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Verfasst: 21.12.2004, 14:45
von Phoebe
Hallo,
das ist für mich auch gerade ein wichtiges Thema.
Miriana, damit hast du mir wirklich aus dem Herzen gesprochen:
Was ist, wenn es wichtiger ist, zu sich selbst zu stehen?
Kann doch nicht einfach versuchen zu vergeben, wenn es nicht stimmt.
Bei mir war es auch oft so, dass Leute, vor allem Psychotherapeuten, regelrecht auf mich eingedroschen haben, ich müsste endlich meinem Vater verzeihen, auf den ich viele Jahre einen regelrechten Hass hatte.
Das war mir zuviel Druck, und ich wollte es auch nicht einsehen.
Es war einfach nicht meine innere Wahrheit.
Und als zweites, es ging mir auch zu schnell. Da kommen irgendwelche "Psychofatzken" daher, die noch nicht einmal die Hälfte meiner Geschichte kennen und wollen mir vorschreiben - lehrbuchgemäß - was ich nun zu tun habe. Und Verzeihen ist nun mal sehr wichtig, klar, auf dem letzten Psychologiesymposium so besprochen.
Also, man erzählt irgendetwas, was einen emotionell sehr aufgerührt hat - weil die Psychotherapeuten einen ja immer "verstehen" wollen, und dann kommt gleich der Spruch, ob man das verzeihen will.
Einem Therapeuten habe ich dann ganz klar gesagt, nein, ich will nicht!
Daraufhin war er völlig geplättet.
Aber ich für mich habe gespürt, dass ich hier endlich eine Wahrheit für mich empfunden habe und auch endlich dazu gestanden bin.
Und für mich war ganz wichtig, einfach auch mal etwas ruhen zu lassen!!
Für die "Psychos" war das natürlich gleichbedeutend mit Verdrängung. Für mich bedeutete es aber einfach, in schmerzlichen Gefühlen nicht dauernd herumzuwühlen. Und Wut und Hassgedanken dadurch nicht dauernd zu nähren!!
Und damit hast du mir, Nokomis, auch aus dem Herzen gesprochen, dass man jemanden nicht unbedingt mögen muss.
Und die Gefühle der Wut gegen meinen Vater wandelten sich so im Laufe der Jahre allmählich wenigstens in Neutralität. Und heute kann ich sagen, dass kaum noch Wut in mir ist.
Für mich hatte dieses "Verzeihen der Therapeuten" immer viel zu tun mit "Hätscheltäschel" und es fühlte sich für mich irgendwie klebrig an. Besser kann ich das leider nicht beschreiben.
So nach dem Motto, der arme Vater hat es doch als kleines Kind auch nicht leicht gehabt. Nein, das wollte ich nicht. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.
Verzeihen heut, würde ich sagen hat für mich auch viel zu tun mit Grenzen setzen. Trotzdem zu sagen, es war nicht richtig, was du getan hast. Und vielleicht auch die Personen mit ihrem Tun zu konfrontieren.
Das ist jedenfalls der Stand, den ich zur Zeit zu diesem Thema habe.
Viele Grüße
Phoebe
Verfasst: 21.12.2004, 16:57
von Kobold2
Dazu fällt mir etwas ein...
"Seit 3 Monaten sind Sie bei mir in Behandlung und sie haben immer noch Schulgefühle wegen jeder Kleinigkeit, Sie sollten sich wirklich schämen"
nach Anthony de Mello
Verfasst: 22.12.2004, 23:16
von Phoebe
Sagt der Arzt im PKH zum Patienten: Glauben Sie immer noch, dass Sie da einen Hund hinter sich herziehen?
Patient: Nein, das ist ein Seil.
Arzt: Nur ein Seil? Gut, dann sind Sie geheilt und können nach Hause gehen.
Patient: Kaum ist der Patient entlassen worden, dreht er sich nochmal um. Na, den haben wir aber reingelegt, was Fifi?
Verfasst: 05.01.2005, 00:58
von Miriana
Im Nirwana des i-nets gefunden. Sehr interessant! :
oder warum kindheit oft schlimmer als krieg ist
von alice miller
Körper und Moral
(Ein Buch unter dem Titel "Die Revolte des Körpers" ist in Vorbereitung und wird voraussichtlich im April 2004 erscheinen.)
