Hm, ich könnte einen dazu Roman schreiben.
Ich schreib einfach mal meine Gedanken so auf, ohne Reihenfolge.
- Ich habe mich selbst schon in der Situation befunden, in dm ich mein Leben beenden wollte. Meine Freundin war sogar noch näher daran. Sie ist zum Glück in eine Klinik gegangen, wohingegen ich mich an den Schulpsychologischen Dienst gewandt hab (eigentlich war das eine Idee meiner Eltern, wenn ich mich richtig erinnere).
- Am Leben erhalten hat mich letztendlich nur das Pflichtgefühl meiner Schwester gegenüber, und vielleicht allen anderen, die ich kenne. Ich durfte nicht gehen, weil sie jemanden brauchte, der ihr zur Seite stand und half. So hbe ich mir das jedenfalls gedacht.
- Hinzu kam - so komisch das klingen mag - meine philosophische Ausbilung. Wir hatten einen Text von Immanuel Kant im Programm, in der er dahingehend argumentiert ist (ich versuche dasjetzt us meinem Gedächtnis zu rekonstruieren), daß derjnige wahrhaft "gut" ist, der slbst dann am Leben bleibt, wenn ihm das Leben überhaupt keinen Geschmack mehr gibt (an das Wort "Geschmack" erinnere ich mich noch genau !) und der nur noch aus Pflichtbewußtsein lebt - denn solch eine Person ist von äußeren Einflüssen unabhängig, wie Emotionen, Gefühle, Verbundenheit zu Dingen. Wenn eine Person selbst dann am Leben bleibt, wenn ihr das Leben vollkommen grau gewordn ist und überhaupt nichts mehr biett, dann muß man von einem "guten" Menschen ausgehen.
Ich kriege das allerdings nicht mehr richtig rekonstruiert hin.
- Jedenfalls gab es genügend Gelegenheiten (im Sinne von : Gründen), das Leben zu beenden, weil ich keinen Ausweg mehr sah. Mich hat stellenweise durch meinen ganzen, tioefen Schmrz hindurch, nur noch das Pflichtbewußtsein meiner Umwelt gegenüber am Leben erhalten. Und dr Schmerz war *sehr* groß !
- Mir hat s *sehr* geholfen, damit anzufangen, meinn Schmerz wortwörtlich und tatsächlich "von der Seele zu schreiben. Ich fand vor ein paar Monaten einige ältere Arbeiten aus dieser Periode wiedr, und war erschreckt, wie aggressiv und voller Schmerz und Selbsthaß sie auf mich wirkten.
Meine Freundin verwendet dazu übrigens die Malerei.
- Es hat sich so entwickelt, daß - je weniger der Schmerz wurde - ich anfangen konnte, "konstruktiver" zu schreiben. Ich schreibe heute aus Leidenschaft. Meine Kurzgeschichten kennt ihr ja schon zum Teil.
- Insofern hat sich aus der schlichten otwendigkeit, mir den Schmerz von der Seele zu schreiben, ein echtes Hobby entwickelt. Schreiben ist das einzige, das ich *wirklich* kann, egal, wie gut oder wie schlecht es mir geht.
- Ich lese immer mal wieder von Zeitungsberichten von Leuten, die ihrem Leben ein Ende setzen.
Das Einzige,. was ich dabei denke, ist der Schmerz darüber, "daß ich nicht helfen konnte". Niemand kann effektiver helfen als jemand, der den Schmerz erlebt hat. Nur ein Alkoholiker wird einen Alkoholiker wirklich versthen könnn, nur ein Drogenabhängiger wird einen Drogenabhängigen wirklich verstehen können, nur ein Mensh, der sich im dunkelsten Tal befunden hat, wird einen Menschen verstehen können, dr sich in kompletter Schwärze wähnt.
Es überkommt mich jedes Mal ein Schmerz darüber "nicht helfen zu können", weil ich weiß, wie ich helfen kann, weil ich es selbst erlebt habe.
