ich bin in den letzten Wochen in einem heftigen turbulenten Prozess, in dem mehr und mehr verlorene Teile von mir zurückkehren (sowie im aussen seit Jahren „verlorene“ Freunde), das Thema, um das meine langjährige Depression gekreist hat, wird immer klarer und ich frage mich in den letzten Tagen immer wieder: wer bin ich, wo ist mein Platz und wo ist insbesondere mein Platz in der Reiki-Gemeinschaft bzw. wenn ich Meisterin werde, was will ich lehren. Sowas wie eine erneute Selbstfindung, die Reiki als Bühne nimmt, um ihr Form zu geben.
Ich möchte gerne versuchen, all die verschiedenen Gedanken, Bilder, Gefühle, die im Moment noch wirr in mir herumschwirren, mal auszudrücken, damit die Form klarer wird, und ich freu mich über Austausch.
Ich fang mal vorne an (könnte hilfreich sein
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Woran ich mich hauptsächlich gestossen habe, ist diese Starre der Form, die ich wahrnehme. Dieses „nichts darf verändert werden“, und das wird mit Achtung vor den Lehrern begründet. Einerseits zieht mich das an, weil ich von vielen meiner Wurzeln abgeschnitten bin und dort so eine Art Traditionsbewusstsein spüre, das mir sehr guttut. Andererseits ist die Schöpfung und auch die universelle Lebensenergie lebendig, sie bewegt sich, dehnt sich aus, setzt Prozesse in Gang und entwickelt sich weiter. Irgendwann sprengt sie jede Form, und auch unsere Körper-Form müssen wir irgendwann zurücklassen und uns in eine neue inkarnieren. Phyllis sagte damals in etwa, was wachsen will, braucht eine Form und Grenzen. Hier stimme ich vollständig zu. Wo ich jedoch nicht mehr zustimmen kann, ist, ein willkürliches System als Form zu erschaffen, in der dann Wachstum stattfinden kann und soll. Denn die Form ist uns bereits gegeben - unser physischer Körper und die materielle Welt. Wir lassen Reiki durch unsere Körper fliessen, durch unsere Gefühle, unsere Gedanken, unser Herz, unsere oberen Chakren. Hier findet das Wachstum statt, hier sind körperliche Grenzen sowie alte Erfahrungen und Glaubenssätze, wo die Reibung stattfindet. Das ist für mich Form genug. Wieso muss ich dann noch ein Heilungssystem haben mit Aspekten, Elementen, finanziellen Bedingungen, einer bestimmten Ethik etc., das mich davon abhält, in jedem einzelnen Moment völlig bei mir und präsent zu sein und jeden Menschen da abzuholen, wo er steht, mit meiner göttlichen Führung und Intuition, die mich leitet?
Klar würde ich auch Handpositionen lehren, weil das einfach hilfreich ist, wenn sich fremde Menschen gemeinsam behandeln wollen. Aber auch nur dafür, und nicht, weil es ein System ist, das befolgt werden muss oder sollte. Wenn ich allein jemanden behandle, kann ich genau spüren, wo meine Hände hinwollen, und es widerstrebt mir zutiefst, dieses Gefühl abzuwürgen zugunsten eines Systems, das vor vielen Jahren mal erfunden wurde und alle und alles gleich macht. Mir ist auch bewusst, dass nicht alle Menschen dieses Gefühl haben, was keine Wertung ist, weil jeder genau richtig ist, und so ein System gibt ja auch Sicherheit. Es ist aber ein Unterschied, ob ich einem solchen Menschen sage, er könne die Positionen nutzen, wenn er unsicher ist, oder er müsse die Positionen nutzen, weil sie zum System gehören. Das eine lässt frei, das andere schränkt ein.
Was das Geld betrifft, damit habe ich mich auch seit Jahren intensiv beschäftigt. Von Alliance-Meistern und Phyllis habe ich immer wieder gehört, es würde zur Tradition und zum System gehören und sei deshalb per Definition unveränderbar, und wem das nicht passt, der könne sich einen anderen Lehrer suchen
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Ich glaube das nicht wirklich. Ich habe meinen tiefen Glaubenssatz, dass ich so viel Geld nicht haben kann oder haben werde, mit dem anderen überlagert, was natürlich nicht funktioniert hat. Ich glaube es nicht, weil zum einen mangelndes Selbstwertgefühl im Weg steht, aber es ist nicht nur das. Es gibt da tief in mir etwas, was sich grundsätzlich gegen Geld wehrt. Geld ist Macht, und um Geld zu bekommen, müssen wir Dinge tun, durch die wir uns oft schuldig machen, die unser Mitgefühl für andere schwächen bis auslöschen. Wenn Geld im Spiel ist, geht‘s immer ans Eingemachte, an das Ego und an die Macht. Und wer ist denn schon wirklich frei davon, hier eine subtile Manipulation auch nur zu erwägen? Energieaustausch - ja, Geld akzeptieren und wirklich annehmen als Energie auf dieser Ebene - nein. Ich weiss, dass das auch eine Art Glaubenssatz oder altes Muster ist, das verändert werden könnte, aber im Moment geht‘s mir einfach nur darum, die Dinge klarer zu sehen und sie so anzunehmen, wie sie sind.
Schliesslich ist mir diese - ich nenn es mal Starre - noch deutlich aufgefallen bei zwei Artikeln in den letzten Reiki-Magazinen. Phyllis schrieb über soziale Gerechtigkeit und findet es gerecht, wenn jeder das Gleiche bekommt. Wir sind aber nicht alle gleich.