Ich las vor kurzem eine Mitteilung über eine Therapiegruppe mit Kriegsveteranen, die an ihren schweren in Vietnam erlittenen Traumen zwei Jahre gearbeitet haben. Nachdem sie gelernt hatten, ihre eingefrorenen Emotionen dank der Empathie der Gruppe leben zu lassen, tauchten bei all diesen Menschen die Traumen ihrer Kindheit auf, und alle waren der Meinung, dass diese noch viel schmerzhafter waren, als die späteren Erlebnisse im grausamen Krieg. Diese Mitteilung gab mir den letzten Impuls zum Schreiben dieses Artikels, den ich schon vor einigen Wochen schreiben wollte, nachdem ich nämlich einen Brief und einen Artikel von einem Forschungsteam in San Diego erhalten hatte, der mir sehr aufschlussreich erschien.
Das Team hat 17 000 Menschen, im Durchschnittsalter von 57 Jahren, befragt wie ihre Kindheit gewesen war und welche Krankheiten sie in ihrem Leben zu verzeichnen hatten. Es hat sich eindeutig herausgestellt, dass die Zahl der schweren Erkrankungen bei einst misshandelten Kindern um ein vielfaches größer war, als bei Menschen, die ohne Misshandlungen aufgewachsen sind, auch ohne erzieherische Schläge. Diese hatten sich im späteren Leben nicht über Krankheiten zu beklagen. Der Titel des kurzen Artikels war: Wie man aus Gold Blei macht, und der Kommentar des Autors lautete: Die Resultate sind eindeutig, vielsagend, aber verborgen, versteckt.
Warum versteckt? Weil sie nicht publiziert werden können, ohne dass sich die Anklage gegen die Eltern erhebt, und das ist in unserer Gesellschaft immer noch verboten. Auch in den heutigen Therapien: Zuerst werden die Patienten dazu ermutigt, ihre starken Emotionen zuzulassen, das kann man jetzt überall lesen und hören. Mit dem Erwachen der Emotionen tauchen gewöhnlich die verdrängten Erinnerungen aus der Kindheit auf, Erinnerungen an den Missbrauch, die Ausbeutung, die Demütigungen und Verletzungen, die in den ersten Lebensjahren erlitten wurden. Mit all dem kann ein Therapeut nicht umgehen, wenn er diesen Weg nicht selber gegangen ist. Therapeuten, die das getan haben, sind aber immer noch selten anzutreffen. Also bieten die meisten ihrem Klienten die Schwarze Pädagogik an, das heißt die Moral, die ihn einst krank gemacht hat. Der Körper versteht diese Moral überhaupt nicht, kann nichts mit dem Vierten Gebot anfangen, er lässt sich auch nicht mit Worten täuschen, wie unser Verstand es tut. Der Körper ist der Hüter unserer Wahrheit, weil er die Erfahrung unseres ganzen Lebens in sich trägt und dafür sorgt, dass wir mit der Wahrheit unseres Organismus leben können. Er zwingt uns mit Hilfe der Symptome, diese Wahrheit auch kognitiv zuzulassen, damit wir in Harmonie mit dem in uns lebendigen, einst missachteten und gedemütigten Kind leben können.
Das Kind konnte nicht anders, als seine Verfolger zu idealisieren, zu lieben, von ihnen eine Änderung zu erwarten und sich an sie zu klammern, weil es niemand anderen hatte als seine Eltern. Gerade die Kinder, die am schwersten misshandelt wurden, hängen ihr Leben lang an ihren Eltern, wenn sie keine erfolgreiche Therapie gemacht haben. Der Erwachsene jedoch, der durch die Folgen der frühen Misshandlungen an seiner Gesundheit leidet, kann diesen Weg gehen, er kann sich sowohl von seinen Erwartungen, als auch von seinen Idealisierungen und Bindungen an die Eltern, die er Liebe nennt, lösen. Wenn er das nicht tut, bleibt er in der Situation eines abhängigen Kindes und bezahlt dafür nicht nur den Preis der Krankheit sondern auch sehr häufig der eingeschränkten Sensibilität für seine eigenen Kinder. Wenn er es aber tut, kann er die Liebe, die er den Eltern entzogen hat, seinen Kindern zufließen lassen.
