Seit der ersten Reiki-Convention gibt es dort Reiki-Blessings bzw. Reiju. Oft wird die Frage gestellt: Was ist Reiju? Was ist ein Reiki-Blessing? Hier erst einmal eine kurze Definition von mir:
Reiju bzw. ein Reiki-Blessing ist eine Form der Energie-Übertragung vom Lehrer zum Schüler, in der in kurzer Zeit sehr viel Energie weiter gegeben wird.
Im Folgenden tiefergehende Erklärungen für alle, die mehr wissen wollen 🙂
Unterschied und Gemeinsamkeiten von Reiju und Reiki-Blessing
Die Bezeichnung Reiju gilt innerhalb von asiatischen Reiki-Stilen, die Bezeichnung Reiki-Blessing wird eher von Reiki-Lehrern aus westlich geprägteren Reiki-Stilen verwendet. Während die innere Haltung der Lehrer ähnlich sein dürfte, kann sich der Ablauf unterscheiden.
Wer Reiki gelernt hat, kennt die Einstimmungen in die einzelnen Reiki-Grade. Ich hatte mich vor vielen Jahren entschlossen, der Terminologie von Frank Arjava Petter zu folgen: Den gesamten Kurs zu einem Grad als “Einweihung” zu bezeichnen, die einzelnen energetischen Rituale, die der Lehrer bei den Teilnehmern im Rahmen des Kurses vollzieht, als Einstimmung. So dass ein Schüler beispielsweise sagen kann: “Ich habe die Einweihung in den ersten Reiki-Grad und dabei vier Einstimmungen erhalten”.
Bei östlichen Reiki-Stilen begegnet mir Reiju als grundlegend synonym mit dem Begriff Einstimmungen, d.h. es bezeichnet meines Wissens stets die Energieübertragung von Shihan (Lehrer) zu Schüler, egal ob innerhalb oder außerhalb eines Reiki-Kurses. Ein Reiki-Blessing dagegen steht für die Energie-Übertragungen außerhalb eines Reiki-Kurses, wobei der Empfänger meist bereits in Reiki eingeweiht ist. Insofern würde ich diese Gabe nicht als Einstimmung bezeichnen, da es nicht um die dauerhafte Aktivierung des Reiki-Kanals geht.
Wenn ein Mensch in Reiki eingeweiht ist, kann eine solche Enerige-Übertragung den Energiefluss verstärken. Wenn jemand noch nicht in Reiki eingeweiht ist, kann es den Reiki-Kanal kurzfristig aktivieren, damit jemand an einem Reiki-Austauschtreffen teilnehmen bzw. erste aktive Erfahrungen mit der universellen Lebensenergie machen kann, die über das passive Erhalten von Reiki bei einer Behandlung hinausgehen. Je nach Ansicht des Lehrers wird ein Reiki-Blessing jeder Person gegeben, die hierfür offen ist, oder ausschließlich Personen, die bereits in Reiki eingeweiht sind.
Was ist Reiju?
Durch die Forschungen von Frank Arjava Petter und anderen Reiki-Lehrern in Japan wurde klar, dass die Praxis der Einstimmungen zu den Zeiten von Usui anders war als heute. In mehreren Büchern finden sich Hinweise, dass es üblich war, nicht nur bei einem Reiki-Kurs, sondern auch bei Treffen von Meister und Schülern solche Energieübertragungen zu geben, um den Fluss von Reiki zu stärken.
In der Tradition des Jikiden Reiki werden die Einstimmungen (Reiju) wie zu Zeiten des Usui Sensei und Hayashi Sensei bei jedem Treffen des Lehrers mit den Schülern regelmäßig wiederholt, wodurch sich der Energiefluss kontinuierlich verstärkt. Für mich ist dies jedesmal wieder wie ein Verbundenwerden mit der Quelle meiner Lebenskraft. [1]
Tadao Yamaguchi, Gründer und Vorsitzender der Jikiden Reiki Kenkyukai, sagt in einem Interview [2]:
Reiju ist der wichtigste Teil, wenn man Reiki lernt. Auf eine Weise ist es wie ein Ritual. Um Reiju richtig zu verstehen, muss man das Seminar besuchen. Aber kurz gefasst, mit wenigen Worten, würde ich sagen, dass Reiju die natürliche Fähigkeit zum Heilen wieder erweckt, die jeder Mensch besitzt.
