Verschrieben bekam ich den Rollstuhl für Situationen, wo längere Strecken gehen erforderlich sind. Mit dem Enkel und Familie z. B. in den Zoo gehen mit Rollator für mehrere Stunden geht nicht mehr.
Jetzt habe ich den Rollstuhl zu Hause und muß „fahren“ üben. In der Reha ging das alles wunderbar… alles ebenerdig, glatter Fliesenboden oder Teppich. Natürlich sind wir auch mal beim Rollstuhltraining vor die Türe gefahren. Aber hier zu Hause




Vom Praxis Parktplatz runter im Rolli, bis zur Hauptstr., dann abgestiegen über die Straße geschoben, reingesetzt wieder bergab gerollt. Kleine Straße überqueren ging nicht, also wieder absteigen und schieben und wieder reinsetzen. Dann sprach mich der erste Passant an, ob er mir helfen könne. Ich bedankte mich freundlich, erklärte mich: “Vielen Dank. Bin Neuling im Rollstuhl fahren. Und es geht ja jetzt bergab.“ Bis zur Haustür sprachen mich zwei weitere Passanten an. Bergauf habe ich einfach keine Kraft und natürlich fehlt mir die Übung.
Ich muss sehr hilfsbedürftig bei den ersten Fahrten ausgesehen haben. Ich wusste, wenn ich eine Strecke in Achtel aufteile, dann rolle ich bei der Hinfahrt 2/8 und schiebe 6/8, der Rückweg ist aber genau umgekehrt. Ist doch klasse.

Ein anderes Mal schob ich den Rollstuhl ganz langsam um eine Kurve. Da kam ein älterer Herr über die Straße und fragte mich lachend, ob mir der „Sprit“ ausgegangen ist. Seine Tochter tadelte ihn, aber er


Natürlich gibt es auch Momente, wo ich denke, haben die Leute keinen Anstand und keine Augen im Kopf. Ich bin mit dem Rollator auf dem Gelände vom Gesundheitsportverein, um zum Zirkeltraining zu kommen. Mich überholt ein Ehepaar, eilt auf die schwere Glaseingangstüre zu und hält sie mir nicht auf. Das Mädel hinterm Tresen kommt mir zur Hilfe. Später im Zirkel, wo ich mich von einem Gerät zum anderen „hangel“, genau wie das Ehepaar, gucken die beiden etwas betreten.
Natürlich habe ich keinen Anspruch darauf, dass mir geholfen wird als Behinderte.
Zu 95 % wird mir geholfen.
Natürlich muss ich auch darauf achten, dass mir die lieben Mitmenschen nicht zu viel aus der Hand nehmen, denn ich möchte so viel Selbständigkeit wie möglich behalten.
Ich fordere aber auch schon einmal ein: Wurde in der Reha für einen „lebendigen Unterricht“ den Medizinstudenten von unserer Neurologin in der Bonner Uni vorgestellt. Nach dem Unterricht mussten wir auf unser Taxi warten, dass uns zur Reha zurückbrachte und ich ging vorher zum WC. Die Türe ging sehr schwer, aber zum Reinfahren bekam ich sie auf. Drinnen waren auch Studentinnen, die mir vorher zu meinem Krankheitsbild Fragen gestellt hatten. Es kam am Ende keine von ihnen auf die Idee, als ich auf die Türe zurollte, mir zu helfen. Ich verharrte, blickte auf die Tür und bat mit fester Stimme darum, dass mir bitte jemand die Tür aufhält. Schwups waren zwei Studentinnen hilfsbereit.
Ja und wenn Männe jetzt erfährt, ich war mal wieder mit dem Rollstuhl unterwegs, fragt er immer lachend, ob ich wieder„Begleitpersonal“ hatte. Nein, schon lange nicht mehr. Vielleicht bin ich jetzt sicherer. Traue mir auch immer mehr zu.
Und vielleicht bekomme ich ja nach einem halben Jahr Rollstuhl fahren Räder mit Emotion Antrieb verschrieben. Damit ich auch mal einen größeren Ausflug machen kann.
Hilfsbereitschaft habe ich in den letzten Wochen jede Menge erfahren.
Hilflosigkeit leider auch.
Aber es ist gut, dass ich über mich selbst lachen kann und immer ein großes Gottvertrauen besitze.
Natürlich frage ich wie immer an dieser Stelle:
Kennst auch Du das Gefühl der Hilflosigkeit?
Hast Du vielleicht viel Hilfsbereitschaft erfahren?
Herzlich grüßt Euch
die Elvira aus dem Kohlenpott