Ich weiß, dass das, was ich hier schreibe, vieles in Frage stellt, das wir im Religionsunterricht und als Kinder im Elternhaus gelernt haben, vor allem dem Vierten Gebot. Aber es ist nun mal so, dass uns erst heute die Zusammenhänge bekannt sind und dass wir als Erwachsene von diesem Wissen profitieren können. Wir können selber entscheiden, ob wir das ewige Kind bleiben wollen, weil wir uns von einst misshandelnden Eltern nicht zu lösen vermögen, und dies mit Krankheiten bezahlen oder das Erwachsenwerden wagen, auch wenn wir deswegen der traditionellen Moral widersprechen müssen.
Der ungarische Schriftsteller und Nobelpreisträger Imre Kertesz erzählt in seinem berühmt gewordenen Buch Roman eines Schicksalslosen von seiner Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz. Er war damals noch ein Junge von 15 Jahren, und er beschreibt sehr genau, wie er alles Abstruse und Grausame, das ihm dort bei der Ankunft begegnet ist, als etwas Positives und für ihn Günstiges zu deuten versuchte. Ich denke, dass jedes misshandelte Kind eine solche Haltung annehmen muss, um zu überleben. Es deutet seine Wahrnehmungen um und versucht auch dann Wohltaten zu erblicken, wo ein Außenstehender ein offensichtliches Verbrechen sehen würde. Ein Kind hat keine Wahl, es muss verdrängen, wenn es keine helfenden Zeugen hat und den Verfolgern total ausgeliefert ist. Aber später als Erwachsener, wenn diese Menschen das Glück haben, wissenden Zeugen zu begegnen, haben sie eine Wahl. Sie können ihre Wahrheit zulassen, aufhören, den Täter zu bemitleiden, zu verstehen und ihm helfen zu wollen; sie können dessen Taten eindeutig verurteilen. Dieser Schritt beinhaltet eine große Erleichterung für den Körper. Nun muss er nicht den erwachsenen Teil mit Drohungen an die tragische Geschichte des Kindes erinnern, er fühlt sich von ihm verstanden, respektiert und geschützt, sobald der Erwachsene seine ganze Wahrheit kennen will.
Wir können uns vielleicht nicht immer all das geben, was wir als Kinder vermissten, aber etwas können wir als Erwachsene auf jeden Fall lernen: nämlich uns den Respekt zu geben, den uns die Eltern schuldig geblieben sind. Und damit können wir uns besser verstehen. Mit dem Respekt für uns selbst beginnt die Reparatur der Folgen der Misshandlungen. Wir können uns die Würde zurückholen, die man uns gestohlen hat, als man uns nicht als fühlende Menschen behandelte, sondern wie fügsame, leblose Objekte benutzt hat. Mit dem Wiedergewinn der eigenen Würde und der Erkenntnis unserer Wahrheit hören wir auf, die Eltern zu idealisieren, weil wir dies nicht mehr wie damals in der Kindheit nötig haben. Wir wissen, dass selbst wenn sich die Eltern auch verändern sollten, nichts an den alten Verletzungen vernarben kann, solange WIR uns nicht verändert haben.
Es nützt nichts, wenn wir unsere Eltern verstehen, nur sie selber könnten etwas bei ihnen verändern. Unsere Symptome sind die ungehörte Sprache des Kindes, das die ganze Wahrheit kennt und unseren Respekt erwartet. Wenn wir das Kind nicht mehr im Stich lassen wollen, sondern ihm die Achtung geben, auf die es so lange schon wartet, braucht es keine Symptome mehr. Es muss unsere Empörung hören und zwar eindeutig, ohne wenn und aber. Dafür brauchen wir einen Begleiter auf diesem Weg, einen wissenden Zeugen, der unsere Empörung über die Eltern teilen kann, der uns unterstützt und der nicht aus Angst vor der Strafe seiner eigenen Eltern in die analytische Neutralität flüchtet.
In Du sollst nicht merken zeigte ich am Leben Franz Kafkas und anderer Schriftsteller auf, dass das Schreiben ihnen zwar zum Überleben verholfen hatte, aber nicht genügte, um das in ihnen eingesperrte Kind vollständig zu befreien, ihm seine einst verlorene Lebendigkeit und Sicherheit zurück zu geben, weil der wissende Zeuge unentbehrlich ist für diese Befreiung.