Der im Westen bekannteste Reiki-Stil, der diese Praxis des Reiju pflegt, ist Jikiden Reiki. Allerdings könnte es Unterschiede in der Form des Reiju geben. Stefanie Rappat schreibt in einem Artikel hier auf Reiki-land.de:
Dr. Hayashi trainierte insgesamt 17 Reikimeister. Höchstwahrscheinlich hatte er nicht die Technik des Reiju bei Usui erlernt, sondern erhielt eine Einweisung in die Technik von Eguchi, der ein Jahr lang Mitglied der Gakkai war […]. Es ist ebenso zu vermuten, dass Hayashi die Einweihungstechnik modifizierte. Bowling (2002) meint, dass das Ritual, das Tatsumi erhielt, nicht Usuis Reiju war, ebenso wenig wie die Technik, die Frau Yamaguchi nutzte, einer anderen von Dr. Hayashis MeisterschülerInnen. [3]
Die Reiki Convention ist die erste große Reiki-Veranstaltung in Deutschland, bei der gleich von der ersten Veranstaltung an Reiju bzw. Reiki-Blessings von mehreren Reiki-Meistern für die Teilnehmer gegeben wurden. Dadurch kamen auch viele in den Genuss des Reiju von Don Alexander, dessen Linie zu Usui sich von der der Tamaguchis unterscheidet und dadurch wohl auch die Form des Reiju. Seit 2002 ist Don für mich einer der Lehrer, die mich besonders intensiv auf meinem Reiki-Weg begleiten.
Don erklärte mir, dass bei Reiju zwei Dinge besonders wichtig seien:
- Die Choreografie. Also der Ablauf, die Bewegungen, alles das, was ein Reiki-Meister dabei tut.
- Die Intention. Dies umfasst die Absicht des Reiki-Meisters, vor allem auch seine Geisteshaltung bei diesem Ritual. Spirituell formuliert: Der Lehrer stellt sich an den Platz des Buddha.
Eine typische Vorbereitung für den empfangenden Schüler ist Gassho, also die klassische Einweihungshaltung. Bei den Austauschtreffen können im Vorfeld die Lebensregeln zitiert werden. Bei Don praktizieren wir vorher Hatsurei Ho (den Ablauf habe ich in meinem Meisterbuch beschrieben), ein Energie- und Reinigungsritual [4].
Was ist ein Reiki-Blessing?
Erst nachdem die Praxis von Reiju bekannt geworden ist, wurde langsam öffentlich, dass eine ähnliche Form auch in westlichen Stilen wie dem Usui Reiki Ryoho praktiziert und als Reiki-Blessing bezeichnet wird. Oliver Klatt, Chefredakteur des Reiki Magazins, schrieb mir dazu:
Der Reiki-Segen (engl.: Reiki-Blessing), den ich gerne auf der Reiki Convention anbiete, geht auf Frau Takata zurück, die diese Form des „Segnens mit Reiki“ einer der 22 von ihr eingeweihten MeisterInnen, Wanja Twan, gezeigt hat.
Wanja Twan zeigte mir, wie diese Art von Reiki-Segensübertragung durchgeführt wird, und ich erhielt von ihr die Erlaubnis, diese mit Personen, die in Reiki eingeweiht sind, durchzuführen.
Wanja nennt diese Energieübertragung „Reiki-Blessing“ und erläuterte mir im persönlichen Gespräch, dass dabei in sehr kurzer Zeit so viel Reiki übermittelt, wie sonst während einer kompletten Behandlung – und ermutigte mich dazu, diesen Reiki-Segen ruhig oft und allen, die ihn empfangen möchten, zu geben. [Oliver Klatt, Berlin 2009]
Die letzte Aussage deckt sich mit den Informationen, die mir Don gegeben hat: Dass eine Gabe von Reiju so viel Energie überträgt wie eine ganze Reiki-Behandlung. Oliver Klatt ist der bekannteste Reiki-Meister, der in Deutschland in dieser Tradition Reiki-Blessings gibt. Ich selbst gebe Reiki-Blessings bei Austauschtreffen mit TeilnehmerInnen sowie in einer speziellen Form beim Projekt “Biodanza meets Reiki – Lebenstanz trifft Lebensenergie” im Bergischen Land ab 2016, siehe hier.
