Christian hat geschrieben:das unbehagen an der herschenden kultur soll sich ja unter anderem in der sinnsuche in der esoterik ausdrücken. ich nehm mal an, das da was richtiges dran ist.
immer wieder frage ich mich, warum es offenbar einigen so schwer fällt, die distanz zur gesellschaft, die dabei entsteht, einfach zu akzeptieren und zu ertragen, ohne auf abwege zu geraten.
zum beispiel in die anlehnungsbedürftigkeit an zweifelhafte ideologien.
ich bin sehr erschrocken, als ich eben auf diese seite geriet:
http://www.juliusevola.de/
da finde ich vieles, was mich auch beschäftigt - meister eckhart, taoismus, initiatisches -
aber in stark rechtslastigem gewand. wie beängstigend fließend sind die übergänge!
macht sich jemand ähnliche gedanken?
christian
Ich glaube das sich viele esoterische Sinnsuchende zugleich auch nach Traditionen sehnen. Feste Werte und moralische Grunregeln die dem modernen Menschen als sinnvoll erscheinen verschwinden allmählich.
Was bis vor einger Zeit die römisch katholische Kirche an "Lebensregeln" bot ist für viele einfach nicht mehr annehmbar, da sie für einen Teil dieser Richtlinien einfach zu aufgeklärt, zu modern sind.
Wir Menschen sind da also vieleicht in so etwas wie einer "Entscheidungskrise". Entweder wir können in dieser Gesellschaft, die relativ wenig spiritellen Halt bietet leben, oder wir müssen uns einen eigenen Weg suchen.
Genau da wirds auch schwierig, weil einfach viele nicht auf den Halt die eine Gruppe/Gesellschaft bietet verzichten können/wollen. Individualität erscheint zwar vielen erstmal als eine gute Sache, aber sobald sie merken das diese auch mit Einsamkeit zu tun habe könnte, suchen sie nach Anschluss.
Und genau hier ist der geeignete Nährboden für Gruppen die zum Teil sowohl sehr weit rechts als auch links stehen geschaffen. Sie bieten, da sie ja keine große Gesllschaft sind ein gewisses Gefühl der Individualität, gleichzeitg aber auch die Geborgenheit einer Gruppe. Sie haben spirituelle Antworten und feste moralische Regeln die Halt bieten. Idealerweise berufen sie sich noch auf meist sehr fragwürdige Traditionen und vermitteln ihren Angehörigen so das Gefühl, wieder bei ihren Wurzeln angelangt zu sein.....
Wie mans auch dreht und wendet, es ist wohl ein Dilemma.
Wobei ich mich frage, ob so etwas nicht einfach ein zwar beängstigender, aber doch irgendwie auch natürlicher Prozess ist.
Ich meine: Menschen die nach "etwas anderem" gesucht und Sekten, die davon profitiert haben, gibts wohl schon seit jeher. Und wenn sich spirituelle Ideen und politische Macht erst einmal zu vermischen beginnen, schafft das recht rasch neue Gesellschaft und Glaubensformen.
Weder die Nazis noch die Kirche waren die ersten, die auf diesem Prinzip groß geworden sind. Pharaonen nannten sich Götter und beherschten das Weltgeschen. Und noch früher....?
Weiß nicht, aber Götter, Götzen und politische Macht ergänzen sich wohl schon seit sehr langer Zeit "hervorragend" gegenseitig.
Und ich nehme auch an, dass sich so ziemlich jede Kultur selbst für durchaus aufgeklärt genug hielt, um dieses Prinzip zu vermeiden oder sinnvoll zu nutzen; -Und dennoch in irgend einer Form scheiterte.
....Laber, laber.....Aber die Lösung weiß ich jetzt auch nicht. ....
mlg.ratatösk