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Verfasst: 28.07.2004, 00:03
von Rica
Hi Kobi,
nur ganz kurz noch eine Ergänzung:
Dieses andere Volk hat eine komplett andere Mentalität. Dieses Lügen, dass es dort so schön sei, ist nur eine halbe Lüge. Diese Menschen haben einen großen Vaterlandsstolz und lieben ihre Heimat, auch dann noch, wenn sie ihr den Rücken kehren. Und ehe man zugeben würde, dass etwas nicht stimmt, gibt es eben keine Auskünfte, zumal nicht in so einem Fall, wo man auf der Suche nach einer Lebensaltrnative ist.
Ihr könnt sicher sein, dass es dieser Frau jetzt auch nicht gut geht, sie wird sich auch quälen. Weiß sie denn jetzt, wohin sie geht?
Vielleicht reicht das aus, um sie loslassen zu können? Aber diese Frage muss dein Bruder für sich beantworten.
Insgesamt ist es mal wieder ein Jammer, was Lebensumstände/Politik aus einzelnen Leben für Schicksale werden lassen können.
Ich wünschte, ich könnte etwas tun, um die Scherbenmenge klein zu halten...
Rica
Verfasst: 28.07.2004, 02:29
von Kobold2
Dieses andere Volk hat eine komplett andere Mentalität.
Ohja, das haben wir gemerkt, möchte gar nicht näher auf die Einzelheiten eingehen, doch der Unterschied ist unverkennbar, da herrschen andere Sitten.
Wie gut das ich nicht soeine Mutter habe, der Kleine sagt selber die ist nicht ganz richtig, weil er wohl auch den Unterschied gesehen hat, gesehen hat wie man hier miteinander umgeht und wie es Zuhause war und mit seiner Mutter immer noch ist.
Die haben da ein ganz anderes Verständnis von Erziehung falls man das überhaupt so nennen kann. Kinder ja, doch sich um die Kinder kümmern nein. Der Einzige der mal etwas mit ihm gemacht hat war ich, sonst wurde er vor den Fernseher gesetzt oder willkürlich bestraft, so das er nicht raus durfte. Mutter ist lieber tanzen gegangen oder soetwas. Ja und Freunde hatte er sowieso nicht, weil wir sowieso schon 6 Kilometer von der nächsten Schule entfernt wohnen, die schlaue Mutter ihn aber unbedingt auf eine weit entferntere Schule schicken musste, wo es dann aber ganz schlecht ausgehen hat mit den Besuch von Freunden. Hinzu kommt noch, das genau diese Schule den schlechtesten Ruf in der ganzen Region hat, naja, die Mutter muß es ja wissen.
Ich weiß nicht was die mit dem Jungen gemacht haben aber zeitweise war der wirklich wahnsinnig, redete nur vom töten, zerstören und kaputtmachen. Alpträume hatte er auch fast jede Nacht, das konnte ich Nachts von der Wohnung aus hören. Die Mutter gibt ihm auch keinen Halt und keine Richtung, wenn sie mit dem falschen Fuß aufgestanden ist hat es der Junge zu spüren bekommen, wenn er dann mal wirklich etwas ausgeheckt hat als er z.B. die Wiese anzündete wurde überhaupt nichts gesagt.
Als er dann ganz durchgedreht war hat sie ihn auch geprügelt wie mein Bruder jetzt im nachhinein gesagt hat, er hätte sie nicht davon abhalten können, so wäre es da wohl abgegangen.
Ich habe schon versucht mit ihr zu reden, doch irgendwie fehlt mir der draht zu der Frau, die ist einfach so, lässt ihren Frust an andere oder dem Kind aus, redet zwar viel aber tun tut sie dann doch nicht das, worüber man geredet hat. Ich habe schon immer aufgepasst, das ich sie dann erwische wenn ihr mal gerade keine Laus über die Leber gelaufen ist.
Bis zu der Heirat war alles ok, sie war zu allen ja sooo lieb, nett und freundlich, der wahre Karakter kam erst später zum vorschein.