Reiju und Reiki-Blessings bei Reiki-Austauschtreffen
Einstimmungen in Reiki in Form von Reiju bzw. Reiki-Blessings sind eine wunderschöne Möglichkeit innerhalb des Usui-Systems, Menschen auf ihrem Weg mit Reiki zu begleiten.
Gerade bei Austauschtreffen können Reiki-Blessings zum Standard gehören. 2005 schrieb ich im Reiki Magazin:
Schon bei Usui und Hayashi hatten Reiki-Treffen eine wichtige Funktion: die Schüler erhielten mit Reiju eine Energieübertragung, sie rezitierten die Lebensregeln zur Bewusstmachung des geistigen Überbaus, sammelten Erfahrungen im Reiki-Geben und auch heute noch kann der Meister dabei feststellen, inwieweit ein Schüler reif ist für den nächsten Schritt. [5]
So können Teilnehmer bei Austauschtreffen regelmäßig Energieübertragungen erhalten. Dies vertieft die Qualität des Treffens und der Weg mit Reiki wird intensiver. Gerade für Schüler des ersten Grades kann es den Weg so bereichern, dass der bei manchen bestehende Druck, den zweiten Grad vor allem der Einstimmungen wegen schnell machen zu wollen, weitgehend herausnehmen kann.
Teilnehmer, die noch gar kein Reiki haben, können durch ein Reiki-Blessing zu aktiven Teilnehmern beim Reiki-Austausch werden und ein Gefühl erhalten, wie es sein kann, Reiki zu geben. Diese Aktivierung in den Händen sollte – ohne eine Teilnahme an einem richtigen Reiki-Kurs – dann in der Regel nach einer Weile wieder verschwinden. Inweit Menschen, die noch gar keine Einweihung in Reiki haben, tatsächlich Reiki-Blessings erhalten sollen, wird teils kontrovers diskutiert. Aus meiner Sicht muss dies jeder Reiki-Meister für sich persönlich entscheiden und damit seine Erfahrungen sammeln.
Was ist Reiju? Eine Ergänzung von Peter Mascher
Für mich ist Reiju nur zweitrangig eine Energieübertragung und in erster Linie eine Erinnerung an unser vollkommenes Sein, unseren absolut heilen Kern. Diese Verbindung von Meister zu Schüler oder Reikipraktizierendem ist einzigartig in ihrer Unschuld und Intimität zugleich.Für mich ist dabei das subjektive Gefühl von mehr oder weniger starkem Energiefluss nicht wesentlich. Machmal berichten mir Schüler über Erlebnisse während oder nach dem Reiju-Ritual, die diese tiefe Wahrnehmung unterstützen.
Gleichzeitig ist die Reiju-Praxis auch für Einstimmungen geeignet, denn es kommt nicht auf das äussere Ritual an, sondern auf die innere Intention.
So ist es möglich allein mit dem Atem, den Augen oder dem Klang der Stimme ein Reiju zu geben. Da Reiju “spirituelles Geschenk” bedeutet, möge jeder selbst entscheiden, wie es ihn berührt. In der Meisterausbildung hat die Praxis einen zentralen Platz, denn die Anweisung, an Buddhas Platz zu stehen, wirft viele Fragen auf und bringt während der Ausbildung viele Widerstände hervor. Auch nach der Ausbildung bleibt der Umgang mit Reiju eine lebenslange Herausforderung. Im schönsten Falle enstehen dabei liebevolle, wahrhaftige Beziehungen für einen geschenkten Augenblick.
Was ist Reiju? Eine Ergänzung von Dr. Mark Hosak
Vor vielen Jahren habe ich Reiju als einen Begriff für Einweihung kennengelernt. So dachte ich, dass auch auf der Reiki Convention für bereits Reiki-Praktizierende die Möglichkeit gegeben wird, von einem anderen Lehrer eine Einweihung zu erhalten. Durch den Austausch mit den Teilnehmern auf der Reiki-Convention konnte ich mein Verständnis dafür noch erweitern und fühlte mich ermuntert, ein wenig zu recherchieren.
