkrieg" hineingezogen zu werden ? Welche Frau will was mit einem Typen zu tun haben, mit dem sie über Gott und die Welt philosophieren könnte, der ein großes Wissen im Kopf hat (Archäologie : Bei den Sumerern waren Dirnen noch heilig !) , der aber einsam die ganze Schulpause hindurch in einer Ecke steht, ganz einfach weil er Angst hat ?
Hier setzte mein Denken eine Richtung ein, die mich innerlich von der "holden Weiblichkeit" abwandte : Frauen als machtbesessene "Weibchen", die sich älteren, "gut situierten" und "großen, starken" Männern an den Hals werfen, aber mit sogenannten "inneren werten" nichts m Hut haben ? (Solche Begriffe lese ich selbst heute noch, im Zeitalter der beginnenden Emanzipation massenhaft in Kontaktanzeigen !)
Ich habe es erlebt, daß sich die "holde Weiblichkeit" aus meiner und anderer schulklasen immer nur für die älteren, stärkeren, reiferen interessiert haben. Für gleichaltrige interessiert man sich grundsätzlich und aus Prinzip nicht.
Das fiel mir deswegen auf, weil ich weiter war als die anderen - weiter und reifer, so weit, daß die anderen nichts mit meinen "hochtrabenden Konzepten" anfangen konnten. Ich bekam sehr genau diese Subtilität in der zwischenmenschlichen Kommunuikation mit.
Ich war deswegen Außenseiter, weil ich reifer war als die anderen - und von den Altersgenossen nicht verstanden, und von der Weiblichkeit ignoriert wurde.
Wenn ich also in deinem Posting, Principessa, so etwas wie unterschwelligen "Männerhaß" mitfühlen kann, dann deswegen, weil ich einmal in der gleichen Situation war - oder einer ähnlichen, denn ein Mann ist eben gegenüber Frauen nicht gleichberechtigt.
Mir fiel zu einem Zeitpunkt auf, daß es für Frauen Frauenhäuser gibt (aber nicht für Männer), daß Männer nicht alsVäter akzeptiert wurden, daß es Selbstverteidigungskurse für Mädchen gibt (aber nicht für gemobbte Jungens), daß Väter mit ihren KIndern zum Wickelraum oft durch das Frauenklo müssen, daß Väter als "Geldesel" angesehen werden, daß Frauen nonverbal zu einem sagen "du bist ja ganz nett, aber nicht mein [großer, starker] Traummann", daß Frauen sich hochnäsig gegenüber gleichaltrigen Männern benehmen, weil sie ja "unreifer" sind, daß die (zugegebenermaßen antiquierte) Etikette von Männern gewisse Höflichkeitsregeln erwartet (warum sagt das Klischee, daß Männer immer die Frauen navh dem "ersten Mal" anrufen müssen, und nie umgekehrt ?) , aber nicht umgekehrt, daß Frauen in Romanen und Filmen immer gerettet werden, und nie umgekehrt ?
Was darüberhinaus vielen nicht auffällt, ist die Macht der Frau - in Bereichen, in denen der Mann keine Hat. Dem Klischee zufolge in Haus & Hof. Wer mal nach Italien reist, wird dort vermutlich eine andere Welt vorfinden.
Ich wollte bewußt provozieren, und ich hoffe, das ist mir gelungen. Ich bin ein Gegner des Patriarchats, aber auch ein Gegner des Matriarchats. Meine Hoffnung liegt in der Mitte.
Noch etwas zur Sexualität : Mangels Erfahrung kann ich da leider nicht mitreden (warum gibt es keine männliche Version zur "heiligen Jungfrau" ? ) , kann aber sagen, daß wir vermuten müssen, daß die Sexualität z.B. bei den Sumerern einen ganz anderen Stellenwert hatte, als bei uns. Im Gilgmesch-Epos beispielsweise wird von Dirnen geredet, als seihen sie Heilige oder zumindest Priesterinnen, demzufolge wird dort die Sexualität auch etwas "heiliges" gewesen sein - hierzulande undenkbar.
Hinzukommt, daß die Sexualität nicht kontrollierbar ist - sie ist stark emotional verbunden, kann also von der Herrschenden Klasse nicht kontrolliert werden. Und wie jeder Diktator weiß, ist das, was nicht kontrolliert werden kann, auch prinzipiell gefährlich. Konsequenterweise wird in George Orwell's Roman "1984" die Sexualität fast völlig ausgemerzt, und Geburtenregelung findet dort nur noch über künstliche Befruchtung statt. Sexualität wird in dem Roman als Befreihung besehen, weil es nicht unterdrückbar ist.
Die Sexualität ist mMn eines der letzten wirklich archaischen Merkmale in uns.
Meine Furcht ist, daß das Pendel vom Patriarchat irgendwann insMatriarchat umschwenken könnte - wobei es aufgrund der Gentechnik durchaus Feministinnen geben könnte, die auf die Idee kommen könnten, Jungfernzeugung beim Menschen zu aktivieren. Um den Mann in für allemal auszurotten.
Daß damit die ursächlichen Probleme nicht ausgeräumt wären, würden diese Feministionnen natürlich nicht erkennen - die evolutionär bedingte Rollenverteilung würde weiterhin bestehen bleiben - nur daß dann ein Teil davon fehlen würde.
Alrik.
Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.
Arthur C. Clarke, "Profiles of The Future", 1961