Ja, was soll man dazu sagen, traurig aber wahr.
Achso Rica, eine Wohnung hat sie schon, sie hat auch genügend Freunde und Verwandte hier, sie hat ja gleich die ganze Familie "mitgebracht" Bruder, Sohn, Mutter, Kusinen. Vielleicht haben die einen Mengenrabbat bei der Partnervermittlung bekommen, wer weiß ?
Vielleicht können wir ja bald tauschen, wir gehen nach Ukraine wenn Deutschland voll ist, das Land und die Natur soll da ja sehr schön sein.
Verfasst: 28.07.2004, 07:51
von Ilanah
Hallo Kobold
Ich kann dich grad sehr gut verstehen, denn der Sohn meines Freundes ist in einer ähnlichen Situation, er hat sich in eine Thai verguckt, die war schon auf dem Flughafen zur Abschiebung, er hat Hkmmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um das zu stoppen, hat es auch geschafft, die Frau wohnt jetzt mit ihrem Kind bei ihm und sagt sie sei schwanger. Ich bin auch sofort hellhörig georden, denn rein zeitlich kann es eigentlich gar nicht sein Kind sein, aber er ist blind vor Liebe, da hat alles Reden keinen Sinn.
Was dir und deinem Bruder wahrscheinlich am meisten zu schaffen macht, ist der Vertrauensbruch, das Lügengebilde, würden die Frauen ihre Karten offen auf den tisch legen, sähe es schon anders aus.
Ich arbeite in der Obdachlosenszene und das größte Problem seit längerer Zeit sind junge Leute aus der Ukraine, auch dem Rest GUS-Staaten, es werden immer mehr, sie sind aggressiv, haben wirklich alle Messer dabei und werden sehr schnell gewalttätig, wenn ihnen irgendwas nicht passt.
Die Wahrheit sagt leider von denen auch niemand, also kann man auch nicht wirklich helfen, sie rutschen in die Kriminaliätt ab. Ob das ein besseres Leben ist, als sie es in ihrem Land habe?
Was du von demkleinen Kind erzählst, kann ich gut nachvollziehen, er wird durch das nicht zugewandte nicht liebevolle Verhalten der Mutter auf diesen
"TRip" gebracht, im Endeffekt lebt er die Enttäuschung und Lügen seiner Mutter mit aus.
Aber die andre Seite ist, dein Bruder hat sich da selbst reinmanövriert, er war, wie du schreibst, blind vor Liebe und wollte die deutlichen Zeichen nicht sehen.
Ich denke, er braucht das für seine Entwicklung, und Regina hat recht, du müsstest dich innerlich und äußerlich von ihm distanzieren, denn ich spüre auch viel Bitterkeit in deinen Worten und das tut dir nicht gut.
Du kannst nur ein guter Zuhörer sein, alles andre muss er wohl alleine durchmachen, auch wenn es hart für ihn, er wird bestimmt seine Lektion daraus lernen. wenn er den Schmerz überwunden hat.
Schick ihm, der Frau und vor allem dem Kind viel Licht und Liebe. wenn es dir möglich ist, damit sich nicht noch alles verschlimmert..
Liebe Grüsse
Ilanah
Verfasst: 28.07.2004, 12:37
von Rica
Hallo Ilanah,
das hast du gut zusammengefasst.
Ich habe bis 1997 in einer Stadtverwaltung gearbeitet und hatte auch viel Übersiedlerkontakte. Damals waren die Aggressionen noch nicht so stark ausgeprägt wie jetzt. Aber die Verhältnisse haben sich leider sehr verschlechtert, und es ist jetzt zum Kampf ums nackte Überleben für die Russlanddeutschen geworden. Wenn diese Menschen überall das Gefühl haben, sie sind nicht erwünscht - hier als Russen angesehen, dort damals als Deutsche verschrien - ist das nachzuvollziehen. Jeder möchte schließlich einen/seinen Platz im Leben finden. Und Arbeit gibt es hier auch kaum...
