Liebe Kanji,Kanji hat geschrieben: Und genau der starke Drang nach Öffentlichkeit ist es, die nicht so recht zu einem Reikimeister passt. Ein Drang nach etwas ist in spirituellen Praktiken eh schon etwas schwierig ... aber wenn er denn da ist, geht es darum zu verstehen woher dieser Drang kommt und ihn vielleicht ablegen zu können. Kann man ihn nicht ablegen, ist man als Reikilehrer eigentlich eher ungeeignet und will man ihn nicht ablegen, dann wäre es günstiger ihn durch ein anderes Thema zu kanalisieren.
Ich lese hier immer wieder, WL wäre ein super Marketing-Mann. Wenn das sein Talent ist, hätte er auch ins Marketing gehen können, ohne Reiki zu vermarkten.
von etwas überzeugt zu sein, und den Wunsch zu verspüren, das in die Welt zu bringen ist doch nichts schlimmes? Und wenn jemand für "Reiki brennt", über Jahre Erfahrung sammelt und dem Wissen darum sein Leben widmet, ist das sicher auch eine ganz wundervolle Motivation, ein System bekannter zu machen.
Extrovertierte Menschen - und so schätze ich Walter Lübeck ein, ohne ihn persönlich zu kennen - sind damit oft sehr erfolgreich.
Etwas mit viel Überzeugung zu tun, kostet Zeit. Die mag man nicht mit anderer Arbeit vertun. Also ist die logische Konsequenz, dass dann auch eine Notwendigkeit entsteht, sich mit Marketingtools vertraut zu machen und außer der Rolle des Heilers auch noch die Rolle des Unternehmers einzunehmen.
Es ist in unserer Kultur nun einmal so, dass wir finanzielle Verpflichtungen haben und mit unserer Arbeit Geld verdienen müssen, um ihnen nachzukommen.
Das war wahrscheinlich nicht immer so. In der kulturellen Entwicklung über viele Jahrhunderte kann man nachlesen, dass die praktischen Aufgaben des Lebensunterhalts oft von Schülern übernommen wurden, die im Tausch gegen das Wissen und die Weisheit für den Lebensunterhalt des Meisters gesorgt haben.
Heutzutage haben wir kaum noch Tauschhandel, sondern ein Finanzsystem.
Aber an der Grundlage: der Meister gibt das Wissen weiter, die Schüler erbringen Gegenleistungen dafür, hat sich grundsätzlich nichts verändert.
Nun stellt sich natürlich die Frage: Wieviel Gegenleistung muss denn erbracht werden? Was ist den Schülern das Wissen wert?
In einer Marktwirtschaft bestimmt die Nachfrage das Angebot und damit den Preis.
Menschen sind bereit, für Walter Lübecks Wissen Geld auszugeben. Wieviel weiß ich nicht, es interessiert mich auch nicht.
Für mich gibt es jedoch keine Veranlassung, Menschen zu verurteilen, die mit ihrem Wissen und der Arbeit, für die sie brennen, Geld zu verdienen. Und dabei ist es erst einmal egal, ob es sich um landwirtschaftliche Produkte oder spirituelle Dienstleistungen handelt.
Aus meiner Sicht ist es jedoch grundsätzlich nicht in Ordnung, wenn ethische Grundlagen dabei auf der Strecke bleiben. Ethik bedeutet für mich z.B., dass Konsumgüter lebensunterstützdend produziert werden. Und natürlich auch, dass gemachte Zusagen, ob schriftlich oder mündlich, auch eingehalten werden.
Darum dreht sich die Diskussion hier.
Wieso ist also der Drang, mit spiritueller Praxis seinen Lebensunterhalt zu verdienen "schwierig"???
Ich würde es eher begrüßen, wenn sich in unserer Marktwirtschaft etwas mehr Spiritualität etablieren würde, und Ethik öfter ein Thema wäre!
Und nun konkret weiter zu deinem Post: Ja, man kann schließen dass Walter ein "Super- Marketing- Mann" ist. Wieso sollte er das nicht? Und ja: man darf auch von Reiki leben können - warum nicht?
Lediglich die Frage "Hat Walter eine Zusage gemacht und dann einseitig widerrufen" ist weiter offen und darf, sollte und muss m.E. diskutiert werden. Und eben auch gerichtlich, wenn es notwendig ist. Zum Glück leben wir in einem Land, in dem so eine Frage auch ein Gericht beschäftigt! Dafür bin ich dankbar.
Liebe Grüße und einen schönen Tag