Wortwörtlich übersetzt bedeutet Reiju zunächst mal “Das spirituelle empfangen”. Reiju ist demnach rein linguistisch betrachtet kein Begriff für eine Einweihung oder Einstimmung. Dafür gibt es im Japanischen andere Begriffe aus dem spirituellen Kontext, wobei zwischen Einweihung und Weiheritualen unterschieden wird. Jemanden in den 1. Grad einweihen, bedeutet, ihn in die Materie von Theorie und Praxis einführen. Dazu gehören auch die Weiherituale. Folglich ist ein in den 1. Grad Eingeweihter jemand, der die Inhalte erlernt und die Weihen zur Reiki-Kraftübertragung erhält. In der Praxis differenziere ich aus Gewohnheit jedoch nicht und benenne die Rituale, um die Reiki-Kraft zu erwecken als Einweihung. Das macht den Umgang mit Reiki und den Einweihungen einfacher, weil Einweihung ein bekannter und gebräuchlicher Bergiff im Reiki ist.
Nun gibt es gewisse Unterschiede zwischen den Einweihungen über die Takata-Linie und die Linien über die Reiki Ryoho Gakkai. Ich unterscheide hier nicht zwischen westlichen und japanischen Reiki, weil Reiki in jedem Fall auf Usui zurück geht und damit sowieso japanisch ist. In der Takata Linie gibt es meines Wissens vier Einweihungen/Einstimmungen im 1. Grad. In der Gakkai und den daraus entwickelten Stilen wie etwa Gendai Reiki und Reido Reiki gibt es im 1. Grad nur eine Einweihung und diese wird dort Reiju genannt. So scheint das gebräuchliche japanische Wort für Reiki-Einweihung Reiju zu sein.
Als ich mich in 2013 mit den Kirlian-Fotografien von Ignatov beschäftigte und mein Daumen experimentell vor und nach einer Reiki-Anwendung sowie der einer Reiki-Empfängerin mit der Kirlian-Technik abgelichtet wurde, stellte ich an dem Ergebnis fest, dass es offenbar keinen grossen Unterschied bei dem Empfänger zwischen einer Einweihung und einer Behandlung gibt. Die mir gestellte Klientin hatte nämlich am Tag zuvor schon Reiki bekommen, was noch am folgenden Tag vor der Behandlung durch mich sichtbar war. Sodann habe ich ihr eine 1. Grad Einweihung gegeben, um zu sehen, ob es einen Unterschied macht. Dabei kam heraus, dass ihre Reiki-Kraft nach der Einweihung drastisch gestiegen ist und dass somit Einweihung und Anwendung direkt danach kaum voneinander zu unterscheiden sind. Unterschiede werden nur nach einem längerem Zeitraum sichtbar. Denn genau derjenige, der alle vier Einweihungen im 1. Grad erhalten hat, behält die Reiki-Kraft in seinen Händen. Bei den anderen verschwindet sie wieder. Wie sich dass nun bei denen verhält, die in einem auf die Gakkai zurückzuführenden Stil verhält, müsste noch geprüft werden – am besten mit einem Meister, der keine Einweihungen in der Takata-Linie genossen hat, damit man sauber unterscheiden kann, was hier was ist.
In einem erweiterten Kontext gibt es selbstverständlich zwischen einer Reiki-Einweihung und Anwendung grosse Unterschiede. Dafür braucht man sich nur den jeweiligen Ablauf anzuschauen. Eine Einweihung hat nämlich mehr den Charakter eines Rituals mit festgelegten Handlung, während der Inhalt einer Anwendung/Behandlung freier gestaltet werden kann.
Falls du ebenfalls etwas beitragen möchtest, schreib es einfach in die Kommentare.
Quellen
[1] Ute Vetter, Dai-Shihan im Jikiden-Reiki auf http://www.jikiden-reiki-frankfurt.com/reiju-kai-einstimmungstreffen/
[2] “Die natürliche Fähigkeit zum Heilen”, Interview mit Tadao Yamaguchi im Reiki Magazin 3/2016, S. 19.
[3] Stefanie Rappat: Die Geschichte des Reiki – Chujiro Hayashi
[4] Mehr zu den Techniken hier bei Einar Stier
[5] Frank Doerr: Reiki-Austauschtreffen – die Erfahrung von Gemeinschaft