Ich stimme völlig zu, Menschen etwas zuzutrauen, z.B. dass ein Bettler 150 Dollar auftreiben kann oder eine Analphabetin den 2. Grad machen kann. Ehrlich gesagt, das würde ich sowieso tun, dafür brauch ich kein System, an das ich mich halten kann. Ich denke da mal wieder eher an die Menschen, die schwer traumatisiert oder „psychisch krank“ sind. Da hat mir der Artikel von Paul im aktuellen Reiki-Magazin nochmal viel Klarheit gebracht. Da war er wieder, dieser Ansatz, jeder kriegt das Gleiche, und wenn es für die Frau, die sexuell missbraucht wurde, schwierig ist, die unterste Handposition auszuhalten, dann schlägt er vor, diese Position trotzdem anzuwenden, damit an diesem Punkt Heilung geschehen kann.
Da hatte ich das Gefühl, das kann nur von jemandem kommen, der psychisch relativ stabil ist und keine wirklichen Traumatisierungen hat, die das Informationssystem komplett gesprengt haben und die als tausend Einzelsplitter ins Unterbewusstsein abgetaucht sind. Für einen Menschen, der so leben muss, ist der Alltag ein ständiges Minenfeld, von einem Auslöser zum anderen, und es ist unmöglich, zur Ruhe zu kommen, sich zu entspannen, tief zu atmen, weil in der nächsten Sekunde irgendetwas geschehen könnte, was den nächsten Flashback auslöst. Meine Erfahrung ist, dass es absolut unerlässlich ist, damit überhaupt etwas heilen kann, erstmal eine sichere Atmosphäre zu schaffen. Und sicher heisst, der/die Betreffende muss Kontrolle haben, sagen, was geht und was nicht, und das muss respektiert werden. Keine weiteren Vergewaltigungen und Reizüberflutungen zu einem Zeitpunkt, wo der/die Betreffende noch nicht dazu bereit ist. Irgendwann kommt dann ein Moment (so ist es jedenfalls bei mir immer, wenn ich mich sicher fühle), da will die Erfahrung gemacht werden. Und dann sage ich das. Oder andere sagen es mir. Jetzt bitte mal die Hände dorthin legen, jetzt ist es OK.
Das ist jetzt noch nichtmal die extremste Situation. Es gibt Menschen, die ertragen es überhaupt nicht, berührt zu werden. Wenn einem solchen Menschen eine innere Stimme sagt, dass Reiki gut wäre... ich würde ihn nicht wegschicken. Ich würde gucken, was für diesen Menschen in dem Moment geht, was er annehmen kann ohne Widerstand, und dann Reiki vertrauen.
Hmmm. Ich hatte vor einiger Zeit mal einen Leserbrief im Reiki-Magazin geschrieben, wo es um dieses Thema geht und wo ich mich darüber gewundert habe, dass es immer mehr Meister gibt, die sich vorher unterschreiben lassen wollen, dass die Schüler keine schwerwiegenden psychischen Erkrankungen haben. So langsam dämmert mir... wenn ich „nur“ ein starres System habe, von dem ich nicht abweichen kann/darf und wenn jeder das Gleiche bekommen soll, damit es gerecht ist, dann kann das auch nicht gutgehen. Was wiederum nicht heisst, wenn ich individuell und intuitiv auf jemanden eingehe, dass der nicht durchdreht. Das kann immer passieren und liegt in der Natur der Sache. Aber ich als (künftige) Meisterin weiss dann wenigstens, dass ich im Einklang mit meiner Intuition und meiner göttlichen Führung gehandelt habe und ich habe nicht den Konflikt in mir, dass ich mein eigenes tiefes Wissen, was in jedem Moment das Richtige ist, abgewürgt habe zugunsten eines Systems. Ich kann dann allerdings auch nicht dem System die Schuld in die Schuhe schieben... ich brauche dann ein tiefes, tragendes Wissen, dass ich in jedem Augenblick vollständig göttlich und in Ordnung bin, genau wie jeder andere Mensch auch, dass es keine Zufälle gibt und dass die Höhere Ordnung dann am ehesten greift und wirkt, wenn ich ganz im Einklang mit mir selbst bin.
Da fällt mir zum Schluss noch ein Satz ein aus meiner momentanen Lieblingsserie: „Am Ende wird immer alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“
Der wichtigste Punkt für mich, der sich gerade herauskristallisiert, scheint zu sein: ich kann mich voll und ganz zugehörig und sicher fühlen in einer Gemeinschaft, wo ich bestimmte Menschen auch wirklich liebe, ohne ihre zugehörige Ideologie bzw. ihr System für mich zu übernehmen. Das ist für mich wirklich bahnbrechend, denn ich habe mein ganzes Leben lang in jeder sozialen Situation zwanghaft die Regeln und Muster der jeweiligen Gemeinschaft als meine übernommen und alles andere gab es nicht mehr. Das andere wurde mir immer erst dann wieder bewusst, wenn ich aus der Situation draussen war.... und mit so einer heftigen Spaltung, die sich überlebensnotwendig angefühlt hat, ist es unsäglich schwer, rauszukriegen, wer ich eigentlich bin und was eigentlich meins ist... und noch schwerer, das dann mitzunehmen in den Kontakt.
Ich danke Euch fürs Lesen und bin offen für Eure Erfahrungen und Gedanken.
Love, Sheelara (die seit Freitag energetisch mit der Stadthalle in Gersfeld verbunden ist und seither Tag und Nacht in einer wohltuenden Reiki-Dusche steht)