Diesen Mechanismus der Abspaltung vom Bewusstsein und der Darbietung der verdrängten Wahrheit in der Literatur konnte ich bei vielen Schriftstellern beobachten. In der Kunst ist die Wahrheit verborgen, versteckt, und so muss man die moralischen Urteile der Gesellschaft nicht fürchten, denn hier in der Kunst ist alles erlaubt. Doch der Preis, den der Schriftsteller für seine Verleugnung bezahlt, ist häufig sehr hoch, wie wir aus den zahlreichen Beispielen sehen. Und der Preis wäre heute nicht mehr nötig, wenn wir das bereits bestehende Wissen ernstnehmen würden.
Menschen, die als Kinder bedingungslos geliebt wurden, können als Erwachsene mühe- und zwanglos ihren alten Eltern die Zuneigung erweisen, die sie einst selbst von ihnen empfangen haben. Menschen hingegen, die als Kinder misshandelt und betrogen wurden, entwickeln oft einen unterschwelligen Hass, den sie nicht selten an ihren Kindern auslassen, und den eigenen Eltern erweisen sie Dienste aus purer Pflicht, meist gekoppelt mit der Erwartung, dass diese endlich zu den Eltern werden, nach denen sich das Kind gesehnt hat. Daher führt die kindliche Treue im Erwachsenen, gepaart mit Moral (es hat mir gut getan, ich habe die Schläge verdient, alle Eltern machen gelegentlich Fehler usw.), nicht selten zur Heuchelei und Gewalt gegenüber Unschuldigen.
Was erreicht man mit dem Vierten Gebot? Kann ein Gebot echtes Mitgefühl erzeugen? Können wir einem Menschen Liebe diktieren, dessen Körper in der frühesten, ausschlaggebenden Zeit Gewalt und nicht Liebe gespeichert hat? Wir erreichen nur, dass er seine wahren Gefühle, der Moral zuliebe, tief unterdrückt, was oft zu Krankheiten wie Tumorenbildung und Kreislaufstörungen führt. Aber aus der Welt schaffen, können wir den unterdrückten und oft gegen das eigene Selbst gerichteten Hass nicht, wie auch immer wir es mit Hilfe der Moral versuchen.
So geschieht es selten, dass jemand den Mut hat, deutlich und ehrlich zu sagen: Ich habe keine Liebe von meiner Mutter empfangen und empfinde keine Liebe für sie. Sie ist mir fremd. Sie ist einsam und könnte einen liebenden Sohn gebrauchen, aber ich will nicht lügen, um ihr diese Illusion zu geben. Ich bin mir und ihr die Wahrheit schuldig, dass ich als Erwachsener keine echte Liebe für sie empfinden kann, weil ich als Kind so unter ihrer Blindheit gelitten habe. Jemand, der so zu denken wagt, wird für seine Kinder nicht mehr gefährlich sein und wird wohl kaum mit schweren, unbegreiflichen Erkrankungen rechnen müssen, weil er die Signale seines Körpers wahrnimmt, bevor es zu spät sein kann.
Seitdem ich das an mir selbst als Tochter und als Mutter und an anderen Menschen erfahren habe, habe ich verstanden, warum mir die Primärtherapie nicht geholfen hat. Im Teufelskreis von wiederholten quälenden Schmerzen konnte ich zwar Facetten meiner Kindheitsgeschichte erkennen, aber nicht die Position des Kindes verlassen, das in seiner Ohnmacht stecken blieb. Noch viel weniger half mir die Psychoanalyse, die Partei für die Eltern nimmt und damit die Schuldgefühle und die Abhängigkeit des Kindes zementiert.
Meine Lektüre von zahlreichen Biographien und von erschütternden Berichten in den ourchildhood Foren haben mich zu Folgerungen geführt, die ich hier in einigen Punkten verkürzt formuliere:
1- Die "Liebe" des ehemals misshandelten Kindes für seine Eltern ist keine Liebe. Sie ist eine mit Erwartungen, Illusionen und Verleugnungen belastete Bindung, die einen hohen Preis von allen Beteiligten fordert.
