Unterschied: Mitleid - Mitgefühl

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Dodo
Reiki-Laterne
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Unterschied: Mitleid - Mitgefühl

Beitrag von Dodo »

Hallo,

ich hab jetzt mit der Suchfunktion lange im Forum gesurft, aber keinen „Schrätt“ gefunden, der zu meinem Thema 100%ig passt.

Thema: Unterscheidung: Mitleid - Mitgefühl - Abgrenzung

Ich war früher ein sehr „mitleidiger“ Mensch, d.h., wenn es jemanden in meinem Umfeld schlecht ging, hab ich „mitgelitten“, es ging mir dann meist auch nicht gut.

Mir hat mal jemand den Unterschied so erklärt:

Mitleid ist: Du kommst zu einer tiefen Grube, dort sind viele Menschen drin, die jammern und leiden. Du springst runter und bist in der gleichen Falle.

Mitgefühl: Du schaust dir die Situation an - gehst weg, holst eine Leiter, lässt sie in die Grube runter - und gehst wieder weg.

Das ist eine sehr drastische Umschreibung und stimmt wohl nicht in jedem Fall - sicherlich kann man „mit leiden“ und trotzdem versuchen zu helfen.

Aber es ist auch was Wahres dran. Ich habe oft festgestellt, dass manche Menschen ständig Hilfe suchen, aber eigentlich nur bemitleidet werden wollen. Wenn man dann gewisse „Probleme“ anspricht, wie „schau doch mal nach, was da bei DIR vorgeht“ - wird abgeblockt.

Immer sind grundsätzlich nur die Anderen schuld an der Misere und die Hilfesuchenden wollen nicht an sich selbst arbeiten, sondern nur die Bestätigung: „Du bist gut, du bist super! Alles ist die Schuld der Anderen“.

Durch Reiki habe ich eine andere Einstellung dazu bekommen, suche erstmal den Fehler bei mir. Aber wenn dann Andere dazu überhaupt nicht bereit sind und mir immer nur ihr Leid klagen, reagiere ich nach einiger Zeit oft recht „kaltherzig“.

Das ist eine Seite an mir, die ich vorher überhaupt noch nicht kannte und das ist auch recht „gewöhnungsbedürftig“ - nicht nur für mich, auch für mein Umfeld. Dodo ist dann eben nicht mehr „sooo lieb“. Ich versuche wirklich auf die „sanfte Art“, manche Menschen zum Nachdenken zu bringen und sie nicht vor den Kopf zu stossen.... Nur habe ich nicht mehr die unendliche Geduld und das „Mitleid“ von früher.

Wie geht es euch so? Ich habe oft das Gefühl, wenn ich hier Beiträge lese, dass das bei Einigen genau andersrum läuft - sie durch Reiki „mitleidiger“ werden....

Grüsse

Dodo
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Hermione
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Beitrag von Hermione »

Hi, Dodo

Danke für die kurze präzise Definition des Unterschieds zwischen Mitleid und Mitgefühl. :applaus: Das hatte ich gesucht.

Ich seh das wie du, ich bin bereit Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Doch wenn keine Bereitschaft da ist, selbst etwas zu tun/ändern, dann zieh ich mich zurück. Mitleid ist von mir nicht mehr zu erwarten, Mitgefühl ja. Das bedeutet auch, daß ich die Faulheit anderer nicht unterstütze. Ebenso leihe ich auch mein Ohr keiner Jammerei mehr, wenn klar ist, daß sie nur bemitleidet werden wollen.

lG
Hermione
Was nützt mir die Weite des Weltalls,
wenn meine Schuhe zu eng sind?
Christian

Beitrag von Christian »

hallo dodo,
je klarer dein selbstbewußtsein wird - durch reiki oder was auch immer - um so leichter durchschaust du eigene und fremde verstrickungen, selbstbetrug, subtile erpressung, machtspiele, etc.....
ich bin für mich zu dem standpunkt gelangt, daß man bestimmten leuten am besten hilft, wenn man ihnen nicht hilft. dann können sie sich auf die eigene kräfte besinnen.
so vorzugehen ist nicht herzlos, sondern verhindert ungesunde abhängigkeiten.
schöne pfingsttage
krischan
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Sonnenlicht
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Beitrag von Sonnenlicht »

Hallo Dodo,

auch ich denke wie du.

