Ich meine damit, daß die Umgebung durchaus einen Einfluß auf die Entwicklung der Persönlichkeit hat. Wie gehe ich damit um ?
Das Problem ist, daß unsere Gesellschaft zu 80 % auf Leute ausgerichtet ist, die einer bestimmten "Norm" entsprechen. Wenn ich zum Beispiel den Lärm nehme ... ich zucke bei lautem Huipen zum Beispiel schon zusammen. Es ist leicht, zu sagen, ich wäre eine "Memme", ein "Warmduscher", "könne nichts aushalten" und "Indianer kennen keinen Schmerz". Für mich ist das (diese Sprüche) umgekehrt nur ein Zeichen dafür, in welche Richtung die Etwicklung geht : greller, bunter, lauter.
Der Punkt ist ganz einfach der, daß niemand Rücksicht auf besonders sensitive Menschen nimmt, weil kein Sinn darin gesehen wird. Warum soll ich auf diese "Sensibelchen" Rücksicht nehmen ? Sollen die sich doch mal zusammenreißen !
Das bedeutet im Umkehrschluß eine Tendenz zur Verrohung : greller, bunter, lauter.
Hochsensible sind in meinen Augem die Flagge, die zeigt, woher der Wind weht, das Frühwarnsystem, das zeigt, wo etwas falsch läuft, Visionäre, die zeigen, wie sich das Leben verbessern ließe. Das geht aber nur dadurch, daß sie eben Dinge wahrnehmen, die so subtil sind, das der "Normalo" sie nicht wahrnimmt, bzw. erst dann, wenn's zu spät ist. Um ein extremes Phantasiebeispiel zu nennen, könnte es sein, daß ein hochsensibler Mitarbeiter durch seine Fähigkeit, Details wahrzunehmen, und sie logisch zu verknüpfen jahrelang vor den Gefahren einer bestimmten Maschine warnt. Er wird ebensolang ausgelacht, weil niemand ihn nachvollziehen kann. Dann, wenn der erste Unfall passiert ist, ist der Schrecken groß, es wird Aktivität geheuchelt und an den Tag gelegt, um weiteres zu vermeiden. Der ausgelachte Mitarbeiter wird sich dann nur noch traurig denken können : "Hätten sie früher auf mich gehört, wäre das nicht passiert."
Ich sehe das nicht so extrem. Eine "erklärung für alle psychischen Probleme" ist es sicher nicht - die psychischen Probleme, von denen ich bei HSPs gelesen habe, waren immer nur das Produkt einer falsch verstehenden Umwelt. Einer Umwelt, die diese Leute als "Memmen, Warumduscher" etc. betrachtet hat, und versucht hat, mit Härte das Ganze wieder auszugleichen ("was mich nicht umbringt, härtet mich ab"). Stell dir vor, du hast eine Pollenallergie, und dir will sie jemand (eventuell deine Eltern) "heilen" (durch Abhärtung), indem du in einer riesigen Blumenwiese ausgesetzt wirst. Den Effekt kann man / frau sich vielleicht vorstellen. Als Kind würde man/frau sich nicht gerade dxurch diese Behandlung besonders geliebt und beschützt fühlen. Ein Kind würde so eine Behandlung vielleicht sogar als Verrat empfinden.Mit diesem Test wird das behandelt als wäre es die Fähigkeit die Welt zu heilen und gleichzeitig die Erklärung für alle psychischen Probleme, die man eben so hat oder sowas.
In meinen Augen entstehen psychische Probleme bei hochsensiblen durch ihre Umwelt, und ich bin überzeugt davon, daß Leute, die entsprechend gefördert werden würden, eine vollkommen stabile und feste Persönlichkeit entwickeln würden.
Es gibt ja bei dieser IQ-Diskussion die Fälle von hochintelligenten ( = hoher IQ-Wert) Jugendlichen, die allerdings in der Schule vollkommen abfallende Leistungen zeigen, so schlecht, daß sie sogar zu einer Sonderschule geschickt werden.
Solche Jugendlichen sind nicht verückt oder einfach nur stinkfaul, nein, sie sind unterfordert, weil niemand ihre Begabung sieht und entsprechend fördert. So sehe ich das.
Ähnliches könnte durchaus für Hochsensible gelten.
Der Teil "als wäre es die Fähigkeit, die Welt zu heilen" ist ist auch nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch.
Hochsensible sind in der Lage, Details, Verknüpfungen zu sehen, die andere nicht sehen. Das ist einfach so.
Einstein zum Beispiel hat mit seinen Theorien Verknüfungen gesehen und ausformuliert (mit etwas Hilfe), die dem Großteil der Wissenschaft fremd war. War er darum verrückt ? Ich denke nein.
Alfred Wegener hat die Theorie der Kontinentaldrift "gesehen" und ausformuliert. Er wurde nicht nur kritisiert, sondern sogar verlacht. Er sah etwas, was andere nicht sahen, und wurde zum Verrückten erklärt (ich gebe zu, ich übertreibe etwas, aber es ist klar, was ich damit aussagen will). Erst nachdem seine Kritiker ausgestorben sind, hat sich seine Theorie durchgesetzt.
Giordano Bruno mußte sterben, weil er die Erde als Kugel ansah, die sich um die Sonne dreht. Galileo Galilei ist diesem Schicksal knapp entronnen.
Ich will damit nicht sagen, daß diese Leute Hochsensible waren. Ich will damit sagen, daß Hochsensible in der Lage sind, Strukturen zu sehen, und Dinge wahrzunehmen, die andere nicht wahrnehmen können, eben weil sie "abgestumpft" sind. Empathie zum Beispiel. Diese Wahrnehmung führt aber leider oft dazu, daß diese Menschen für verrückt erklärt werden. Genügend Formulierungen zitierte ich ja bereits.
Insofern sind sie nicht unbedingt in der Lag "die Welt zu heilen", aber sie sind zumindest in der Lage, mehr Menschlichkeit in die Welt zu bringen, indem sie - als feine Meßinstrumente - in der Lage sind, Verletzendes "aufzuspüren".
Das ist meine Meinung.
Ameise.