
Hinter mir höre ich Stimmengemurmel: “Ach ne, brauch ich heute nicht, war 1 1/2 Stunden Tennisspielen“. Das sagte W.. Sie ist 72 J. Vorne neben mir sagt D. zum Kantor: „Ach Herr Kantor, ich mach mal ein bißchen weniger heute, war mit meinem Mann 2 Stunden in den Erdbeeren.“ (Natürlich im eigenen Garten!) D. ist dieses Jahr 82 geworden und wenn sie morgens 2 Stunden in den Erdbeeren war, dann sind diese auch schon eingefroren und weiter verarbeitet. Und ihr Männe muß da einfach mitziehen. Das ist einfach so.

Dann meldete sich auch noch aus der Altreihe M. (68 J.) mit der Bemerkung, die Stunde Walken (3 x in der Woche) im Wald reichten ihr eigentlich auch. Sie brauche abends keine Gymnastik mehr. Und zu guter letzt meldet sich noch das Ehepaar XY (80 und 75 J.) freudestrahlend zu Wort: „Ja, denn mal los mit der Gymnastik, sind ja gut erholt gestern abend aus unserem China-Urlaub zurück gekommen.“

So geht das fast jede Woche, ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert von unseren aktiven, alten Chormitgliedern. Und denke mir manchmal, da könnte ich mir glatt eine „Scheibe von abschneiden“.

Und wenn ich mich in der Nachbarschaft umgucke, dort geht es ja weiter: Gustav und Trude (69 und 66 J.) haben mittwochs den Sport- und Bewegungstag. Er steigt morgens aufs Fahrrad und fährt mal eben 30-40 km, während seine Frau 2-3 Stunden „stramm“ wandern geht. An einem anderen Tag ist dann der Wellness-Tag mit Schwimmen, Sauna usw. angesagt. Und das wird eingehalten.

Und wenn ich mich vor die Haustüre stelle, kann es schon mal vorkommen, das ein Nachbar, auch an die achtzig J. alt, kurz auf dem Dach seines 1-Familienhauses steht, um eine Dachpfanne wieder gerade zu richten. Und seine Gattin steht unten und hält die Leiter. Und dann krabbelt er zittrig runter und tritt einen Blumentopf aus Versehen kaputt. Oh je, war das ein Gezeter von Seiten der Gattin.

Mein Schwiegervater ist vor ein paar Tagen 81. J. alt geworden. Er ist Hobby-Angler. D. h. er steht nachts um 3 h auf, schwingt sich auf sein Rad mit Hilfsmotor und fährt zum nächsten See angeln. Gegen 10 h kommt er nach Hause, schmeißt seine Fische in die Küche und geht bis zum Mittagessen schlafen. Nach dem Mittagessen noch ein Verdauungsschlaf vor dem TV, dann geht es ab in den Garten, um dort noch was zu erledigen, wie Holzhacken z. B., zwar im Sitzen, aber immerhin.

Da frage ich mich oft, wo nehmen unsere "jungen Alten“ nur diese Kraft noch her. Sie haben den Krieg mitgemacht, Männer und Frauen mußten hart arbeiten. Die „Alten“ haben natürlich ihre Krankheiten. Und trotzdem sind sehr viele noch so positiv dem Leben gegenüber eingestellt.

Wie sieht es bei Euch aus mit den „jungen Alten“?
Liebe Grüße
Von Kathi