Ich kenne beide Seiten von dem Thema - das Saugen und das Ausgesaugt werden. Das Wort Vampir mag ich in diesem Zusammenhang auch nicht und finde es abwertend. Wer ist schon gerne bedürftig und wer bekennt sich schon freiwillig dazu, anderen Energie zu stehlen? Das hört sich wie ein Verbrechen an. In den ganzen Beiträgen hier habe ich keinen gefunden, in dem sich jemand bekennt, ein „Energievampir“ zu sein, und bei sowas ist meistens eine Wertung oder ein Vorurteil im Spiel.
Ich habe mich früher immer an andere Menschen „angedockt“, das war für mich normal, meine ganze Familie war so und ich fand nichts Falsches daran. Ich hätte es noch nicht einmal benennen können. Irgendwann fiel mir auf, daß ich die Krise kriege, wenn andere sich bei mir andocken, mir Energie wegnehmen und ständig was von mir wollen. Ich lernte die andere Seite kennen und merkte: du meine Güte, was tu ich diesen Menschen an! Würde ich mir selbst begegnen, ich würde schreiend weglaufen. Also versuchte ich, damit aufzuhören und aus mir selbst heraus zu leben. Was für mich bedeutete: alle Gefühle wegmachen und nur noch Verstand sein. Ich verlor dadurch alles, was ich mein Leben lang als Beziehung kannte. Das war schrecklich. Es gab nur entweder saugen und ausgesaugt werden oder völlige innere Isolation ohne Bezug zu meinen Mitmenschen, ohne Fließen, ohne Liebe.
Als dann Reiki kam, atmeten meine Gefühle zutiefst auf. Es gab plötzlich ein bestimmtes Setting in einer Reiki-Behandlung, wo alle nur Kanal sind, wo die Energie, die fließt, aus dem gesamten Universum kommt und wo alle was kriegen und ich keinem was nehme. Also hab ich mir erlaubt, mich bei Reiki-Behandlungen wieder zu öffnen und mich anzudocken in dem sicheren Wissen, daß ich keinem was wegnehme. Meine Lebensqualität hat sich dadurch unglaublich verbessert und meine Schuldgefühle waren fast weg. Es ist genug da für alle. Ich darf brauchen und ich darf nehmen und ich darf geben ohne was dabei zu verlieren. Ich hab mich wieder als Mensch gefühlt und als Teil der Gemeinschaft.
Aber dann ging es los bei den Menschen, mit denen ich Reiki ausgetauscht habe... Du ziehst so stark, mir ist so heiß, ab und zu fiel das Wort Vampir, alles in scherzhaftem Ton. Hat mich alles verletzt. Ich war ganz verzweifelt. Wenn nicht hier, wo denn dann? Ich hatte das doch schon extra begrenzt auf Reiki-Behandlungen und es war eine ungeheure Anstrengung, im normalen Kontakt ständig dichtzumachen, um nicht Energie zu ziehen!
Es gab eine einzige Begegnung, für die ich sehr dankbar bin, wo ich ansatzweise tief innen begriffen habe, worum es eigentlich geht. Ich habe mich angedockt bei dieser Frau und sie hat mir energetisch und ohne Worte mit Reiki übermittelt: Nein, du gehörst in deinen Körper und das hier ist mein Körper. Ich will mit Dir in Beziehung sein und nicht, daß du in mich reingehst und ich in dich reingehe. Im ersten Moment war das wie ein Schlag ins Gesicht. Wie eine ungeheure Zurückweisung - ich darf mich nicht andocken. Im zweiten Moment die Erleichterung: sie wollte wirkliche Beziehung, wirklich zu MIR. Leider dauerte die Begegnung nicht lange genug, als daß ich in diesem Punkt weitergekommen wäre.
Bei mir weiß ich, daß ich emotional Baby geblieben bin, und alle Babies docken sich an bei ihren Müttern und gehen in Symbiose, und aus dieser Symbiose heraus entwickeln sie ein eigenes Ich. Niemand bleibt innerlich freiwillig Baby und niemand wird als Erwachsener gerne darauf hingewiesen, daß er immer noch Baby-Brei als Nahrung braucht. Natürlich kann das nerven, mich selbst nervt es unsäglich, wenn mich jemand energetisch aussaugt, aber es fühlt sich so an, als würde jemand einem Baby vorwerfen, daß es Hunger hat und schreit und für sich sorgen will, und da keiner mehr da ist, der es freiwillig füttert, holt es sich ohne zu fragen, was es kriegen kann. Und fühlt sich völlig im Recht. Denn das Baby hat noch nicht gelernt, Nahrung anders aufzunehmen. Dafür braucht es Hilfe, ein eigenes Ich zu entwickeln in einer Beziehung. Es braucht jemanden, der sich darauf einläßt, der um diese Dinge weiß und sich schützen kann, ohne den anderen auszuschließen. Solche Menschen sind selten.
Da ich nicht so ein Mensch bin, der einem anderen dabei helfen kann (ich weiß ja selber noch nicht, wie‘s geht), mache ich es inzwischen so, daß ich es bei Freunden möglichst liebevoll anspreche, wenn ich mich angesaugt fühle, und bei Fremden oder entfernteren Menschen möglichst den Kontakt meide. Ich denke auch, daß es nicht darum geht, den anderen zu verändern (es sei denn durch liebevolle Hilfe, die der andere auch ausdrücklich will), sondern bei sich selber zu gucken - wie kann ich mich schützen, und für die Mutigen: wo ist der Teil von mir, der womöglich selbst auch Energie von anderen nimmt, wie kann ich ihm liebevoll begegnen und was kann ich für ihn tun?
So viel Text am frühen Morgen. Ist eins meiner Haupt-Themen.
Ich grüße Euch herzlich,
Sheelara
P.S. Ich hatte Deinen Beitrag noch nicht gelesen, Frank, als ich meinen schrieb. Du sprichst mir aus der Seele