- Mir fällt in diesm Zusammenhang eine Geschichte ein, die ich selbst erlebt habe :
In einem Park lehnte ich michan ein Brückengeländer und starrte ins Wasser.
Nach einigen Minuten kam ein Mann daher und sprach mich an.
In dem Gespräch, das sich daraus ntwickelte rfuhr ich, daß er befürchtet hatte, ich würde mich mit Selbsttötungsabsichten tragen - mein Blick in die Tiefe. Dem war an dem Tag nicht so (im Gegenteil : Ich fühlte mich frisch und fröhlich). Er erzählte mir, daß er zwei (wenn ich mich richtig erinnere) "gute Freund" "auf diese Weise verloren" habe, und er wollte andere davor schützen, das auch zu tun.
Mir wurde bewußt, daß - selbst wenn diese guten Freunde ihre Gründe gehabt hatten - das Ganze sehr viel schmerz in dem Mann hervorgerufen haben mußte, und vielleicht auch ein Gefühl der Hilflosigkeit. Analog zu meinem "ich konnte nicht helfen".
Ich erzählte ihm, daß ich selbst mich mit solchen Gedanken getragen hatte, aber nun weitgehend davon frei sei (von alljährlich widrkehrenden Winterdepressionen einmal abgesehen).
Er fühlte sich erleichtert (ich erinnere mich daran), daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Er wußte.
- Noch etwas zum Thema "Pflichtbewußtsein" : Meine Freundin hat mich neulich darauf aufmerksam gemacht, daß mein "Begründungsgebäude" möglicherweise in Asche zusammengefallen wäre : "Was wäre", so hat sich mich gefragt (wiederum aus dem Gedächtnis zitiert), "wenn dir jemand gesagt hätte : 'Du bist nicht gut genug für deine Schwester !' ?" Ich war erschreckt, als ich erkannte, auf welch dünnem Eis ich mich alle die Jahre hindurch bewegt hatte, ohne es zu wissen. Wenn mir DAS jemand tatsächlich täglich vorgehalten hätte (so oder so ähnlich), dann wäre mein "Begründungsgebäude" in sich zusammengebrochen und ich hätte keinen Sinn mehr darin gesehen, länger am Leben zu bleiben.
- Zum Thema "Sinn & Un-Sinn" : Was für einen Sinn hat ein Leben, das aus nichts besteht als aus Leiden ? Sollte einem Menschen dann nicht auch die Möglichkeit gegeben werden, dem Leiden ein Ende zu setzen ? Nicht jeder hat die Kraft, ein Leben, das nur noch aus (seelichem, körperlichem oder geistigem) Leiden besteht, durchzuhalten, nicht jeder ist ein "Superman" (mit Blick auf den dazugehörigen Schauspieler, der vor kurzem gestorben ist). Nicht jeder kann die Dämonen der Dunkelheit bekämpfen. Insofern, debnke ich, kann es Extremsituationen geben, in denen eine Erlösung mehr Wert sein kann, als immerwährendes Leiden.
Ich habe mal angefangen, eine Philosophie zu entwicklen, die genau dies berücksichtigt - aber die ist dann durh Immanuel Kant's Sicht abgelöst worden.
- Interessanterweise gibt es eine Untersuchung, derzufolge Menschn, die aus körperlichem Schmerz heraus ihr Leben beenden wollten, ihre Meinung sehr änderten, nachdem sie entsprechende (starke) Schmerzmittel bekommen hatten. Diese Studie wies darauf hin, daß Deutschland in der Schmerzbekämpfung immernoch "Entwicklungsland" sei.
- Und zum Schluß etwas, daß das wirkliche Leben schrieb :
Mir ist der Gedanke gekommen, daß wenn ich einmal mein Leben beendet hätte, ich nie meine Freundin getroffen hätte, und umgekehrt. Wir hätten uns niemals kennen und Lieben gelernt ...
Das sind die Unwägbarkeiten des Lebens, mit denen wir tagtäglich zu kämpfen haben ...