2- Den Preis dieser Bindung zahlen in erster Linie die eigenen Kinder, die im Geist der Lüge aufwachsen, weil man ihnen automatisch das zufügt, was einem angeblich "gut getan hat". Auch der Betreffende zahlt für seine Verleugnung nicht selten mit Gesundheitsschäden, weil seine "Dankbarkeit" im Widerspruch steht zum Wissen seines Körpers.
3- Der Misserfolg sehr vieler Therapien lässt sich durch die Tatsache erklären, dass sich die meisten Therapeuten selber in der Schlinge der traditionalen Moral befinden und ihre Klienten ebenfalls da hineinzuziehen versuchen, weil sie nichts anderes kennen. Sobald die Klientin zu fühlen anfängt und fähig wird, z.B. die Taten ihres inzestuösen Vaters eindeutig zu verurteilen, steigt in der Therapeutin vermutlich die Angst vor der Bestrafung durch die eigenen Eltern auf, wenn sie ihre Wahrheit sehen und aussprechen sollte. Wie anders lässt es sich verstehen, dass die Vergebung als Mittel der Heilung angeboten wird? Therapeuten schlagen sie häufig vor, um sich selbst zu beruhigen, wie die Eltern es auch getan haben. Aber weil das so ähnlich klingt, braucht der Patient viel Zeit, um die Pädagogik zu durchschauen. Wenn er sie schließlich erkennt, kann er den Therapeuten nicht verlassen, weil inzwischen die neue toxische Bindung bereits entwickelt wurde. Für ihn ist jetzt der Therapeut die Mutter, die ihm zur Geburt verhalf, weil er hier zu fühlen angefangen hat. So fährt er fort, die Rettung vom Therapeuten zu erwarten, statt auf seinen Körper zu hören, der ihm mit seinen Signalen die Hilfe anbietet.
4- Wenn er dann, von einem empathischen Zeugen begleitet, seine Angst vor den Eltern (oder Elternfiguren) durchleben und verstehen konnte, kann er allmählich die destruktiven Bindungen auflösen. Die positive Reaktion des Körpers wird nicht lange auf sich warten lassen, dessen Mitteilungen werden immer verständlicher für ihn werden, sie hören auf, in rätselhaften Symptomen zu sprechen. Er wird dann entdecken, dass seine Therapeuten sich und ihn, (oft ungewollt) getäuscht haben, denn die Vergebung verhindert geradezu die Vernarbung der Wunden, von deren Heilung schon gar nicht zu sprechen. Das kann jeder an sich selbst feststellen.
Verfasst: 05.01.2005, 12:32
von Ameise
Ein mich tief beeindruckender Text ...
Verfasst: 05.01.2005, 15:55
von Phoebe
Vielen Dank, Miriana für diesen schönen Text. Er hat mir auch sehr gut gefallen und mich in sehr vielem bestätigt![/quote]
Verfasst: 05.01.2005, 21:58
von Lehrling
Es gilt etwas klar zu stellen:
In der Bibel steht im 4. Gebot: Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Von lieben müssen ist also keine Rede.
Jesus sagt: Liebet eure Feinde!
Darüber haben wir an anderer Stelle hier im Forum schon einmal geschrieben, dass lieben etwas anderes ist als jemand mögen, ihn sympathisch finden.
Diese Dinge werden oft durcheinander gebracht und verhindern Klärung, deshalb führe ich sie nochmal genau auf.
liebe Grüße
Lehrling
Verfasst: 06.01.2005, 01:09
von Miriana
Danke Lehrling,
verstehe was Du meinst. Ich denke aber , im Vordergrund des Textes steht , für mich, was da über die Vergebung steht.
Ehren und lieben sind zweierlei Dinge. Die beiden Sachen krieg ich ganz gut auseinander.
Aber wie gesagt, nicht vergeben und mögen oder lieben, daß paßt für mich nicht! Aber, daß ist vielleicht wirklich mein Ding, oder das von den Leuten die ähnlich denken, wie z.b. phoebe.
Wie gesagt, auf der spirituellen Ebene ist alles klar, wer weiß denn welches Karma dahinter steht. Meine Auffassung ist die, das man sich das vorher aussucht, wenn man inkaniert. Die Seelen machen untereinander Veträge und absprachen, damit man etwas lernen kann.