Menschen, die immer am Jammern sind, sich selbst aber aufgeben, denen kann man nicht helfen. Dann höre ich nur zu, erzähle aus eigenem Erleben, wenn es einen ähnlichen Fall gibt, erzähle aber auch, wie ich aus der Misere rausgekommen bin.

Entweder der andere schnallt es und denkt nach oder er läßt es bleiben. Auf keinen Fall jammere ich mit. Und wenn sich das mehrmals wiederholt, höre ich nur noch nebenbei zu, zeige aber kein Mitleid.
Mitleid führt nur dazu, dass man sich selbst mit runterziehen läßt.

Mitgefühl ist angebracht, wenn es jemandem schlecht geht, der aber bereit ist, wieder nach vorn zu schauen. Da gebe ich mir schon mehr Mühe.

Negative Emotionen nicht an sich rankommen zu lassen, das hat was mit Selbstschutz zu tun. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Keiner kann es sich auf Dauer leisten, seine Nerven mit dem Elend anderer zu belasten.

Ich helfe gern, wenn jemand in Not ist, aber ich möchte auch um Hilfe gebeten werden. Sonst gibt man zu viel Kraft for nothing.

Diese Erkenntnisse sind bei mir auch mit Reiki gewachsen. Hab mir früher viel zu viel Sorgen gemacht, Sorgen um mich und um andere. Kein Wunder, dass mein Nervenkostüm arg strapaziert war und der Blutdruck ständig zu hoch.

Ich fühle mich besser mit Gelassenheit, was aber nicht heißt, dass man sich nicht mehr um andere kümmert. Man muß nur zu seinem eigenen Schutz gut abwägen, wo man seine Kräfte einsetzen kann.
Ein Zuviel an unnütz eingesetzter Kraft blockiert nur die eigene Entwicklung.

Liebe Grüße

Sonnenlicht
Jedes Lachen vermehrt das Glück auf Erden.

(Jonathan Swift)
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Carya Fee
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Beitrag von Carya Fee »

Hallo!

Mitleid nützt keinem etwas, außer das es dann beiden Seiten schlecht geht. Mit Mitgefühl zeigt man Anteilnahme. Der andere fühlt sich nicht alleine. Er muß jedoch seine Dinge selber regeln und lösen und genau dafür ist er auf dieser Welt. Das sind seine Lernaufgaben.

Letztens hatte ich eine kurze Mail-Bekanntschaft. Die andere Seite war auch so ein Jammerlappen und ich habe schon die Vermutung gehabt, daß es dieser Person um die Bestätigung ging, indem ich hätte sagen sollen: "Ach du armes Würstchen...!"
Nach der Aufforderung doch ehrlich zu sagen, was ich zu ihren Problemen meinte, sagte ich, daß sie auch mal etwas tun müssen, nicht nur jammern.
Und schwupps, hat sie den Kontakt abgebrochen. Ich habe auch nicht mehr nachgehakt, da es sich nicht lohnt. Vegebene Müh'.

Liebe Grüße,
Tanja.
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Feodora
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Beitrag von Feodora »

Hallo!

Habe sehr geschmunzelt, als ich heute diesen Thread entdeckte... und danke nun noch Tanja, die mir auch noch das passende Stichwort gegeben hat: Anteilnahme...
Genau über diesen Begriff habe ich heute morgen nachgedacht. Und ich habe dabei festgestellt, daß der Begriff für mich eben nicht den -im Gegensatz zu "Mitleid"- sinnvollen Weg darstellt... Warum? In An-Teil-nahme steckt Teil-nehmen und Teil-nehmen kann bedeuten, daß ich einen Teil übernehme, der nicht zu mir gehört, sondern zum anderen. Damit bürde ich mir eine Last auf, eine (falsche) Verantwortung und nehme dem anderen die Chance eigene Erfahrungen mit dem Themenbereich zu sammeln. Wobei ich davon ausgehe, daß das Beschriebene meist unbewußt geschieht... vielleicht besonders häufig in Familien... zwischen Kindern und Eltern...
Ich habe dann sehr darüber nachgedacht, welcher Begriff denn nun das passende Verhältnis zum anderen beschreibt... und kam zu keinem Ergebnis. Nach dem Lesen eurer Beiträge denke ich, daß es Mitgefühl sein könnte. Oder habt ihr noch andere Ideen?