Ja, da haben Katharina die Große vor 400 Jahren und die folgende Weltpolitik viel Schaden angerichtet, obwohl die Ausgangsidee nachzuvollziehen ist.
Der Schwägerin von Kobi hat es an Umgebungsbedingungen zum Leben hier in D wohl nicht gemangelt, aber die Erlebnisse aus dem Leben in Russland haben sie so geprägt, dass sie jetzt weder für sich noch für ihr Kind Halt findet und mit einem Deutschen als Partner scheinbar nicht kompatibel ist. Das ist sehr traurig.
liebe Grüße, Rica
Verfasst: 28.07.2004, 14:57
von Kobold2
hi Ilanah,
ja, ich denke das sind einfach die Ausprägungen des Heimatlandes, sie kommen nach Deutschland und bringen ihre Eigenarten mit. Es gibt viele die es anders machen, sich integrieren, sehr viele ehrliche Leute, die ich auch selbst kenne, das merkt man ja auch.
Ich denke das dauert ein paar Generationen, bis sich die Leute eingegliedert haben, es ist wie mit den türkischen Menschen, die ihre Kultur hier weiterlebten, inzwischen ist das auch anders geworden, was das Kopftuch tragen und besonders die rechte der Frau angeht. Das hat aber bestimmt drei Generationen gedauert, die erste Generation ist aus der Türkei hierher gekommen und hat das gleiche Leben wie in der Türkei weitergeführt, die zweite Generation wurde dann schon offener für dieses Land und die dritte Generation ist nun fast auf den gleichen Stand wie alle anderen, was das Kulturelle angeht.
Es spricht ja auch nicht gegen andere Kulturen, interessiert mich sehr, solange die Menschen ehrlich und aufrichtig sind ist das überhaupt kein Problem. Wenn aber Kriminalität, Bestechung und Betrug das Leben dieser Menschen bestimmt, dann möchte ich auch nichts mit denen zutun haben.
Hallo Rica
Wenn diese Menschen überall das Gefühl haben, sie sind nicht erwünscht - hier als Russen angesehen, dort damals als Deutsche verschrien - ist das nachzuvollziehen. Jeder möchte schließlich einen/seinen Platz im Leben finden.
Das ist ja gar nicht so, nur wenn die Leute von sich aus nichts tun um sich zu integrieren kann ihnen auch niemand helfen, es gibt Sprachkurse und Unterstützung aller Art ohne großen finanziellen Aufwand, man sieht sie aber fast nur in ihrer Clique und da sprechen sie russisch.
Warum haben die Leute denn Angst vor diesen fremden Menschen, weil eben schon soviel ungutes passiert ist, selbst bei uns in einen kleinen Dorf ist die Kriminalität drastisch angestiegen seitem wir die vielen Übersiedler haben. Die Menschen denken sich, es ist besser sich nicht mit den Leuten abzugeben und das spüren die Leute auch wiederum.
Mein Bruder kam sich ja schon im eigenen Zuhause fremd vor, wenn sie ihre ganzen Verwandten zu besuch hatte und fast nur russisch geredet wurde. Er selbst durfte aber "keine" Freunde nach Hause einladen weil sie sich dann als Außenseiterin fühlte. Mein Bruder hat ja nur zwei oder drei Freunde, hier waren aber ständig nur ihre Verwandten und Bekannten besuch.
Ok, lassen wir das, die ganze Aufregung bringt auch nichts.
Verfasst: 28.07.2004, 19:26
von Ilanah
Hallo Kobold
Ja, ist schon ein sehr vielschichtiges Thema.
Ich beobachte auch, daß die Russenlanddeutschen hier abgelehnt werden, auch daß sie sich immer wieder zu ihren eigenen Leuten zurückziehen.
Ich bin wirklich eine Verfechterin von Multikulti, finde, wir könnten soooo viel voneinander lernen, unsern Horizont erweitern, fremde Kulturen kennenlernen...und umgekehrt natürlich auch.
Aber ihrgendwie versagt die Politik auf ganzer Linie, wenn es um eiine vernünftige Integration geht..