Von dieser Warte aus, kann ich sogar dankbar sein, denn ich wäre nicht die, die ich bin, wenn ich als dies nicht erlebt hätte.
Wenn ich dies jedoch von vornherein so sehen würde, könnte ich mir zwar das Leiden ersparen, aber würde nichts lernen. Bzw. würde es nicht wirklich leben.
Ich hoffe es versteht jemand mein Geschreibsel und weis was ich meine.
Gute Nacht
Miriana[/b]
Verfasst: 06.01.2005, 10:57
von Olga57
Oh ja, ich verstehe dich nur zu gut.
Habe sicher anderes erlebt als du aber der Kampf mit/gegen das Elternhaus war sehr lang bei mir. In gewisser Weise habe ich ihn inzwischen aufgegeben aber lieben tu ich meine Mutter ganz bestimmt immernoch nicht.
Liebe Grüße
Ulrike
Verfasst: 06.01.2005, 13:04
von Sonnenlicht
Ich lese gerade "Wahre Kraft kommt von innen" von Louise L.Hay.
Da steht auch viel über das Vergeben. Es ist Voraussetzung dafür, seine eigenen Blockaden endlich ablegen zu können, um sich selbst lieben zu können. Wer sich nicht selbst liebt, hat es sehr schwer, andere zu lieben.
Die Autorin selbst beschreibt, wie schwer es für sie war, ihren Eltern zu vergeben, da sie in ihrer Kindheit vom Vater mißbraucht wurde. Aber sie hat es geschafft.
In dem Zusammenhang sagt sie, dass man sich auch von Dingen, Personen, Situationen im Guten trennen kann ohne Gedanken an Haß.
"Ich segne dich mit Liebe, und gebe dich jetzt frei und lasse dich gehen."
Ihr wißt, wie wichtig Affirmationen sind. Positiv formulieren! Sonst merkt sich das Unterbewußtsein die negativen Worte und man wird sein Problem nie los, wenn man in eine ähnliche Situation gerät.
Das Buch kann ich nur jedem empfehlen, der Probleme mit Schuldgefühlen, fehlendem Selbstwertgefühl, Vergeben und Loslassen hat.
Ich verschlinge es gerade mit Eifer, denn ich habe so viel aus meiner Vergangenheit und Gegenwart abzuarbeiten, was mich in meiner neuen Lebensphase blockiert. Ich will den Müll nicht länger mit mir herumtragen!
Liebe Grüße
Sonnenlicht
Verfasst: 06.01.2005, 13:22
von miss lucky
Ihr Lieben,
ich finde Vergeben sehr wichtig für mein eigenes Seelenheil. Und ich denke, bei anderen gelingt es mir auch.
Aber in einigen Dingen fällt es mir schwer, mir selbst zu vergeben. Das sind Dinge, die z.T. vor Jahren passiert sind, wie ich jemanden behandelt habe oder was ich getan habe, und ich weiss nicht so recht, wie ich mir selbst dafür vergeben kann.
Ich kann es ja nun nicht mehr ändern und es hat auch niemandem wirklich geschadet, aber ich schaffe es nicht so recht.
Habt Ihr eine Idee, wie ich lernen kann, mir solche Dinge zu vergeben? Ich habe bereits aus diesen Fehlern gelernt und verbesserte mich in dieser Hinsicht. Also war es zumindest nicht umsonst.
Ich wäre dankbar für ein paar Ideen von euch.
Seid lieb gegrüßt von Lucky, die diesen Tag -so frühlingshaft- ganz wunderschön findet!!!
Verfasst: 09.01.2005, 22:19
von Phoebe
Hallo Miriana,
Meine Auffassung ist die, das man sich das vorher aussucht, wenn man inkaniert. Die Seelen machen untereinander Veträge und absprachen, damit man etwas lernen kann.
Meistens. Manchmal passiert es aber auch, dass Seelen sich mit Selbstbestrafungsprogrammen belegen und eine ungünstigere Inkarnation wählen, als für ihre Entwicklung gut wäre und als sie manchmal sogar verkraften können.