Viele Grüße und schöne Pfingsten, Feodora
Ich liebe das Leben und das Leben liebt mich!
Und [b]alles[/b] was geschieht, ist Ausdruck dieser Liebe!
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Dodo
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Beitrag von Dodo »

Hallo,

ich glaube auch, dass Anteilnahme und Mitleid fast identisch sind. Mitgefühl ist eher dass, was ich empfinde.

Ich hab mal im Thesaurus nachgeschlagen. Dort werden u.a. folgende Begriffe dem "Mitleid" und "Mitgefühl" zugeordnet:

Anteilnahme - Mitempfinden - Barmherzigkeit - Entgegenkommen - Erbarmen - Einfühlungsvermögen - Weichherzigkeit - Nachsicht - Mildtätigkeit - Menschenliebe - Schonung - Milde - Verständnis - Wohlwollen - Rücksicht - Beileid - Wärme - Herzlichkeit - Duldsamkeit - Huld - Gunst - Achtung - Gewogenheit - Gnade - Güte - Liebenswürdigkeit - Sympathie

Einige davon passen m.E. da überhaupt nicht rein, z.B. Duldsamkeit und Schonung... :kratz:

Grüsse
Dodo
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Sheelara
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Beitrag von Sheelara »

Hi Dodo,

Mitgefühl ist für mich etwas sehr Wichtiges, und Deine Mail hat mich zum Nachdenken gebracht, was ich eigentlich darunter verstehe. Dein Bild von Mitleid (selbst mit in die Grube springen und auch jammern) kann ich gut nachvollziehen. Bei dem Bild mit der Leiter in Deiner Beschreibung von Mitgefühl habe ich Schwierigkeiten.

Für mich geht es beim Mitgefühl nicht darum, etwas zu tun. (Vielleicht habe ich Dich da auch falsch verstanden.) Mitgefühl bedeutet für mich unter anderem, jemandem zu signalisieren, daß ich da auch schon war, wo er gerade ist, und vielleicht auch immer wieder bin - also: Du bist nicht allein. Schon allein diese Botschaft, wenn sie wirklich von Herzen kommt, kann Wunder wirken. Und zum Zweiten bedeutet Mitgefühl für mich, einen anderen Menschen zu EHREN. Und zwar dafür, daß er in der Grube sitzt und all das auf sich genommen hat und auf sich nimmt. Daß er in seinem Kreislauf gefangen sitzt und nach Auswegen sucht und keine findet. Vielleicht auch keine finden will. Mitgefühl bedeutet für mich hier, ich sitze neben der Grube und ehre diesen Menschen, bin nicht für eine Lösung verantwortlich und auch nicht dafür, daß es ihm besser geht, sondern ich nehme ihn an in seiner Situation wie sie ist, vollständig.

Wann immer ich eine solche Art von Mitgefühl erfahren durfte von einem anderen Menschen, hat sich ganz vieles in mir gelöst und von selbst verwandelt. Wann immer ich diese Art von Mitgefühl jemand anderem entgegengebracht habe, sind die wundersamsten Dinge geschehen. Menschen, die "immer nur jammern" (also über Jahre und Jahrzehnte, nicht nur phasenweise) gibt es in meinem Umfeld nicht. Das ist mir auch nochmal ganz deutlich geworden... ich glaube weil meine Mutter und fast meine gesamte Familie so war. Jammern und mir an allem die Schuld geben. Solche Menschen will ich nicht in meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben und sie tauchen dort auch nicht auf. Find ich gut :-)

Danke für das Thema und herzliche Grüße
von Sheelara
StilleWasser

Beitrag von StilleWasser »

Es gibt noch eine dritte Gruppe von Menschen. Menschen, die zwischen beiden Bewegungen festhängen, die wollen, aber - aus welchen Gründen auch immer- nicht ständig können. Menschen, die sagen "Ich will, ich versuche es ja...." und es tatsächlich versuchen, aber immer wieder gegen innere Widerstände laufen, die sie zunächst einmal nicht überwinden können. Dass sind nicht die Menschen, die sich mit ihrem Schicksal arrangiert haben, nicht die, die einfach nicht "wollen". Leider auch Menschen, die genau zu dieser Gruppe werden könnten.

