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Beängstigendes

Verfasst: 11.04.2006, 22:51
von Christian
das unbehagen an der herschenden kultur soll sich ja unter anderem in der sinnsuche in der esoterik ausdrücken. ich nehm mal an, das da was richtiges dran ist.
immer wieder frage ich mich, warum es offenbar einigen so schwer fällt, die distanz zur gesellschaft, die dabei entsteht, einfach zu akzeptieren und zu ertragen, ohne auf abwege zu geraten.
zum beispiel in die anlehnungsbedürftigkeit an zweifelhafte ideologien.
ich bin sehr erschrocken, als ich eben auf diese seite geriet:
http://www.juliusevola.de/
da finde ich vieles, was mich auch beschäftigt - meister eckhart, taoismus, initiatisches -
aber in stark rechtslastigem gewand. wie beängstigend fließend sind die übergänge!
macht sich jemand ähnliche gedanken?
christian

Verfasst: 11.04.2006, 23:06
von Lehrling
Ja, und was mich dabei verwundert ist, daß gerade Leute, die eben noch vehement gegen jegliche Regel und Ordnung protestiert haben und ihre Freiheit eingeschränkt sahen, sich da ohne jede Überlegung unterordnen ( fast unterwerfen) und blind zu folgen bereit sind.
Es muß nur überzeugend dargeboten werden, dann klappt das mit dem Gehirn ausschalten automatisch.


liebe Grüße
Lehrling

hier zum Ausgleich eine sehr positive Seite:
http://www.igf-online.org/

Verfasst: 12.04.2006, 00:32
von Kobi
Manche Dinge leben auch einfach nur von der Aufmerksamkeit denen man ihnen gibt, deshalb habe ich meine Beiträge dazu wieder gelöscht.

Ich habe keine Lust auf dein Thema Christian.

....

Re: Beängstigendes

Verfasst: 12.04.2006, 01:14
von SpideR
Ja, Christian, ich mache mir ähnliche Gedanken.
zumal es eigentlich noch viel schlimmer ist und dies nur die Spitze vom Eisberg.
Nachläufertum, Abhängigkeiten, der Austausch einer Krücke gegen die Andere. Das ist der Boden auf dem so etwas wächst.
Und davon ist auch hier viel zu spüren.
ich schließe mich auf meinem eigenen Weg nicht aus. Auch ich hatte Zeiten in denen ich mich einfach zum Hinterfragen nicht bequemen konnte und das Anpassen einfacher schien.
Wenn das was ich tue, aber keinen radikalen Stempel trägt und nicht so offensichtlich schadet, dann treibt man leicht so vor sich hin und ändert nichts.
ich meine, es ist einfach auf solche Gruppen zu zeigen und sagen: wie schlimm.
Aber was ist mit unserer eigenen Haustür ?
lg
Birgit

Verfasst: 12.04.2006, 18:06
von Christian
@kobi

dein text - ingesamt 4-mal bearbeitet.

ich hab ja eigentlich eher den eindruck, dass du nicht auf die reihe gekriegt hast, was du sagen willst.... :lol:

lg
christian

Verfasst: 16.04.2006, 10:41
von Urs
Sehr interessant ist auch eine Referenz die genannt wird:

Gottfried Benn

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BennGottfried/

Hier noch ein gedicht von Benn, aber nix für arg zartbeseitete:
http://www.blutverteilung.de/schoene-jugend.htm


Grüßle
Urs

Verfasst: 18.04.2006, 12:10
von Christian
ja, der gottfried benn hatte seine affaire mit den nazis. und heidegger auch, und c. g. jung soll auch nicht unerwähnt bleiben.

ich bin aber skeptisch gegenüber einem denkverbot, das sagt:
das sind nun die bösen und entarteten, verbrennt ihre schriften!

wie wichtig war heidegger z.b. für das denken von hannah arendt, die nun wirklich nicht dem rechten spektrum zugeordnet werden kann. auch der einfluß von benn auf die lyrik von peter rühmkorf ist nicht zu überhören.

bei diesen leuten lief offenbar eine tiefere und viel produktivere form der auseinandersetzung.