Das sind meistens gerade recht hoch entwickelte Seelen. Die in der Übergangsphase zwischen Tod und einer neuen Inkarnation erkennen, dass sie etwas Schlimmes im letzten Leben getan haben und aus Scham und Schuldgefühlen sich oft sehr schnell in ein neues Leben hineinstürzen. Dieses Leben kann dann oft viel schlimmer verlaufen, als es der tatsächlichen Schwere des Karmas entsprechen würde.
Und als zweites gibt es nicht gerade nette Wesenheiten, die versuchen, menschliche Seelen herabzuziehen. Also in eine viel niedrigere Daseinsform fehlzuleiten. Im tibetischen Buddhismus kennt man das auch. Da spricht man von verschiedenen Seelenreichen und warnt die Seelen zu Lebzeiten schon, sich nicht in die Irre führen zu lassen.
Ich weiß es auf eigener Erfahrung, dass es so etwas gibt.
Als mein Vater starb, war mir das, ehrlich gesagt, ziemlich gleichgültig.
Dann hatte ich drei Tage später plötzlich eine Eingebung oder innere Gewissheit, die ganz schrecklich war. Ich hatte plötzlich das ganz sichere Gefühl, er würde gerade in eine ganz niedrige Daseinsform herabgezogen, so dass er im nächsten Leben wiedergeboren würde als eine sehr niedrig entwickelte Lebensform: und zwar als Skorpion.
Das hört sich vielleicht komisch oder etwas verrückt an. Aber ich wusste ganz einfach in dem Moment ganz sicher, dass er gerade dabei ist, um Hunderttausende von Jahren zurückzufallen. Oder eher 100 Millionen.
Ich dachte bei mir, was immer er getan hat, das hat er dann doch nicht verdient. Und ich geriet in richtige Panik.
Das war bestimmt um die 15 Jahre, bevor ich zur Lichtarbeit gerufen wurde.
Ich wusste erst nicht, was ich tun sollte. Ich suchte mein altes tibetanisches Totenbuch heraus - obwohl ich seit ca. 20 Jahren eigentlich nicht mehr so recht etwas damit zu tun hatte - und dann fing ich an, mit aller Inbrunst zu einem der buddhistischen Boddhisattvas zu beten, die da drin standen. Ich bat ihn, meinem Vater zu helfen. Die Tränen strömten mir dabei über das Gesicht.
Nach einer halben Stunde merkte ich, wie irgendetwas heller wurde. Und nach einer weiteren Viertelstunde spürte ich, dass jetzt alles ruhig und überstanden war.
Diese Geschichte ist mir zum Thema noch eingefallen.
Würde mich interessieren, was ihr davon haltet.
Liebe Grüße
Phoebe
Verfasst: 10.01.2005, 01:36
von Ameise
"Vergeben" ... manchmal habe ich den Eindruck, es ist das falsche Wort. Dann vielleicht schon eher "die Kugel am Bein abwerfen".
Denn etwas nicht loslassen können, nicht verzeihen können, ist doch oft ziemlich "schwer" ... eben wie eine Kugel an einer Kette am Bein.
Und ich persönlich denke, es muß auch nicht unbedingt Vergebung sein - der Schmerz an sich ist schon groß genug, den alleine schon loszulassen erscheint mir wichtig.
Wenn ich erstmal schmerzfrei bin, dann kann ich mMn auch damit anfangen, zu vergeben ...
Der Schmerz an sich blockiert mMn einiges ... ohne Schmerz geht einiges viel leichter und klarer, denke ich ...
Verfasst: 10.01.2005, 10:19
von Olga57
Alrik, du hast meine volle Zustimmung.
Einfach feststellen dass es nicht mehr wichtig ist, dass wir in erster Linie wir selbst sind und kein schlechtes Gewissen haben müssen wenn wir Vater/Mutter nicht lieben
Sie gehören zu unserem Leben aber ich sehe darin keine Pfluicht für mich als Tochter mehr.
Seitdem geht es mir wesentlich besser und seit ich eingesehen habe dass Eltern auch nur Menschen sind.
Ulrike
Verfasst: 10.01.2005, 14:05
von Sonnenlicht
Jau, auch von mir volle Zustimmung Richtung Alrik.
Hab in dem Zusammenhang auch noch was beizusteuern, das ich gerade erlebt habe.
