Vom heilsamen Umgang mit unheilbar Kranken
"Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen", weiß ein altes Lied. Das gilt für alle Menschen, nicht nur für unheilbar Kranke oder Sterbende.
Wie aber kann ein Mensch mitten im Sterben “heil” sein oder werden, fragt Susanne Perret in ihrem Vortrag “Vom heilsamen Umgang mit unheilbar Kranken“, gehalten am 6. November 2004 anlässlich der “Nacht des Heilens” in der Offenen Kirche Elisabethen in Basel.
Eine vielschichtige Antwort ergibt sich aus der Palliativen Pflege,
jenes Pflegebereichs, der ausschließlich unheilbar Kranken und
Sterbenden gilt. Perret weiß, wovon sie spricht, denn die erfahrene Krankenschwester wurde Präsidentin des Palliativnetzes Nordschweiz, nachdem sie über 12 Jahre lang Sterbende als Pflegerin betreut hatte.
Das Palliativnetz Nordschweiz widmet sich der umfassenden Betreuung Sterbender, die in ihren eigenen vier Wänden bleiben möchten.
Perret gliedert ihren Vortrag in vier Teile, gemäß jenen Aspekten, die im Umgang mit Sterbenden wichtig sind – für die, die sterben und für deren Begleiter: es gilt, die noch vorhandene Zeit “mit Leben zu füllen!”
Vier Wünsche sind es, die zählen und ihnen entsprechen vier Dimensionen der Begleitung: die soziale, die körperliche, die psychische und die spirituelle Dimension.
Die unheilbar Kranken möchten nach Möglichkeit selbst bestimmen, wo und wie sie sterben: zuhause und allein oder von ihren Lieben umgeben. Das ist der soziale Aspekt.
Auch im Umgang mit dem Prozeß des Sterbens, seinen Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Hinfälligkeit, Sprachlosigkeit, sollten die Sterbenden nach Möglichkeit selbst bestimmen können, was ihnen gut tut und wie es sein soll. Das betrifft den Körper.
Für die Psyche ist es wichtig, Angelegenheiten zu klären und zu Ende zu bringen – wie immer das geschieht, es möge sein, “wie das letzte Kapitel eines Buches”, welches stimmig zum Ganzen passe.
Schließlich die spirituelle Dimension. Hier ist jenen, die sterben, vor allem eines wichtig: jemanden zu haben, der zuhört und am Leiden mitträgt. Echtheit ist unabdingbar, denn “Sterbende haben ein unglaublich feines Sensorium”.
Roter Faden ist das Element des Heils. “Heil”, “Heil sein” ist nicht gleichzusetzen mit “Gesundheit”, sondern benennt eine tiefer liegende Ebene: sich “versöhnen mit dem Schicksal” oder “ganz werden”, so Perret.
Reiki wirkt dabei unterstützend; seit 14 Jahren begleitet Susanne Perret ihre Patienten mit dieser Form der “Energiearbeit durch Handauflegen“.
Ihre Erfahrungen fasst sie mit folgenden Worten zusammen:
“Vieles konnte sich lösen, in der Regel stellte sich eine beeindruckende Wachheit, Gelassenheit und Lebensfreude bei diesen Menschen ein und sie konnten in grossem Frieden sterben.“
Relevant sei dies besonders für Menschen, die von ihren Ärzten aufgegeben wurden, weil die schulmedizinischen Möglichkeiten erschöpft waren. Perret kommt aus der Schulmedizin und ist von ihr überzeugt; zugleich aber weiß sie “dass es mehr gibt, das heilt”. Ihr größter Wunsch ist eine Zusammenarbeit von Schulmedizin und alternativen Heilweisen, die den Menschen dient.