Re: Beängstigendes

Verfasst: 28.05.2006, 13:11
von Ratatösk
Christian hat geschrieben:das unbehagen an der herschenden kultur soll sich ja unter anderem in der sinnsuche in der esoterik ausdrücken. ich nehm mal an, das da was richtiges dran ist.
immer wieder frage ich mich, warum es offenbar einigen so schwer fällt, die distanz zur gesellschaft, die dabei entsteht, einfach zu akzeptieren und zu ertragen, ohne auf abwege zu geraten.
zum beispiel in die anlehnungsbedürftigkeit an zweifelhafte ideologien.
ich bin sehr erschrocken, als ich eben auf diese seite geriet:
http://www.juliusevola.de/
da finde ich vieles, was mich auch beschäftigt - meister eckhart, taoismus, initiatisches -
aber in stark rechtslastigem gewand. wie beängstigend fließend sind die übergänge!
macht sich jemand ähnliche gedanken?
christian

Ich glaube das sich viele esoterische Sinnsuchende zugleich auch nach Traditionen sehnen. Feste Werte und moralische Grunregeln die dem modernen Menschen als sinnvoll erscheinen verschwinden allmählich.
Was bis vor einger Zeit die römisch katholische Kirche an "Lebensregeln" bot ist für viele einfach nicht mehr annehmbar, da sie für einen Teil dieser Richtlinien einfach zu aufgeklärt, zu modern sind.
Wir Menschen sind da also vieleicht in so etwas wie einer "Entscheidungskrise". Entweder wir können in dieser Gesellschaft, die relativ wenig spiritellen Halt bietet leben, oder wir müssen uns einen eigenen Weg suchen.
Genau da wirds auch schwierig, weil einfach viele nicht auf den Halt die eine Gruppe/Gesellschaft bietet verzichten können/wollen. Individualität erscheint zwar vielen erstmal als eine gute Sache, aber sobald sie merken das diese auch mit Einsamkeit zu tun habe könnte, suchen sie nach Anschluss.
Und genau hier ist der geeignete Nährboden für Gruppen die zum Teil sowohl sehr weit rechts als auch links stehen geschaffen. Sie bieten, da sie ja keine große Gesllschaft sind ein gewisses Gefühl der Individualität, gleichzeitg aber auch die Geborgenheit einer Gruppe. Sie haben spirituelle Antworten und feste moralische Regeln die Halt bieten. Idealerweise berufen sie sich noch auf meist sehr fragwürdige Traditionen und vermitteln ihren Angehörigen so das Gefühl, wieder bei ihren Wurzeln angelangt zu sein.....

Wie mans auch dreht und wendet, es ist wohl ein Dilemma.
Wobei ich mich frage, ob so etwas nicht einfach ein zwar beängstigender, aber doch irgendwie auch natürlicher Prozess ist.
Ich meine: Menschen die nach "etwas anderem" gesucht und Sekten, die davon profitiert haben, gibts wohl schon seit jeher. Und wenn sich spirituelle Ideen und politische Macht erst einmal zu vermischen beginnen, schafft das recht rasch neue Gesellschaft und Glaubensformen.
Weder die Nazis noch die Kirche waren die ersten, die auf diesem Prinzip groß geworden sind. Pharaonen nannten sich Götter und beherschten das Weltgeschen. Und noch früher....?
Weiß nicht, aber Götter, Götzen und politische Macht ergänzen sich wohl schon seit sehr langer Zeit "hervorragend" gegenseitig.
Und ich nehme auch an, dass sich so ziemlich jede Kultur selbst für durchaus aufgeklärt genug hielt, um dieses Prinzip zu vermeiden oder sinnvoll zu nutzen; -Und dennoch in irgend einer Form scheiterte.

....Laber, laber.....Aber die Lösung weiß ich jetzt auch nicht. ....

mlg.ratatösk