Geschehen in einer Klinik in der Cafeterria:
Am Nebentisch saßen 4 Erwachsene, wie ich an den Gesprächen erkennen konnte, ehemalige Patienten der Psychiatrie, die sich regelmäßig trafen, um sich auszutauschen.
Darunter eine sehr dicke Frau. Sie erzählte, warum sie so dick geworden ist: Eltern arbeiteten schwer in der Landwirtschaft, für Liebe und Geborgenheit für die Kinder war keine Zeit....Essen als Ersatz für fehlende Liebe...
Die Frau erzählte nun, was sie alles unternommen hat, um diese Wut auf die Mutter loszuwerden. Ich hörte dann nur noch die Worte "Ich habe die Nabelschnur regelrecht noch mal durchtrennt. Heute können meine Mutter und ich uns begegnen, ohne dass der eine vom anderen etwas erwartet".
Und das ist mir eben zu dem, was Alrik sagte, spontan eingefallen. Die Verletzung, der Schmerz sind da. Wir können es nicht wegwischen und ungeschehen machen. Aber wir können lernen, dazu eine andere Einstellung zu gewinnen, damit uns die Sache nicht mehr so wichtig ist.
Wie schon gesagt...LOSLASSEN...ist ganz wichtig, um sich den eigentlich wichtigen Dingen des Lebens widmen zu können, um nicht ständig diese Last mit sich herumzutragen. Ob Loslassen nun auch gleich Vergeben ist, keine Ahnung, ist wohl auch nicht so wichtig.
Für mich selber aber muß ich dieses Loslassen erreichen, damit ich im Kopf und im Herzen frei sein kann. Sonst bleibt man immer auf einer Stelle stehen. Die größte Veränderung im Leben bringt keine wahre Weiterentwicklung für einen selbst, wenn man ewig an Verletzungen der Vergangenheit hängenbleibt.
Liebe Grüße
Sonnenlicht
Verfasst: 10.01.2005, 14:08
von Ameise
Ich wollte nur noch einmal hinzufüghen, daß der Schmerz als Solcher sehr hinderlich sein kann, wenn man vergeben möchte : Man kann schlecht vergeben, denke ich, wenn einen der Schmerz immer wieder daran erinnert, was vorgefallen ist ... von dem Standpunkt aus gesehen ist es mMn zuerst wichtig, den Schmerz zu heilen.
Verfasst: 10.01.2005, 15:07
von Phoebe
Ein schönes Wort, Alrik!
Phoebe
Verfasst: 10.01.2005, 18:52
von Rica
Schmerz wird auch dadurch geheilt, wenn ich das damit verbundene Erlebnis in Gesprächen von allen Seiten beleuchte und meine Gefühle dabei nicht verdränge.
Bewusste Wahrnehmung und Zulassen des Schmerzes lassen ihn dann immer kleiner werden, bis man irgendwann ohne Tränen, ohne übermäßige Trauer von dem Gewesenen sprechen und es auch ruhen lassen kann.
Verfasst: 10.01.2005, 20:45
von Penny
Hallo Miss Lucky,
ich finde es auch schwer, sich selbst zu vergeben. Aber irgendwann sollte man die eigene Schuld loslassen. Wie du es gesagt hast: Du kannst es nicht mehr ändern und es hat seine Lernaufgabe erfüllt. Du weisst, dass es nicht richtig war und kannst es als Erfahrung behalten. Aber wiederholtes "Durchleiden und schämen" wirft dich nur zurück.
Ein paar treffende - mich überzeugene - Formulierungen dazu fand ich in dem Buch von Louise L. Hay, das Sonnenlicht erwähnt. Leider habe ich es verliehen und kann jetzt nicht nachsehen. Nachdem mir der Sinn des sich-selbst-vergebens- klar wurde, war der Rest Umprogrammierungsarbeit. Wenn ich ins hadern verfiel, habe ich meine Gedanken wieder auf mein Ziel gelenkt, mir zu vergeben und daraus zu lernen.
Heute habe ich mein Fehlverhalten integriert, lebe damit und versuche, solche Situationen wiederzuerkennen, damit die Warnlampen rechtzeitig angehen.
Wir üben doch alle noch. Auch dazu sind wir sicher hier.
Liebe Grüße
Penny