Stellt es Euch wie eine Art Behinderung vor. Denn das ist es.


Für diese Gruppe, so empfinde ich es, ist es grausam und ermüdend zwischen diesen Bewegungen hängenzubleiben. Vorwärtswollen und nicht Können. Vorwärts können und nicht Wollen, obwohl man aus tiefstem Herzen will. Das ist zerreissend. Wer dann noch damit konfrontiert wird, dass sich die Welt (verständlicherweise) abwendet und (nicht so verständlich) signalisiert "hei, Du willst ja auch nicht", der fühlt sich doppelt mies, ohne im Moment sich in der Lage zu fühlen, etwas zu ändern. Natürlich kann so etwas auch aufrütteln. *lächel* Wir können uns für den anderen nie wirklich richtig oder falsch verhalten, nur für uns selbst.



Unser "Urteil" ist oft durch die Vorstellung geprägt, wer will, der kann auch irgendwie. Dabei wird vergessen, dass es viele andere Willensmechanismen gibt, die uns in irgendeiner Art davon abhalten, unsere Herzenswünsche direkt umzusetzen. Und unser eigener Weg ist selten der Weg, der für einen anderen gangbar ist.


Überhaupt.... spiegelt unser "der/ die will ja gar nicht" nicht selten auch unsere eigene Hilflosigkeit, unsere Ohnmacht darüber wieder, dass da jemand einfach nicht so ist, wie es leicht für einen selbst wäre? Wieviele von uns werden wütend, wenn sie mit solchen Menschen konfrontiert werden, die nicht wollen und die so aussehen, als wollten sie nicht? Und wie oft spielt ein gekränktes Helferherz (Helfersyndrom) eine Rolle?



Wer wirklich helfen mag, der stellt sich auf das Gehtempo des anderen ein und schaut mit ihm zusammen, wo er welchen Schritt gehen kann. Und wenn die Erfahrung lautet:" ich stecke jetzt im Morast", dann nehmen wir es vielleicht als eine Erfahrung, die derjenige gewählt hat. Das kann man liebevoll aufnehmen oder kalt. Und es steht uns frei, wiederzugeben, wie wir selbst darüber empfinden, was der andere in uns an Eindrücken auslöst.


Wenn man nicht helfen mag, dann ist das i.O. Die Grenze setzen wir, weil wir nicht wollen, unser gutes Recht und auch unsere Pflicht. Damit sorgen wir für uns selbst.


Trotzdem hat die Gruppe der "Nicht-Woller" unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme genauso verdient, wie jeder andere Mensch. Die Frage ist nur, ob wir in der Lage sind, uns mit diesen Menschen "schadlos" zu beschäftigen und ob wir das wollen. Und wenn wir das wollen, warum?

....


Lieben Gruß StilleWasser
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Peter H.
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Beitrag von Peter H. »

Hallo Stille Wasser,

Dein Beitrag war jetzt ganz ganz wichtig für mich!

Dank Dir von Herzen :wink:

Lieben Gruß
Peter
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LebensFrisch
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Beitrag von LebensFrisch »

Yupp, schließ ich mich an.
Ich hab auch eine Bekannte, die ist voll auf Selbstmitleid.

Sie ist seit 11 Jahre verheiratet. Ihr Mann hat drei Geschäfte in den Sand gesetzt, sie bezahlt seine Schulden, haben eine große "Ranch", viele Tiere, er betrügt sie.
Das die Nerven irgendwann dabei durch sind, verständlich.
Als sie uns dann gefragt hat, was sie denn tun soll, meinten wir:
Wechsel das Schloß aus, leg seine Sachen vor die Türe und vergiss ihn.
Der Rest, kommt von allein.

Sie hörte aber nicht zu. Jammerte immer nur, wie blöd sie doch ist und wie schön sie es hätte haben können und warum nur... :boohoo:
Dann fing sie an, ja sie liebt ihn ja noch und er hat doch nichts und wenn er wieder kommt, fängt alles nach zwei Monaten wieder an...
Auf unsere Ratschläge hatte sie gar nicht reagiert...

Mittlerweile hat sie sich derrappelt.
Fürchte dich nicht vor Schatten, zeigen sie doch an, dass irgendwo in der Nähe ein Licht leuchten muss.
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