Sheelara hat geschrieben:
Es geht, wie Ameise schrieb, nicht um einzelne Worte oder Sätze, sondern das Gefühl, das ich kriege, wenn ich das lese. Ich spüre da einen Verstand, der von seinen eigenen Gefühlen abgespalten ist. Der verallgemeinert und Theorien aufstellt und Dinge in Schubladen einsortieren will bzw. sie da wieder rausholen will. Zum Beispiel hast Du mal geschrieben, ob es uns gut ginge, eine Schublade zu haben - dabei habe ich in diesem Thread viele Beiträge gelesen von Menschen, die von sich erzählt haben in ihrer Einzigartigkeit, von ihrer Geschichte, die eine so, die andere ganz anders, und die Sache mit den Schubladen und der Gleichmacherei... nun, die kam von DIR, und so ein abgespaltener Verstand, der braucht Schubladen, ist auch sein Job.
Nun, ich empfinde Schubladen tatsächlich nicht als schlecht, solange man es nicht übertreibt. Hat seine Vorteile.
Weshalb ich aber hier im Thread auf Schubladen zu sprechen kam, war, weil es darum ging, dass viele hier in einer Bezeichnung bestimmter Eigenschaften wie "HSP" den Vorteil sehen, dass sie ihre Probleme mit anderen teilen, dass sie keine Krankheit haben, sondern eben HSP sind. Das ist für mich "sich in eine Schublade einsortieren" - nämlich in eine mit der Aufschrift HSP.
Ich glaube, dass JEDER Verstand seine Schubladen braucht. Wenn ich weiß, dass eine bestimmte Persönlichkeit (eines potentiellen Gegenübers) für mich gefährlich ist, dann speichere ich das in der Schublade für potentiell gefährliche Menschen ab und gehe beim nächsten Mal vorsichtiger an diese Menschen heran, um mich nicht jedesmal aufs Neue in Gefahr zu begeben. Genau das ist es doch, weshalb du sagst, dass du mit mir - Persönlichkeit mit abgespaltenem Verstand - ein Problem hast. Auch eine Schublade, in die du mich steckst.
Hat also nichts mit abgespaltenem Verstand zu tun, sondern ist notwendig, um vor Verletzungen zu schützen. Ist somit auch nichts schlimmes und von mir auch nicht negativ gemeint gewesen.
Sheelara hat geschrieben: Du hast nie geschrieben, wie es Dir persönlich mit irgendetwas geht oder was Dein persönlicher Bezug zu dem Thema oder zu irgendetwas anderem ist.
Wenn ich mich recht erinnere, fing meine "Teilnahme" in diesem Thread mit der Meinung an, dass ich eine Diagnose und Bezeichnung von bestimmten stark ausgeprägten Eigenschaften kritisiere, weil das die Sensibilität wie eine Krankheit behandelt. Darum ging es mir.
Als die Diskussion mehr Richtung "Verletzungen durch Rationalitätserwartungen" geschwenkt ist, war meine Meinung dazu, dass sensible Menschen sich noch mehr als andere eine "Du-kannst-mich-mal"-Einstellung zulegen müssten, um ihre Sensibilität ausleben zu können.
Danach gebe ich zu, wurde die Sache etwas unübersichtlich.
Sheelara hat geschrieben:Es macht verletzlich und es macht auch Angst, sich zu öffnen, persönlich zu werden, über Gefühle zu schreiben, wenn da jemand ist, der zu Mitgefühl nicht in der Lage zu sein scheint. Ich sag nicht, dass Du kein Mitgefühl hast. Ich sage, dass das bei mir so ankommt. Und auch, dass mir das Angst macht. Was ich übrigens nicht als Schwäche empfinde.
Und was heißt das jetzt für mich?
Wenn ich das richtig verstanden hab, hattest du dich schon vorher geöffnet. Danach habe ich geschrieben. Danach hattest du also Angst vor meiner Art. Aber welche Konsequenz soll ich daraus ziehen?
Sheelara hat geschrieben:Und ich hatte auch keine Lust, noch mehr zu schreiben, weil Du, um wirklich zu verstehen, Deine Gefühle und Dein Herz einschalten müsstest, und das hab ich bis jetzt noch nicht wahrgenommen. Ein einsamer Verstand kann kein Mitgefühl empfinden. [...] Auf diese Energie habe ich reagiert, und diese Energie fühle ich in der Art, wie Du schreibst. [...] Wenn ich mich nicht zeige, kann ich auch nicht verletzt werden. Wenn Du Dich nicht zeigst und theoretisierst, urteilst, wertest und erstaunt nachfragst, bist Du vermeintlich auch auf der sicheren Seite, weil Du Dich nicht zeigst.
Du hast selbst geschrieben, dass Du an die Dinge erstmal mit dem Kopf herangehst, und das ist die Antwort. „Hochsensibilität“ ist nicht mit dem Kopf zu begreifen. Der Verstand geht nach Fakten, Zahlen, einzelnen Worten, so als ob sie zu trennen wären von ihrem Inhalt, ihrer Energie, ihrer Gefühls-Aussage. Sind sie aber nicht.
Okay, vielleicht lag hier das Problem. Es ging mir gar nicht darum, Hochsensibilität zu begreifen. Es ging mir um die "Behandlung", den "Umgang" der anfangs erwähnten Webseite mit dem Thema. Das war für mich eine theoretische Diskussion zum Thema Psychologie und Diagnose. Damit wollte ich aber nicht jemanden angreifen, der sensibel ist oder in dieser Seite Hilfe findet, sondern eine andere Sichtweise auf den Ansatz dort zeigen. Inzwischen hab ich andere Standpunkte dazu gehört, also quasi die positiven Aspekte, die dieser Umgang hat und damit ist das inhaltlich für mich soweit geklärt.
Wenn mein fehlendes Mitgefühl hier das Problem war, dann geht doch bitte einfach davon aus, dass ich nicht gegen Sensibilität argumentiert habe und auch nicht vorhatte das Rationale als einzig wahren Wert darzustellen, das war gar nicht mein Thema.
Wenn mein rationales Herangehen euch bereits verletzt hat, weiß ich auch nicht, was ich dazu sagen soll. Wenn es nicht einzelne Worte oder Sätze waren, die verletzt haben, sehe ich das Problem eher in eurer Befürchtung, was ich meinen oder sagen KÖNNTE, weil ich das verkörpere, was euch bisher immer Probleme gemacht hat.
Aber ich bin kein böser, Vorschriften-machender Kopfmensch, bloß ein gewohnheitsmäßiger, der immer viele Infos im Internet sucht, um den Kopf zu füllen, damit er besser funktioniert. (Ums Emotionale kümmer ich mich eher im Umfeld vertrauter Menschen.)
Aber wenn das aus eurer Sicht nicht richtig ist, dann könnt ihr mich auch abhaken, als einen von vielen Usern und damit das dicke Fell üben. Das ist der Vorteil im Internet.
Mex