Thema der 47. KW: Maskenball
Verfasst: 20.11.2007, 15:57
Dieses Thema habe ich aus der Reha im letzten Jahr mitgebracht. Ich fand, es ist ein interessantes Thema, wunderte mich nur zwischendurch, warum ich es nicht in Angriff nahm. Jetzt weiß ich es ……….: dieses Thema hatte zwar eine Geschichte im Vordergrund, betraf mich aber nicht so wirklich. Und viele meiner Wochenthemen sind oder waren ja meine Themen. Jetzt durch mein Wochenthema Bleib so, wie du werden solltest kam mir das Thema Maskenball wieder näher.
Mir wurde unter anderem in der Reha Tanztherapie verordnet. 3 mal die Woche stand für 1 ½ Stunden ein Thema an, wonach wir uns bewegen sollten.
Beim Thema Maskenball legte die Tanztherapeutin große Fotos von verschiedenen Menschen auf den Fußboden. Da waren die sportlichen Menschen, Männer wie Frauen, die alten und weisen Gesichter, ganz tolle Modells in Abendgarderobe, coole Jugendliche in der Freizeit, reiche Leute auf einer Jacht etc.
Wir sollten bei einer ruhigen Musik durch den Raum tänzeln um die Fotos herum und uns überlegen, mit wem wir uns identifizieren könnten. Ich wählte das Foto des jungen Mannes, der auf dem Boden neben dem Cola-Automaten saß mit einer Cola-Flasche in der Hand und für mich in dem Moment, an diesem Tag die Ruhe selbst ausstrahlte.
Nachdem wir uns alle ein Foto ausgesucht hatten, wurde die Musik beschwingter und wir sollten uns wie eben diese Person bewegen. Wir wurden eingeladen zu einem „Maskenball“.
Einige der Reha-Teilnehmer nahmen sich Seidenschals zur Hilfe, und bewegten sich schwungvoll und elegant durch den Raum, andere taten sehr sportlich, manche verzogen sich mit starrer Miene in eine Ecke, wiederum andere fanden sich zu Grüppchen zusammen.
Ich unterdessen stand locker an eine Wand gelehnt, ein Bein nach hinten an der Wand abgestützt, zog an einer imaginären Kippe und trank aus einem Glas und beobachtete lässig die Szene um mich herum und machte mir Gedanken, worauf dieses Thema wohl hinaus läuft.
Dann ging der Maskenball seinem Ende zu und die Tanztherapeutin nahm ein Mikrofon zur Hand und sagte uns, dass sie die Reporterin des Abendblattes sei und jetzt jeden einzelnen Gast dieser illustren Gesellschaft interviewen werde. Sie stellte Fragen, wie wir uns fühlten, was uns so gut gefiel an dem Maskenball, ob wir noch jemanden kennen lernen wollten usw.
Für mich war diese Situation ganz einfach. Als die Therapeutin zu mir kam, mein Foto sah und wie ich da so locker an der Wand lehnte, kam von mir sofort der Spruch: „Hallo Schnecke, schön dich kennen zu lernen. Bis jetzt habe ich mich gelangweilt bei dem Blubberwasser, was ja wohl Champagner sein soll, aber die Kumpels haben gesagt, ich sollte einfach mal raus aus meiner Bude und was anderes erleben.“
Ich gab zu verstehen, dass ich ein Typ bin, der einfach viel Ruhe braucht. Ich hatte viele Lacher auf meiner Seite, weil ich auf diesem Maskenball einen Außenseiter spielte, aber damit in dem Moment überhaupt kein Problem hatte.
Nach mir kam K. dran. Sie hatte sich das gemalte Bild einer schlanken jungen Frau ausgesucht mit einem Sonnenschirm in der Hand, die durch einen Park spazieren ging. Das fein geschnittene Gesicht dieser Frau zeigte für mich Entschlossenheit, so nach dem Motto: “Ich weiß, was ich will.“
K. hatte sich auf unserem Ball sehr langsam durch den Raum bewegt, irgendwie unentschlossen, ohne Ziel, ohne andere Leute anzusprechen. Als die Therapeutin sie ansprach, wie es ihr auf dem Ball gefallen habe, find K. an zu weinen.
K. selbst eine sportliche, gut aussehende junge Frau, die zur Reha wegen unerträglichen Kopfschmerzen kam, weil sie ständig im Berufsleben sowie in ihrer Freizeit eine Maske auflegte und immer so tat, als ginge es ihr gut.
Sie möchte so gerne auch einmal sagen können: „Halt bis hierher und nicht weiter.“ Oder auch mal den Satz raus bringen: „Ich brauche einfach mal Zeit für mich allein, lasst uns den Termin einfach verschieben.“
Ich war entsetzt darüber, das sie dieses Verhalten mit der Maske sogar bei ihren besten Freundinnen durchzog und keiner so wirklich wusste, wie es in ihr drinnen aussah. Und ihr Körper reagierte mit ständigen Kopfschmerzen, die von verspannten Schultern und dem Nacken herrührten.
Tja und durch das Wochenthema Bleib so wie du werden solltest fiel mir auf, dass ich auch ab und an eine Maske aufsetze. Das ich Fröhlichkeit vorspiele, wo vielleicht gerade noch dunkle Gedanken waren. Das ich oft ein Lachen auf dem Gesicht habe, obwohl ich unsicher bin. Das ich die Starke spiele für andere, obwohl ich eigentlich selbst gestützt werden möchte.
Warum mache ich das in diesen Momenten?