Und das ist dann für niemanden erfreulich.
Ich glaube aber auch, daß es dir zu schaffen macht, daß dein Bruder so wenig Selbstbewußtsein an den Tag legte.
Ich finds auch schlimm, wenn ich deine letzten Sätze lese, wo er seine wenigen Freunde nicht mitbringen durfte, aber umgekehrt sie ihre ganze Verwandtschaft, und er es auch noch zugelassen hat, daß nur russisch gesprochen wird.
Ich wünsch mir für ihn, daß er es lernt, seine Grenzen zu erkennen und auch zu setzen, statt sich so behandeln zu lassen.
Vielleicht hat er viel aus der ganzen Geschichte gelernt, das wär zu hoffen.
Liebe Grüsse
Ilanah
Verfasst: 28.07.2004, 20:19
von Kobold2
Ja Ilanah, ist wirklich ein umfangreiches Thema.
Die Politik macht da aber auch nichts, es liegt ja an den Menschen selbst, da herrscht von beiden Seiten eine Unsicherheit und um sich ein bisschen Sicherheit im fremden Land zu schaffen, bilden sich kleine russische Gemeinden, das ist ja auch verständlich.
Es liegt nicht nur daran, das sie ausgegrenzt werden, sondern das sie sich selber ausgrenzen und isolieren. Klar ist es schwer in einem fremden Land, da muss ich ersteinmal die Sprache beherrschen doch daran happerts ja oft schon, dessen muß ich mir aber bewust sein wenn ich in ein fremdes Land gehe, ich kann nicht herkommen und erwarten, das dies andere für mich tun oder das ich hier nur unter meinen Landsleuten leben kann.
Wenn da kein Wille zur Integration ist, was willst du da machen, dadurch das sie nur untereinander in ihren Gettos leben wird es nicht besser, es zwingt sie niemand dazu, so zu leben. Man kann Niemanden dazu zwingen die Sprache zu lernen oder sich der Kultur anzupassen.
Ich denke die Unsicherheit kommt von beiden Seiten. Nur mehr als Hilfe anbieten kann man auch nicht, es ist ja als Landsmann im eigenen Land schon schwer genug, alles kann man diesen Menschen auch nicht abnehmen.
lieben Gruß, Kobold
Verfasst: 28.07.2004, 20:25
von Rica
Hi Kobi,
für mich wäre noch interessant, ob dein Bruder mal dran gedacht hat, russisch zu lernen...
Und wie Ilanah schon treffend sagte - es ist sehr schade, dass dein Bruder nicht auf den Tisch gehauen hat und selbstbewusst auch sein Leben mitbestimmt hat, als noch die Chance dazu da war. Ich hätte mir meine Freunde im eigenen Heim z.B. nicht verbieten lassen.
Ich habe eine Schulfreundin, die jetzt mit einem Pakistani verheiratet ist. Sie war anfangs auch erschüttert, dass seine Freunde täglich kamen und sie deren Sprache nicht verstand. Als ich ihr sagte: "Auch wenn wir hier in D sind, trotzdem hast du ihn zum Partner - LERNE DIESE SPRACHE!", da hat sie das dann auch gemacht und ist seitdem viel zufriedener.
Ok, was wäre wenn, spielt jetzt keine Rolle mehr.
Ich wünsche Euch allen, dass es bald wieder ruhiger wird und sich alles für beide Seiten regeln lässt.
Liebe Grüße von Rica
Verfasst: 28.07.2004, 20:31
von Kobold2
hi Rica,
ja er spricht ja schon etwas russisch, zumindest versteht er so manches. Jetzt kann er verstehen, was die Arbeitskollegen so tuscheln, die waren wohl ganz erschrocken als er ihnen auf russisch antwortete.
Naja
lieben Gruß, Kobold
Verfasst: 30.07.2004, 21:24
von Ameise
Mir ist übrigens erst hinterher aufgefallen,
warum ich intuitiv diese "Waldspaziergangs"-Therapie
empfohlen habe : Im Wald bist du nie allein. ...