Ganz krass gesagt: „Damit ich Liebe bekomme, damit ich anerkannt bleibe, damit ich andere nicht beunruhige.“ Oder warum sonst???
Und bei welcher Gelegenheit setzt du deine Maske auf?
In diesem Sinne grüßt
mal wieder die
Wochenthemen-Kathi
Mir wurde unter anderem in der Reha Tanztherapie verordnet. 3 mal die Woche stand für 1 ½ Stunden ein Thema an, wonach wir uns bewegen sollten.
Beim Thema Maskenball legte die Tanztherapeutin große Fotos von verschiedenen Menschen auf den Fußboden. Da waren die sportlichen Menschen, Männer wie Frauen, die alten und weisen Gesichter, ganz tolle Modells in Abendgarderobe, coole Jugendliche in der Freizeit, reiche Leute auf einer Jacht etc.
Wir sollten bei einer ruhigen Musik durch den Raum tänzeln um die Fotos herum und uns überlegen, mit wem wir uns identifizieren könnten. Ich wählte das Foto des jungen Mannes, der auf dem Boden neben dem Cola-Automaten saß mit einer Cola-Flasche in der Hand und für mich in dem Moment, an diesem Tag die Ruhe selbst ausstrahlte.
Nachdem wir uns alle ein Foto ausgesucht hatten, wurde die Musik beschwingter und wir sollten uns wie eben diese Person bewegen. Wir wurden eingeladen zu einem „Maskenball“.
Einige der Reha-Teilnehmer nahmen sich Seidenschals zur Hilfe, und bewegten sich schwungvoll und elegant durch den Raum, andere taten sehr sportlich, manche verzogen sich mit starrer Miene in eine Ecke, wiederum andere fanden sich zu Grüppchen zusammen.
Ich unterdessen stand locker an eine Wand gelehnt, ein Bein nach hinten an der Wand abgestützt, zog an einer imaginären Kippe und trank aus einem Glas und beobachtete lässig die Szene um mich herum und machte mir Gedanken, worauf dieses Thema wohl hinaus läuft.
Dann ging der Maskenball seinem Ende zu und die Tanztherapeutin nahm ein Mikrofon zur Hand und sagte uns, dass sie die Reporterin des Abendblattes sei und jetzt jeden einzelnen Gast dieser illustren Gesellschaft interviewen werde. Sie stellte Fragen, wie wir uns fühlten, was uns so gut gefiel an dem Maskenball, ob wir noch jemanden kennen lernen wollten usw.
Für mich war diese Situation ganz einfach. Als die Therapeutin zu mir kam, mein Foto sah und wie ich da so locker an der Wand lehnte, kam von mir sofort der Spruch: „Hallo Schnecke, schön dich kennen zu lernen. Bis jetzt habe ich mich gelangweilt bei dem Blubberwasser, was ja wohl Champagner sein soll, aber die Kumpels haben gesagt, ich sollte einfach mal raus aus meiner Bude und was anderes erleben.“
Ich gab zu verstehen, dass ich ein Typ bin, der einfach viel Ruhe braucht. Ich hatte viele Lacher auf meiner Seite, weil ich auf diesem Maskenball einen Außenseiter spielte, aber damit in dem Moment überhaupt kein Problem hatte.
Nach mir kam K. dran. Sie hatte sich das gemalte Bild einer schlanken jungen Frau ausgesucht mit einem Sonnenschirm in der Hand, die durch einen Park spazieren ging. Das fein geschnittene Gesicht dieser Frau zeigte für mich Entschlossenheit, so nach dem Motto: “Ich weiß, was ich will.“
K. hatte sich auf unserem Ball sehr langsam durch den Raum bewegt, irgendwie unentschlossen, ohne Ziel, ohne andere Leute anzusprechen. Als die Therapeutin sie ansprach, wie es ihr auf dem Ball gefallen habe, find K. an zu weinen.
K. selbst eine sportliche, gut aussehende junge Frau, die zur Reha wegen unerträglichen Kopfschmerzen kam, weil sie ständig im Berufsleben sowie in ihrer Freizeit eine Maske auflegte und immer so tat, als ginge es ihr gut.
Sie möchte so gerne auch einmal sagen können: „Halt bis hierher und nicht weiter.“ Oder auch mal den Satz raus bringen: „Ich brauche einfach mal Zeit für mich allein, lasst uns den Termin einfach verschieben.“
Ich war entsetzt darüber, das sie dieses Verhalten mit der Maske sogar bei ihren besten Freundinnen durchzog und keiner so wirklich wusste, wie es in ihr drinnen aussah. Und ihr Körper reagierte mit ständigen Kopfschmerzen, die von verspannten Schultern und dem Nacken herrührten.
Tja und durch das Wochenthema Bleib so wie du werden solltest fiel mir auf, dass ich auch ab und an eine Maske aufsetze. Das ich Fröhlichkeit vorspiele, wo vielleicht gerade noch dunkle Gedanken waren. Das ich oft ein Lachen auf dem Gesicht habe, obwohl ich unsicher bin. Das ich die Starke spiele für andere, obwohl ich eigentlich selbst gestützt werden möchte.
Warum mache ich das in diesen Momenten?
Ganz krass gesagt: „Damit ich Liebe bekomme, damit ich anerkannt bleibe, damit ich andere nicht beunruhige.“ Oder warum sonst???
Und bei welcher Gelegenheit setzt du deine Maske auf?
In diesem Sinne grüßt
mal wieder die
Wochenthemen-Kathi